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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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an.
    »Ich gehe jetzt arbeiten, bevor das hier noch ausartet«, sagte ich leise. »Reichen dir zehn Stunden, um herauszufinden, ob du mir verzeihen kannst?«
    »Es geht nicht ums Verzeihen«, erwiderte er, »sondern darum, ob du mit mir zusammen sein willst. Glaubst du, das kannst du in zehn Stunden herausfinden?«
    Bevor ich antworten konnte, nahm Noah seine Kaffeetasse, machte auf dem Absatz kehrt und ging in sein Schlafzimmer. »Viel Spaß bei der Arbeit.«
    Ja, den werde ich haben,
dachte ich, sammelte meine Siebensachen ein und stampfte zur Tür wie ein getadeltes Schulkind.

[home]
Kapitel zehn
    A uf dem Weg zur Arbeit fühlte ich mich wie ein geprügelter Hund. Es geschah mir recht, das wusste ich ja, aber trotzdem war ich sauer auf Noah. Hatte ich mir etwa eingebildet, er würde mir auf den Knien danken, dass ich die Sache in die Hand genommen hatte? Mich dafür loben, wie geschickt ich einen Soziopathen manipuliert hatte? Mir war elend zumute, und doch bereute ich nicht im Geringsten, was ich getan hatte. Schließlich war er mir gegenüber auch nicht vollkommen ehrlich gewesen, oder?
    Ach, immer diese Beziehungskisten. Darin war ich gar nicht gut, und das war auch der Grund, warum ich so wenige Beziehungen gehabt hatte.
    Aber nun war Schluss mit der Jammerei. Wenn Noah und ich zusammenbleiben wollten, mussten wir uns wieder versöhnen, und wenn das nicht klappte … Nun, dann war es das eben gewesen. Aber hier herumzusitzen und sich Gedanken zu machen hatte keinen Sinn. Ich wollte mir von einem Streit nicht den Tag verderben lassen.
    Als ein paar Minuten später das Telefon klingelte, stellte ich meinen Caffè Latte ab, legte die Akte, die ich gerade studierte, hin, ergriff den Hörer und meldete mich schwungvoll: »Hier Dawn Riley.«
    »Guten Morgen, Dawn Riley«, antwortete eine vertraute tiefe, ein wenig rauhe Stimme.
    Ich lächelte und fühlte mich schon viel besser. »Antwoine!«
    Antwoine Jones und ich hatten uns kennengelernt kurz bevor Karatos mein Leben durcheinanderbrachte. Außer Noah und meiner Mutter war Antwoine der einzige Mensch, der wusste, was ich war. Er hatte eine langjährige Beziehung zu einem Sukkubus unterhalten, bis mein Vater der Sache vor Jahren ein Ende machte. Antwoine wusste eine Menge über das Traumreich – einiges mehr als ich. Ich weiß nicht, was ich in meinem Kampf gegen Karatos ohne ihn getan hätte.
    »In welche Schwierigkeiten hast du dich denn jetzt wieder gebracht, Mädchen?« Keine Ahnung, woher er es erfahren hatte, aber zuweilen schien er mich besser zu kennen als ich mich selbst.
    »Wovon sprichst du?«
    »Es wird gemunkelt, dass dich die Oberste Wächterin vor den Rat zitiert hat.«
    Sehen Sie? Er ist ein menschliches Wesen, aus dem Traumreich verbannt, und weiß trotzdem noch vieles, was kein Sterblicher wissen sollte. Er wollte mir auch nicht verraten, woher er die Neuigkeit hatte.
    »Stimmt, aber mir geht’s gut.« Ich zögerte. »Glaube ich wenigstens.«
    Sein leises Lachen amüsierte mich, obgleich ich mir dumm vorkam. »Ich kenne jemanden, der dir etwas über die gute Padera erzählen könnte.«
    Huch, das war der Name der Obersten Wächterin. »Und wer ist das?«
    »Madrene«, kam die leise Antwort.
    Madrene war der Sukkubus, den Antwoine liebte. Da mein Vater ihn aus dem Traumreich verbannt hatte, hatte er sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Natürlich hatte Antwoine noch immer sein Plätzchen im Traumreich, denn ohne zu träumen können Menschen nicht leben. Ich hatte Antwoine versprochen, seine frühere Geliebte zu suchen, als Gegenleistung für alles, war er für mich getan hatte. Doch bisher hatte ich mein Versprechen noch nicht eingelöst.
    Jetzt bot sich dazu eine gute Gelegenheit, wie mir schien. Ich riskierte, Morpheus damit auf den Schlips zu treten, aber selbst er musste eingestehen, dass ich Antwoine etwas schuldig war, und würde mir daher wohl nicht allzu viel Ärger machen.
    Außerdem wollte ich lieber meinen Vater verärgern als mein Wort brechen. Und falls Madrene mir in Bezug auf die Oberste Wächterin helfen konnte, war es die Sache allemal wert.
    »Tut mir leid, aber ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt«, sagte ich. »Ich werde nach ihr suchen, okay?« Wann, wusste ich noch nicht genau, aber sicher bald. Heute Abend musste ich erst einmal die Angelegenheit zwischen mir und Noah wieder ins Reine bringen. »Wahrscheinlich morgen.«
    »Du bist ein liebes Mädchen, Dawn.«
    So fühlte ich mich aber nicht. »Lob mich nicht

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