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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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nicht. Das hier war meine Welt.
    Ha!
Meine
Welt.
    Phil lächelte. »Ich habe keine Angst.«
    Hätte er aber haben sollen, oder? Wenn ich mich gegen ihn zur Wehr setzte, fragte ich mich, fiele das dann unter die Kategorie »einem Träumenden schaden« oder wäre es Notwehr? Und würde mir irgendjemand glauben, dass die Oberste Wächterin, meine vermaledeite Halbschwester, ihn auf mich angesetzt hatte?
    Bei meinem Glück wahrscheinlich nicht. Aber das war jetzt meine geringste Sorge. Jetzt ging es erst einmal darum, zu verhindern, dass Philip Schaden anrichtete.
    Ich machte noch einen Schritt rückwärts, dann drehte ich mich um und rannte davon. Während meine Füße auf den Boden trommelten, konzentrierte ich mich darauf, den Traum zu verlassen. Ich versuchte aufzuwachen, aber es gelang mir nicht. Als Nächstes wollte ich mich woandershin teleportieren, aber das funktionierte auch nicht.
    Und dann prallte ich gegen einen Zaun. Er war mindestens fünf Meter hoch und hatte Stacheldraht am oberen Rand. Den konnte ich niemals überwinden. Und ein Vorhängeschloss, so groß wie mein Kopf, versperrte das Tor.
    Das hatte sich die Oberste Wächterin ja fein ausgedacht. Auf dem gewöhnlichen Weg kam ich nicht hinaus, aber vielleicht konnte ich den Traum ja nach meinen Wünschen umformen.
    Ich hörte, wie Phil angerannt kam. »Es wäre viel leichter für dich, wenn du dich nicht wehrst.«
    Mein Herz hämmerte gegen die Rippen. Ich drehte mich zu ihm um. »Das kannst du vergessen, Phil.«
    Er wirkte resigniert. »Ich hab’s auch nicht wirklich geglaubt.«
    Als er auf mich losging, war ich bereit. Ich wich ihm aus und wehrte seinen Schlag mit einer der Aikido-Bewegungen aus, die Noah mir beigebracht hatte. Phil strauchelte, fiel jedoch nicht. Und als ich ihm einen Tritt versetzen wollte, zog er sich geschickt zurück.
    »Ich sagte zwar, es wäre leichter für dich«, sagte er, als er sich mit hochrotem Gesicht aufrichtete, »aber ich hab’s natürlich lieber, wenn sie sich wehren.«
    »Darauf möchte ich wetten«, entgegnete ich. Ich spürte einen Adrenalinstoß und registrierte dankbar, dass ich statt Furcht nun vor allem Zorn empfand. Wenn ich Angst hatte, war ich nicht besonders gut, aber Wut war nützlich. Sie würde dafür sorgen, dass ich weiterkämpfte, bis ich die Oberhand gewonnen hatte.
    Erneut griff er mich an. Dieses Mal verpasste er mir einen Schlag in den Magen. Dafür knallte ich ihm meinen Ellbogen gegen das Kinn, womit wir wieder quitt waren. Doch dann packte er meinen Gürtel und zog mich zu sich heran. Obwohl ich mich wehrte, trat er mir die Beine weg. Ich stürzte und fiel mit dem Kopf auf etwas Hartes – nicht so fest, dass es blutete, aber fest genug, als dass ich Sterne sehen konnte. Es war ein alter Couchtisch.
    Leicht benommen schüttelte ich den Kopf und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Dann blickte ich mich um: Wir befanden uns in dem Puppenladen, den ich in Phils Träumen gesehen hatte. Also war ich in seiner Gewalt.
    Er sprang mich so heftig an, dass ich wieder zu Boden ging. Wenigstens hatte er nicht daran gedacht, meine Kleidung zu verändern, wie ich dankbar feststellte, während ich einen weiteren Schlag abwehrte. In Jeans und T-Shirt konnte er mich nicht so leicht vergewaltigen. Der brutale Angriff auf mich war mit Sicherheit Teil der Vereinbarung, die er mit der Obersten Wächterin getroffen hatte.
    Aber ich würde es ihm nicht leichtmachen, sondern mit aller Kraft um mich schlagen und treten. Die Vorstellung, ihm meinen Absatz in den Mund zu rammen, gefiel mir sogar sehr gut.
    Erneut versetzte er mir einen Faustschlag ins Gesicht – wieder an dieselbe Stelle. Mir schoss ein so starker Schmerz durch die Gesichtshälfte, dass ich nicht mehr klar sehen konnte. Und dann verpasste er mir einen Hieb aufs Auge. Wenn er so weitermachte, würde ich ohnmächtig werden, und dann konnte er mit mir anstellen, was er wollte.
    Das durfte ich nicht zulassen.
    Bei diesem Gedanken traf mich eine Empfindung wie ein Schlag, der diesmal nicht von Phil kam. Es war dieses verräterische Brennen in meinen Augen. Meine Nachtmahrseite erwachte zum Leben, und sie war so stinksauer, dass es schon nicht mehr schön war.
    Das wurde aber auch verdammt Zeit.
    Ich stieß mit dem Kopf so heftig gegen Phils Gesicht, dass er zur Seite flog. Als er stürzte, fiel mein Blick auf den Anhänger an seinem Hals. Bei näherem Hinsehen kam mir das Amulett geradezu unheimlich bekannt vor. Es stammte aus dem Traumreich und

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