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Wächter

Wächter

Titel: Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baxter Clarke
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einem anderen Modul, Büchse Zwei . Groteskerweise sollte die Ausrüstung dieses Moduls ein Grandhotel namens »Mars-Astoria« simulieren. Jedoch waren viele Trennwände eingerissen worden, um ein großzügigeres Raumgefühl zu vermitteln - wobei der Kernbereich nach wie vor aus einer kleinen Küche und einem »Duschklo« bestand. Es gab vier Betten in diesem runden Raum, die von kleinen Nachttischen und Stühlen flankiert wurden; auf den Betten waren Kleidung und andere Gegenstände verstreut. Die ungenutzten Flächen waren mit Softscreens gepflastert, die im Endlosschleifenbetrieb etwas zeigten, das wie persönliche Bilder von Familien, Haustieren und irdischen Landschaften aussah.
    »Sie nutzen diese Räume aber nicht wie von den Erbauern vorgesehen, oder?«, fragte Myra neugierig.
    »Wells wurde für zehn Personen errichtet; wir sind aber nur zu viert«, sagte Juri. »Die Nächte sind lang hier, Myra. Wir ziehen es deshalb vor, zusammenzuleben.«
    Danach führte Juri sie wie um Entschuldigung heischend durch ein Treppenhaus zu einer kleinen Oberflächenkuppel und dann eine ins Eis gehauene Treppe hinunter. »Wir bitten das zu entschuldigen. Wie Sie sehen, haben wir nur vier Betten verfügbar, und die ungenutzten Module haben wir stillgelegt. Wir bringen Besucher normalerweise hier unten unter, im Strahlensturm-Schutzbunker … wenn Ihnen das aber nicht zusagt, können wir auch eine weitere Büchse öffnen.«
    Bisesa schaute sich beim Abstieg flüchtig um. Die Kaverne im Eis war ein flacher Zylinder, der durch Trennwände in tortenstückartige Segmente unterteilt war. Sie sah eine Küche,
eine Funkstation, eine Duschkabine und einen mit Gegenständen angefüllten Raum, der wie ein Labor oder eine medizinische Station aussah. Diese Unterkunft war verwohnt. Der Boden in der Küche und um die Dusche war verschrammt, die Wände und Metalloberflächen schienen durch ständige Benutzung blank geschliffen zu sein und es roch leicht muffig - nach Luft, die zu oft wiederaufbereitet worden war.
    Ein Abschnitt der Höhlenwand lag frei, und sie sah dort eine sonderbare Verzierung: ein schmales Band, das mit schwachen Strichen markiert war und ein zollstockartiges Wechselspiel von hell und dunkel. Dieser Strichcode-Fries zog sich um die Wölbung der Wand wie die abgezogene Haut einer Riesenschlange.
    Der Raum, den Myra und Bisesa sich teilen sollten, glich einem Tortenstück - gerade groß genug für ein Etagenbett, einen Tisch und zwei Stühle. Die Rückwand bestand aus mit durchscheinendem Kunststoff verkleidetem Eis und war ebenfalls mit diesem sonderbaren Strichcode-Design verziert, das sich über die ganze Länge der Wand erstreckte.
    Juri hockte sich aufs Bett, und sie richteten sich ein. Er füllte den kleinen Raum zu einem großen Teil aus. »Es ist ziemlich einsam hier in Wells, aber wir kommen zurecht. Zumal die polare Kälte auch kaum einen Unterschied macht. Wenn man auf dem Mars am Äquator im Hochsommer um zwölf Uhr mittags nach draußen ginge, würde man sich immer noch den Hintern abfrieren. Das eigentliche Problem hier oben ist die Dunkelheit - ein halbes Marsjahr auf einmal, zwölf Erdmonate. Die Polarforscher auf der Erde waren auch schon damit konfrontiert worden. Wir haben wirklich viel von diesen Jungs gelernt. Allerdings mehr von Shackleton als von Scott.«
    »Juri, ich habe Schwierigkeiten, Ihren Akzent einzuordnen«, sagte Myra.
    »Meine Mutter war Russin, daher mein Vorname, und mein Vater Ire, was aus meinem Nachnamen ersichtlich ist. Ich bin
offiziell irischer Staatsbürger, also ein Bürger von Eurasien.« Er grinste. »Aber das ist hier kaum von Belang. Solche Dinge verlieren jenseits der Erde ihre Bedeutung.« Er wandte sich an Bisesa. »Schauen Sie, Ms. Dutt …«
    »Bisesa.«
    »Bisesa. Ich weiß, dass Sie wegen des Dings in der Grube hier sind.«
    Bisesa warf einen Blick auf Myra. Was für ein Ding? Und was für eine Grube ?
    »Aber Sie müssen doch wissen, was wir hier tun.« Mit der Hand folgte er dem Verlauf der Streifenmuster an der Wand. Die schwachen Linien wiesen eine unterschiedliche Breite und Farbe auf. Sie hatten wirklich Ähnlichkeit mit einem Strichcode oder einem Spektrogramm. » Schauen Sie sich das an. Deshalb bin ich überhaupt nur hierher gekommen. Dieses Wallpaper ist die vollständigste Abbildung des Kerns, die wir bisher zu extrahieren vermochten.«
    Myra nickte. »Ein Eiskern vom Mars.«
    »Richtig. Wir haben die Bohrung direkt hier niedergebracht, von der Spitze der

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