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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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»Vielleicht bin ich einfach schon zu alt für solche Veränderungen.«
    Myra drückte ihren Arm - irgendwie zu fest für diese eigentlich liebevolle Geste; Bisesa musste sich damit begnügen, was ihre angeschlagene Tochter ihr zu geben vermochte. »Mama, wenn ich das schaffe, dann schaffst du das auch. Komm, wir wollen uns bereitmachen.«
    Als Alexej die Luke in der Kabinenwand öffnete, hatten sie den Rumpf der Maxwell vor Augen - es roch leicht verbrannt. Bisesa berührte neugierig die Hülle; eine Oberfläche, die seit vielen Monaten dem Vakuum des Raums ausgesetzt gewesen war. Sie fühlte sich heiß an.
    Die Luke der Maxwell öffnete sich.
    Sie betraten einen Innenraum, der sauber war, hell erleuchtet und schwach nach Seife roch. Der Koffer folgte klickend.
Er fuhr Beinchen mit Saugnäpfen aus, mit denen er an den Wänden Halt fand und sich wie eine dicke, fette Spinne fortbewegte.
    Die Luken schlossen sich hinter ihnen, und Bisesa verspürte ein leichtes Rütteln, als die größere Masse der Maxwell auf die Abstoßung der Spinne reagierte. Es gab kein Fenster in der Luke. Sie hätte gern gesehen, wie die abgestoßene Spinne verschwand.
    Alexej gab ihnen einen Warnhinweis. »Bedenken Sie, dass bei diesem Ding auf jedes überflüssige Gramm verzichtet wurde. Die gesamte Masse des Schiffes beträgt nur ungefähr zehn Tonnen - einschließlich des Segels. Man könnte mit einem Fußtritt den Rumpf perforieren.« Er tippte auf eine Trennwand, die sich vom Boden bis zur Decke hochzog. »Und dieses Zeug ist eine Art Reispapier. Leicht, aber empfindlich.« Er durchbohrte es mit dem Finger, um es ihnen zu demonstrieren, und dann riss er einen schmalen Streifen ab und steckte ihn sich in den Mund. »Kann man sogar essen. Im Extremfall verspeisen Sie das Mobiliar.«
    »Extremfall? Was für ein Extremfall?«, fragte Bisesa nervös.
    »Ich glaube«, sagte Myra langsam, »das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre der Verlust des Segels. Oder dass es bis zur Unbrauchbarkeit verschmutzt wird. In diesem Fall wären wir gestrandet und würden auf der Flugbahn, auf der wir uns gerade befinden, einfach weiter fallen. Eine Rettung wäre vielleicht möglich, aber es würde wahrscheinlich Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.«
    Das gab Bisesa zu denken. »Wie viele solcher Unfälle hat es denn schon gegeben?«
    »Sehr wenige«, sagte Alexej. »Aber keine tödlichen.« Er hielt ihnen einen Kurzvortrag über mehrfach gestaffelte Sicherheitseinrichtungen in der Auslegung des Missionsprofils, sodass man auch nach einem Verlust des Segels noch eine sichere Landung zu bewerkstelligen vermochte. »Es ist unwahrscheinlich, dass ein Schiff wie dieses den Geist aufgibt«,
sagte er zu Bisesa - was sie aber auch nicht völlig überzeugte.
    Dann verschwand Alexej dorthin, was er als die »Brücke« bezeichnete, und Myra und Bisesa suchten sich ein Quartier und packten ihre Sachen aus.
    Es dauerte nicht lang, die Konfiguration der Maxwell zu identifizieren. Die Druckkabine war ein Zylinder mit einer Höhe von ein paar Metern und wurde durch diese Trennwände aus Reispapier in drei Hauptdecks unterteilt. An der Basis befand sich das von Alexej sogenannte Betriebs-Deck. Durch Luken erspähten sie haufenweise Vorräte, Lebenserhaltungssysteme, Ausrüstung für Außeneinsätze und Werkzeug sowie andere Fracht. Alexejs Brücke bildete das Oberdeck.
    Das mittlere Deck umfasste den Wohnbereich. Außer einer separaten Küche und einem Bad wurde es durch bewegliche Trennwände in Räume unterteilt, die als Ruheraum, Schlafzimmer und Arbeitsräume für eine maximal zehnköpfige Besatzung dienten. Die Wände waren mit Schränken und Platz sparenden faltbaren Kojen und Stühlen »tapeziert«. Bisesa und Myra verbrachten einige Zeit mit der Beobachtung der sich bewegenden Trennwände. Dann richteten sie drei kleine Schlafzimmer ein, die möglichst weit voneinander und von der Toilette entfernt waren; die papierdünnen Wände boten kaum Schallschutz.
    Die Unterbringung war fast so rustikal wie an Bord der Spinne. Aber die schmalen Gänge und niedrigen Räume stellten einen einmaligen Kompromiss aus irdischer und Raumschiffsarchitektur dar. Das Segel vermochte maximal ein Prozent der Erdbeschleunigung zu erreichen - nicht genug, um einen am Boden zu halten. Also hatte man wie bei Raumstationen Hand-und Fußhalterungen und Klettverschlüsse gewählt sowie eine Farbcodierung mit braun für »unten« und blau für »oben«, sodass man sich auf den ersten Blick

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