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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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auf der Wange.
    Sie starrten Bisesa an und rückten etwas zusammen.
    Ein stämmiger Mittzwanziger trat vor und schüttelte Bisesa die Hand. »Sie müssen schon entschuldigen. Wir bekommen
hier oben nicht allzu oft Besuch.« Er hatte eine knubbelige Säufernase, zu einem Pferdeschwanz geflochtenes fettiges schwarzes Haar und einen Rauschebart. Sein Akzent war unbestimmt - er hätte amerikanisch sein können, war aber mit längeren europäischen Vokalen durchsetzt.
    »Sie sind Juri, nicht wahr? Sie waren auf dem Eis-Bike.«
    »Ja. Wir haben miteinander geredet. Juri O’Rourke. Ortsansässiger Glaziologe, Klimaforscher - suchen Sie sich was aus.« Dann stellte er den Rest der Basisbesatzung vor: Ellie von Devender, Physikerin, Grendel Speth, promovierte Biologin, und Hanse Critchfield, Ingenieur mit den Zuständigkeitsbereichen Energieversorgung, Transport und Lebenserhaltungssysteme sowie Fachmann für den Bohrturm, die wissenschaftliche Einrichtung der Basis. »Wir alle sind für mehrere Aufgabenbereiche einsetzbar«, sagte Juri, »und wir sind obendrein noch ausgebildete Sanitäter …«
    Ellie von Devender näherte sich Bisesa. Die Physikerin war vielleicht dreißig - sie wirkte stämmig in ihrem Overall und hatte das Haar streng zurückgekämmt. Sie trug eine dickrandige Brille - ein Spleen, der ihre Augen verbarg und ihr eine aggressive Optik verlieh.
    »Einen Glaziologen und Biologen hätte ich hier bestimmt erwartet«, sagte Bisesa verwundert. »Aber einen Physiker?«
    »Die Glaziologie ist auch der Grund, weshalb die Basis überhaupt existiert - zusammen mit Grendel und ihrem Feuchtlabor. Und ich bin der Grund, weshalb Sie hier sind, Ms. Dutt.«
    Juri klopfte Bisesa auf die Schulter. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Anlage.« Er führte sie zügig durch das Habitat. »Wir nennen diese Einrichtung Büchse Sechs «, sagte er. »Die Schleuse für Außeneinsätze …«
    Büchse Sechs war eine Kunststoffblase, deren türkisfarbene Wände mit einem wellenförmigen optischen Täuschungsmuster verziert waren. Sie hatte einen Wabenkern-Fußboden, der das Habitat am größten Umfang horizontal teilte, und beim Blick nach unten sah Bisesa Vorräte, die im Raum unter dem
Boden aufgestapelt waren. Es gab keine Anzeichen von Raumanzügen, aber seltsame Luken in den Wänden führten vielleicht zu draußen aufbewahrten Anzügen wie beim Rover. Die Ausrüstung wurde hier oben gelagert: anscheinend Ersatzteile und andere Ausrüstung für die Rover, ein kleines wissenschaftliches Labor sowie eine Krankenstation. Diese bestand aus einem von medizinischem Gerät umgebenen Bett, das mit einem Plastikvorhang abgetrennt werden konnte. Es war dunkel und fühlte sich kalt und staubig an, als ob es kaum genutzt würde.
    Juri scheuchte sie förmlich durch eine kleine Luftschleuse zu einem anderen Modul: » Büchse Fünf - Wissenschaft«, erklärte er. Hier gab es ein weiteres, umfangreicheres Labor, einen größeren Sanitätsbereich und etwas, das wie eine kleine Sporthalle aussah. Sie war heller als die anderen Räumlichkeiten, und die Wände waren mit Leuchtpanelen verkleidet, die Motive von Bergen und Flüssen darstellten.
    »Wieso zwei Labors und zwei Krankenstationen?«, fragte Bisesa Myra murmelnd.
    Myra zuckte die Achseln. »Vielleicht um Kontamination zu vermeiden. Wenn man von einem Außeneinsatz zurückkommt, kann man die Proben gleich hier bearbeiten und Verletzungen behandeln, ohne die Sperren zum Rest der Basis zu durchbrechen.«
    »Kontamination der Besatzung durch Marsianer?«
    »Oder von Marsianern durch die Besatzung.«
    In Büchse Fünf nahm Grendel Speth - eine kleine, adrette und schlanke Person, deren schwarzes Haar schon graue Strähnen zeigte - routiniert eine Blut-und Urinprobe von jedem Besucher und machte außerdem einen Wangenabstrich. »Nur damit die Station Ihre Gesundheit gewährleisten kann«, sagte sie. »Sie werden auf Allergien, Ernährungsgenomik und solche Dinge getestet. Unser Essen kommt tiefgekühlt aus den Depots von Lowell, und dann ziehen wir noch einheimisches Gemüse in unserem eigenen Garten. Wir werden Nahrungsmittelzusätze
hinzugeben, um sicherzustellen, dass Ihr spezifischer Nährstoffbedarf gedeckt wird. Sie werden nicht einmal merken, dass sie überhaupt drin sind …«
    Nun schleuste Juri sie durch ein drittes Modul - Büchse Drei , zweifellos ein Schlafbereich, der in schuhkartongroße Schlafräume unterteilt war, die allem Anschein nach aber nicht genutzt wurden. Sie gelangten zu

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