Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern und dich zu retten. Oder etwa nicht?«
Er sah die Unsicherheit in Kyros’ Augen und kämpfte gegen das siegessichere Lächeln an, das sich auf seinen Zügen auszubreiten drohte.
»Die beiden versuchen, dich für dumm zu verkaufen, Kyros. Denk nach. Bestimmt lachen sie sich hinter deinem Rücken ins Fäustchen, und zwar genau in dieser Sekunde. Alle beide. Alexion ist hier, um dich und alle anderen zu töten, und nicht, um dich zu retten. Wenn er dich wirklich retten wollte, hätte er dir schon längst ein Revier in einer anständigen Großstadt zugewiesen. Aber das hat er nicht getan, stimmt’s?«
Stryker bemühte sich um eine mitfühlende Miene. »Vertrau mir, wenn er zu Acheron zurückkehrt, wird kein einziger Dark Hunter in dieser Gegend mehr am Leben sein, es sei denn, es gelingt dir, Alexion vorher zu töten.«
Stryker glitt von Kyros’ Schreibtisch und beugte sich vor. »Du hast doch bereits eine Kostprobe seiner Arbeit bekommen. Lag Marco nicht genau dort, wo ich es dir gesagt habe?«
»Ja.«
Sehr gut. Seine Daimons hatten seine Befehle also befolgt. »Und war er nicht genau auf die Weise getötet worden, wie ich gesagt habe?«
»Ja.«
»Und war Alexion nicht dort?«
Kyros nickte. »Alles, was du vorhergesehen hast, ist eingetreten.«
»Wer belügt dich dann?«
»Sie«, antwortete Kyros automatisch.
»Genau.« Schließlich gestattete Stryker sich ein Lächeln. »Sie lügen, und was werden wir dagegen unternehmen?«
Kyros starrte ihm finster ins Gesicht. »Ich werde ihn töten.«
Danger sah Alexions niedergeschlagene Miene, als er sich gegenüber von ihr an den kleinen runden Tisch setzte. Für einen Mann, der behauptete, keinerlei Emotionen zu haben, zeigte er sich erstaunlich gefühlvoll.
Er hatte darauf bestanden, dass sie nicht zurück in ihr Haus fuhren, wo der Dämon sie möglicherweise finden (oder sogar noch auf sie warten) könnte. Stattdessen hatten sie sich ein Hotelzimmer in der Stadt gemietet.
Offen gestanden war Danger deswegen ein klein wenig nervös. Sie hielt sich nicht gern außerhalb ihrer eigenen vier Wände auf. Wenn das Zimmermädchen morgen früh hereinkam und die Sonne ins Zimmer drang …
Alexion würde nicht in einer goldenen Staubwolke explodieren, sie hingegen schon. Doch Alexion versprach ihr hoch und heilig, er werde darauf achten, dass ihr nichts passierte.
Das ist dann schätzungsweise der Test.
Wenn sie diesen Tag überstand, sagte er die Wahrheit. Wenn nicht … tja, dann wäre sie echt sauer.
Und tot.
In der Zwischenzeit waren sie allein in ihrem kleinen Hotelzimmer. Und offen gesagt sah Alexion ziemlich erschöpft aus. Die Begegnung mit Kyros hatte ihn offenbar ziemlich mitgenommen; so sehr, dass er sein Essen kaum angerührt hatte.
»Er kommt bestimmt wieder«, meinte sie und zog ihre Stiefel und Strümpfe aus.
Er sah sie an. »Ich wünschte, ich hätte Ihren Optimismus und Ihr Vertrauen.«
»Dann vertrauen Sie auf Acheron. Das sagen Sie mir doch schon die ganze Zeit. Hätte er Sie hergeschickt, wenn er gewusst hätte, dass Sie scheitern?«
»Ja«, sagte er mit einer Mischung aus Resignation und merkwürdiger Entschlossenheit.
Seine Antwort erstaunte sie. »Nein, hätte er nicht. Das wäre grausam.«
»Stimmt«, bestätigte er. »Er hätte es getan. Manchmal muss man scheitern, um Erfolg zu haben, sagt er immer. Ob wir wollen oder nicht, im Universum herrscht eine bestimmte Ordnung. Manchmal ist sie schwer zu verstehen und sehr oft schwer zu akzeptieren, aber sie existiert. Scheitern gehört zum Leben, und niemand kann bei allem, was er tut, immer nur Erfolg haben.«
Sie schnaubte verächtlich. »Das ist übel.«
Er nickte. »Aber das Scheitern ist der Preis, den wir für unseren freien Willen zahlen.«
»Vielleicht wären wir ohne ihn besser dran.«
Er lachte auf. »Das findet Acheron auch meistens. Er hasst den freien Willen, würde sich ihm aber nie in den Weg stellen.«
»Wie auch?«
Wieder schwieg Alexion.
Sie spürte seine Ruhelosigkeit, obwohl er scheinbar gelassen auf seinem Stuhl saß. Sie hatte bereits zweimal etwas gegessen, er nicht. Er hatte nur gemeint, er sei nicht hungrig. Doch wenn man bedachte, dass er nichts schmecken konnte, war es nicht weiter verwunderlich.
»Wollen Sie sich nicht hinlegen?«
Er stieß den Atem aus. »Ich komme später nach.«
»Alexion …«
»Es geht mir gut, Danger. Wirklich.«
Nein, das stimmte nicht. Sie brauchte keine sfora , um das zu sehen.
Sie
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