Wächterin der Dunkelheit: Roman (German Edition)
stand auf und trat neben ihn. »Es geht Ihnen überhaupt nicht gut.«
Er sah zu ihr auf. Die Schönheit seiner Augen, in denen sich die Qual so unübersehbar spiegelte, berührte sie zutiefst. »Nein, tut es nicht.«
Mit diesem Eingeständnis hatte sie nicht gerechnet.
»Ich bin derjenige, der Acherons E-Mails überwacht«, sagte er leise. »Ich bin in Katoteros, wenn sein Handy pausenlos klingelt, weil jeder mit ihm reden will, Tag und Nacht. Es gibt Phasen, in denen ihn das regelrecht in den Wahnsinn treibt. Aber ich beneide ihn um dieses Chaos. Um diese ›menschlichen‹ Kontakte. Ich glaube, das ist der Grund, weshalb er sich in meiner Gegenwart nie darüber beschwert. Er weiß, dass ich einen Mord begehen würde, um das zu haben.«
Die tiefe Traurigkeit in diesen leuchtenden grünen Augen bohrte sich schmerzhaft in ihr Herz.
»Mein Leben ist so endlos«, fuhr er mit einer Stimme fort, die das wahre Ausmaß seines Kummers widerspiegelte. »Abgesehen von Acheron und Simi ist der Kontakt zu den Shades alles, was ich habe. Kontakt mit Verdammten, die mich schreiend um Hilfe anbetteln, weil ich eines der wenigen Geschöpfe bin, das sie hören kann. Aber die, die auf der Insel Padesios leben, wollen nichts mit mir zu tun haben, sondern meiden mich, wann immer ich ihnen begegne.«
»Welche Insel?«
Er seufzte. »Das ist eine Region in Katoteros, wo Acheron die Shades in einer Art Paradies leben lässt. Ihre Existenz ist begrenzt, so wie meine, aber sie leiden nicht. Nicht wie die anderen. Obwohl ich finde, die Gewissheit, niemals mehr menschlich sein zu können, ist Strafe genug. Ich schätze, das ist der Grund, weshalb sie mich hassen. Ich habe wenigstens so etwas wie eine menschliche Gestalt. Sie nicht, und sie werden auch nie wieder eine haben.«
»Und wieso gibt ihnen Acheron keine?«
»Aus demselben Grund, weshalb er mich nur auf die Erde schickt, wenn es unbedingt sein muss. Es ist grausam, beinahe menschlich zu sein und zu wissen, dass man es nie wieder sein wird. Es reißt nur alte Wunden auf.«
Die Qual, die er erdulden musste, berührte sie zutiefst. Er sah so allein, so verloren aus – Regungen, die sie nur zu gut kannte. Sie hatte sie in den vergangenen zweihundert Jahren oft genug selbst erfahren und konnte nur ahnen, wie es sein musste, neuntausend Jahre lang immer wieder davon heimgesucht zu werden.
Sie legte ihre Hand auf seine stoppelige Wange, die sich unter ihren Fingern rau anfühlte. Die Berührung jagte ihr einen Schauder durch den Arm.
Er schloss die Augen und holte tief Luft, als wolle er den Duft ihrer Haut in seine Lunge saugen, das Gefühl ihrer Berührung genießen.
Seine Einsamkeit berührte einen Teil in ihrem Innern, von dem sie nicht gewusst hatte, dass er existierte. Einen Teil ihres Selbst, der genauso war wie er. Für immer allein.
Mit hämmerndem Herzen beugte sie sich vor und legte ihre Lippen auf seinen Mund.
Alexion war nicht auf ihren Kuss gefasst gewesen. Er wünschte, er könnte sie tatsächlich schmecken. Erfahren, wie sich ihr Atem mit seinem vermischte, während ihre Zunge seine Mundhöhle erforschte.
Abrupt erwachte sein Körper zum Leben, während die Sehnsucht in ihm aufstieg, sie nackt an sich zu spüren. Er vertiefte seinen Kuss, ehe er sich von ihr löste und sie ansah. »Bitte, tu mir das nicht an, Danger. Es ist grausam. Schließlich weißt du genau, wie lange ich schon keine Frau mehr hatte.«
Für einen Moment spürte er ihren heftigen Atem an seiner Wange, ehe sie die Arme hob und sich die Bluse über den Kopf streifte.
Beim Anblick des schwarzen Spitzen- BH s, der ihre festen Brüste kaum verhüllte, drohte sein Herzschlag auszusetzen. Er sah ihre rosigen Brustwarzen, die sich ihm entgegenreckten, gierig nach der Berührung seines Mundes.
Noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen.
Danger wusste, dass sie das nicht tun sollte, doch sie konnte sich nicht länger beherrschen. Wie er hatte auch sie viel zu lange auf Sex verzichten müssen. Doch was noch viel wichtiger war – sie spürte diese seltsame Verbindung, die zwischen ihnen bestand. Ob es verkehrt war oder nicht, sie wollte es. In diesem Moment. Und sie brauchte ihn ebenso wie er.
Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust.
Er sog scharf den Atem ein, ehe er seine Finger unter den Spitzenstoff schob. Die Haut an seinen Fingern fühlte sich ein wenig rau an, doch seine Berührung war sanft wie ein Federstrich, als er behutsam ihr weiches Fleisch zu kneten begann.
Sie richtete
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