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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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solide Masse, ein Knüppel, eine Waffe. Und sie wirkte wie ein Phallus-Symbol - ein durchgängiges Merkmal der bisherigen Waffensysteme der Menschheit, wie mehr als ein Beobachter süffisant angemerkt hatte.
     
    Es gab wirklich nicht viel für John zu tun; Libby befasste sich mit den Details eines Countdowns, der eigentlich ein Kinderspiel war. John wurde immer nervöser.
    »Wir werden beobachtet«, sagte Edna gleichmütig, um ihn abzulenken.
    »Werden wir? Und von wem?«
    »Von Achilles. Ingenieuren, Regierungsleuten, anderen Besatzungsmitgliedern.«
    Edna löschte den Bildschirm, und sie warfen einen Blick auf die Oberfläche des Eismonds. Das Trockendock wimmelte von Gestalten in Raumanzügen.
    »So viel zu den Sicherheitsprotokollen«, murmelte John. »Was treiben die denn da unten?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass sie gekommen sind, um den Start des ersten Weltraum-Kriegsschiffs der Menschheit zu beobachten«, erwiderte Libby.
    »Wow«, flüsterte John. »Sie hat recht. Erinnern Sie sich an Star Wars und Star Trek ?«

    Edna hatte noch nie von diesen uralten Kultfilmen gehört.
    »Hier fängt alles an«, sagte John. »Das erste Kriegsschiff. Aber sicher nicht das letzte; mein Wort drauf.«
    »Dreißig Sekunden«, sagte Libby sachlich.
    »Verfluchter Mist«, sagte John. Er umklammerte die Lehnen seines Sitzes.
    Der Ernstfall war eingetreten, wie Edna sich plötzlich bewusst wurde. Sie flog wirklich einen Einsatz gegen einen unbekannten Feind mit diesem brandneuen Schiff, dessen Antrieb nur zweimal kurz getestet worden war und in dem es noch nach Metallpolitur roch.
    »Drei, zwei, eins«, sagte Libby.
    Irgendwo im Innern des Schiffes schnappte eine magnetische Falle zu. Materie verging.
    Und Edna wurde mit einem Schub in den Sitz gedrückt, der ihr die Luft aus der Lunge presste.

{18}
MARS
    Die Reise wurde zur Routine.
    Doch Alexej gestattete noch immer keine Kommunikation über sensitive Themen oder auch nur »Geplauder« in der Kabine der Maxwell , diesem winzigen Raum, der Millionen von Kilometern vom nächsten Menschen entfernt war. »Man weiß nie, wer alles mithört.« Sie hatten zwar mehr Platz als an Bord der Spinne, aber die Papierwände waren nicht schalldicht, sodass Myra und Bisesa ohnehin keine Privatsphäre hatten.
    Niemand sprach. Sie waren eine genauso verschlossene Truppe wie in der Spinne.
    Nach einer halben Ewigkeit, die nur durch das allmähliche Schrumpfen der Sonne strukturiert wurde, schälte sich schließlich der Mars aus der Dunkelheit. Bisesa und Myra spähten neugierig durch die Brückenfenster.
    Die sich nähernde Welt war eine orangerote Skulptur mit einer pockennarbigen und runzligen Oberfläche und mit gro ßen grauen Nebelschwaden über der nördlichen Hemisphäre. Im Vergleich zur Erde, die im Weltraum genauso hell leuchtete wie der Tageshimmel, mutete der Mars Bisesa eigentümlich düster und unfreundlich an.
    Während das Lichtschiff den Mars auf einer sich verengenden Spiralbahn umkreiste, identifizierte sie die Landschaft. Da war das zerklüftete südliche Hochland mit der klaffenden Wunde in Gestalt von Hellas, und im Norden die glatteren, offensichtlich jüngeren Ebenen von Vastitas Borealis. Bisesa wurde von der Größe aller Dinge auf dem Mars überwältigt. Das Schluchtensystem von Valles Marineris zog sich fast um
ein Viertel des Planetenumfangs, und die Tharsis-Vulkane glichen einer aus Magma bestehenden Unwucht des ganzen Planeten.
    So viel hätte sie auch gesehen, wenn sie den Mars schon im Jahr 1969 und nicht erst 2069 besucht hätte. Doch heute war die Atmosphäre des Mars mit leuchtend weißen Wolken aus Wasserdampf gestreift. Und ein Umlauf führte die Maxwell direkt über den Gipfel von Olympus, wo schwarzer Rauch aus einem Krater quoll, der breit genug war, um ganz New York City zu verschlingen.
    Wenn die Narben des Sonnensturms dieses neue Gesicht des Mars noch zeichneten, dann trug er auch die Handschrift der Menschheit. Die größte Ansiedlung auf dem Mars war Port Lowell, ein äquatorialer Silberklecks an der Peripherie des zerklüfteten Hochlands. Straßen schlängelten sich in alle Richtungen - sie hatten Ähnlichkeit mit dem gitterartigen Netzwerk aus Kanälen, das die letzten Mars-Beobachter vor dem Raumzeitalter auf dem Mars gesehen haben wollten. Und zwischen den Straßen und Kuppeln leuchtete es grün: Leben von der Erde, das unter Glas im Marsboden gedieh.
    Und Myra machte noch mehr Grün aus - einen ganzen Grüngürtel, der sich über die

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