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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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nördliche Ebene erstreckte und sich als dunkler, düsterer Fleck in der großen, tiefen Senke von Hellas sammelte.
    Alexej sagte Bisesa, dass sie ein paar Nächte in Lowell verbringen würden. Sobald ein Rover zur Verfügung stand, sollte sie weiter gen Norden reisen - bis hinauf zum Pol des Mars, wie sie mit zunehmendem Unglauben zur Kenntnis nahm. Sie warf einen Blick auf diese dichte Nebelwand im Norden und fragte sich, was unter diesem Gullydeckel wohl auf sie wartete.
     
    Sie schwebten einen ganzen Tag über dem Mars, während der sanfte Druck des Sonnenlichts den Orbit der Maxwell regulierte. Dann stieg ein kompaktes, quaderförmiges Raumfahrzeug von Lowell zu ihnen empor.

    Die Besatzung der Raumfähre bestand aus einer einzigen Frau, vielleicht Mitte zwanzig. Sie war in einen lindgrünen Overall gekleidet und machte einen zerbrechlichen Eindruck. Im offenen, aber irgendwie ausdruckslosen Gesicht hatte sie eine schöne Identifikations-Tätowierung. »Hallo. Ich bin Paula. Paula Umfraville.«
    Als Paula sie direkt anlächelte, stockte Bisesa der Atem. »Verzeihung. Es ist nur …«
    »Schon gut. Viele Leute von der Erde reagieren so. Aber ich fühle mich sogar geschmeichelt, dass die Leute sich noch so gut an meine Mutter erinnern …«
    Für Bisesas Generation war das Gesicht von Helena Umfraville eines der berühmtesten Gesichter auf allen von Menschen bewohnten Welten gewesen: nicht nur wegen ihrer Teilnahme an der ersten bemannten Marsmission, sondern auch wegen der bemerkenswerten Entdeckung, die sie kurz vor ihrem Tod gemacht hatte. Paula hätte vom Aussehen her ihre jüngere Schwester sein können.
    »Ich bin nicht wichtig.« Paula breitete die Arme weit aus. »Herzlich willkommen auf dem Mars! Ich glaube, Sie werden sich darüber freuen, was wir hier gefunden haben, Bisesa Dutt …«
    Der Abstieg der Raumfähre war ein geschmeidiges Gleiten. Vor Bisesas Augen entfaltete das runzlige Antlitz des Mars sich zu einer staubigen Landschaft, die in ockerfarbenes Licht getaucht wurde.
    Paula redete ununterbrochen während des Flugs - vielleicht wollte sie mit dem Geplapper die Nervosität der Passagiere lindern. »Es ist mir schon zur Gewohnheit geworden, mich bei Besuchern von der Erde zu entschuldigen - vor allem, wenn sie zu den Polen weiterreisen wie Sie, Bisesa. Wir kommen auf dem zehnten nördlichen Breitengrad runter und müssen von dort eine Überlandfahrt zur Polkappe unternehmen. Aber alle Versorgungseinrichtungen befinden sich hier in Lowell, und die anderen Kolonien liegen in der Nähe des
Äquators, weil der Äquatorialgürtel nämlich die einzig mögliche Landezone für die chemischen Raketen der ersten Generation war.«
    Myra interessierte sich aber mehr für Paula als für den Mars. »Ich habe mich nach dem Sonnensturm mit Astronautik beschäftigt«, sagte sie verlegen. »Helena Umfraville war eine Heldin für mich - ich habe ihre Biographie gelesen. Aber ich wusste nicht, dass sie auch eine Tochter hatte.«
    Paula zuckte die Achseln. »Sie hatte auch keine, bevor sie zum Mars flog. Aber sie wollte ein Kind. Sie wusste, dass sie in der Aurora 1 monatelang der Weltraumstrahlung ausgesetzt wäre. Deshalb hat sie vor dem Abflug Eizellen und anderes genetisches Material deponiert. Es wurde während des Sonnensturms in ein Hibernaculum gebracht. Und als der Sturm vorbei war, hat mein Vater - aber egal. Jedenfalls bin ich jetzt hier. Natürlich hat meine Mutter mich nie kennengelernt. Aber ich glaube, sie wäre stolz gewesen, dass ich auch zum Mars geflogen und gewissermaßen in ihre Fußstapfen getreten bin.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Bisesa.
    Die Landung erfolgte zügig und routiniert auf einer Rampe, die aus einer Art Glas bestand, das aus geschmolzenem Regolith hergestellt worden war. Bisesa machte große Augen. Das war also der Mars. Außer der verschrammten Oberfläche der Rampe war alles rötlich braun: das Land, der Himmel, sogar die ausgebleichte Scheibe der Sonne.
    Nach wenigen Minuten kam ein Kleinbus mit blasenartigen Fenstern und Ballonreifen auf sie zugehoppelt wie ein junger Hund. Er hatte eine grüne Lackierung wie Paulas Springerkombi - natürlich hatte man Grün als Kontrastfarbe zum roten Mars gewählt, sagte sich Bisesa. Sie folgte Paula mit Alexej, Myra, dem Gepäck und weiteren Ausrüstungsgegenständen durch einen Andocktunnel. Der Bus wirkte mit den Reihen der Plastiksitze wie ein typischer irdischer Flughafenbus.

    Als der Bus losgefahren war, hielt Paula ihnen

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