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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Frechheit? »Und komm mir nicht wieder mit diesem Käse von wegen ›Gesetze‹. Du hast doch nur deswegen solch eine Angst vor mir, weil es für das, was ich kann, gar keine Gesetze gibt.« Das stimmte. Ich hatte gegen kein Gesetz verstoßen, als ich Noah mit ins Traumreich brachte, weil kein anderes Traumwesen dazu fähig war – nicht einmal mein Vater. Und Wesen meiner Art beeinflussten andauernd Träume. Ich hatte also die Gesetze vielleicht ein wenig gebeugt, aber keines gebrochen.
    »Angst vor dir?«, höhnte Padera, die Oberste Wächterin. »Ich fürchte dich nicht, ich
verabscheue
dich.«
    »Warum eigentlich?« Ich wollte es wirklich wissen. »Weil ich zur Hälfte ein Mensch bin? Oder glaubst du an diese Prophezeiung, nach der ich die Welt zerstören werde?«
    Ihr Züge wurden hart. »Bevor Morpheus deine Mutter in diese Welt brachte, herrschte hier Ordnung, und alles war im Lot. Mit deiner Geburt wurde alles anders. Immer mehr Sterbliche können mit dem Traumreich in Verbindung treten. Der Schleier zwischen den Welten wird dünner, der Untergang unseres Reiches rückt näher.«
    Na toll. Und das nahm sie als Beweis dafür, dass ich ihre Welt zerstören wollte. Was für ein Schwachsinn. »Ich habe nichts dergleichen vor.«
    »Aber es ist deine Schuld.«
    Konnte sie das beweisen? »Der Rat sieht das offenbar anders.«
    »Was, meinst du, werden sie sagen, wenn sie hören, was du dir jetzt wieder geleistet hast? So etwas hast du doch schon einmal gemacht, nicht? Weißt du eigentlich, dass dieses arme Mädchen noch immer von dem träumt, was du ihr angetan hast? Ihr Geist hat sich nie völlig davon erholt.«
    Das wollte ich gar nicht hören. »Ich war noch ein Kind und wusste nicht, was ich tat.«
    »Aber jetzt weißt du es, oder?«
    Da hatte sie mich. »Also, was willst du jetzt tun?« Konnte sie überhaupt etwas tun? Wenn ja, wäre sie dann nicht mit dem ganzen Rat erschienen? Stattdessen war sie allein gekommen.
    Wieder dieses unheimliche Lächeln. »Ich habe es bereits getan. Ich habe rückgängig gemacht, was du Phillip angetan hast. Er weiß nichts mehr davon.«
    Ich ballte die Fäuste. »Du gemeines Biest! Du lässt einen Vergewaltiger laufen, nur weil du mit mir ein Hühnchen zu rupfen hast?«
    Das versetzte ihrer Freude einen kleinen Dämpfer. »Ich habe einen Träumenden von den Zwängen befreit, die du ihm auferlegt hast.«
    »So ein Blödsinn! Wenn du wirklich so großherzig wärst, hättest du schon vor Jahren das Gleiche bei Jackey gemacht. Du wolltest es mir nur heimzahlen, du Miststück.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wurde sie ganz dunkel – fast wie ein Fotonegativ –, dann fuhr sie mich an: »Du jämmerliches Halbblut! Du hast kein Recht, hier in dieser Welt irgendwelche Macht auszuüben! Du dürftest gar nicht leben!«
    Halbblut? Ich dürfte nicht leben? Ich beugte mich vor, bis mein Gesicht ganz dich vor ihrem war, und sagte mit einem kalten Lächeln: »Ich habe aber Macht. Sogar eine ganze Menge. Du magst ja die Oberste im Rat der Nachtmahre sein, aber ich bin immer noch Morpheus’ Tochter, und du wirst mich entsprechend behandeln, sonst mache ich dir die Hölle heiß.« Offensichtlich hatte auch ich meine dunklen Seiten, denn normalerweise hätte ich mich jetzt zumindest ein bisschen gefürchtet.
    »Wie kannst du es wagen?«, flüsterte sie.
    Ich tat so, als sei ich erschrocken, dann antwortete ich mit gespieltem Erstaunen: »Du hast vielleicht Nerven, Prinzessin. Da überrede ich einen Serienvergewaltiger, sich der Polizei zu stellen, und du lässt ihn laufen. Das Blut des nächsten Opfers klebt an deinen Händen.«
    Die Oberste Wächterin grinste mich hämisch an. »Am meisten freut mich daran, dass du dich so darüber ärgerst.«
    Ich hätte sie umbringen können. Wirklich und wahrhaftig. Ich glaube, wenn ich einen meiner Art hätte auslöschen können, hätte ich es getan. Doch zum Glück für die Oberste Wächterin war mein Vater der Einzige, der diese Macht besaß.
    »Und lass dir nicht einfallen, ihm noch einmal zuzusetzen«, warnte sie mich. »Wenn ich auch nur die kleinste Spur von dir in den Träumen dieses Mannes entdecke, melde ich dich dem Rat – und berichte ihm von Miss Jenkins. Dann werden sie dich wohl nicht mehr für unschuldig halten.«
    Das Risiko war es beinahe wert, dachte ich, doch schon fuhr sie fort: »Und wenn du ausgelöscht bist, wer wird sich dann um deine Mutter kümmern, während dein Vater damit beschäftigt ist, um sein Königreich zu

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