Wächterin des Blutes - Ivy, A: Wächterin des Blutes - Beyond the Darkness
gefolgt von dem deutlich hörbaren Geräusch des Riegels, der vorgeschoben wurde.
Sie blieb eine Minute lang stehen und wog den Spaß, den es machen würde, die Tür einzutreten und diesem verdammten Werwolf eine dringend nötige Lektion in Sachen Herumkommandieren zu erteilen, gegen die Erkenntnis ab, dass sie Zeit vergeudete.
Salvatore war idiotisch genug, um Briggs allein gegenüberzutreten, ungeachtet der Tatsache, dass er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war.
Das war einfach so verdammt typisch männlich.
Harley drehte auf dem Absatz um und lief die Treppe hinunter, um die riesige Eingangshalle zu durchqueren. Es war schon spät, aber sie konnte immer noch das gedämpfte Gebrüll aus dem Nachtclub unter ihr hören. Offensichtlich waren Blut und Sex die größten Attraktionen in der guten alten Dämonenwelt.
Sie näherte sich gerade der Treppe, die nach unten zu der Grube hinführte, als plötzlich eine weibliche Gestalt aus einer dunklen Nische hervortrat und Pflaumenduft durch die Luft wirbelte.
Tonya, die königliche Koboldin.
Oder wohl eher die königliche Schlampe, entschied Harley gehässig, als sie ihren Blick über das rote Mikrokleid, das offenbar auf den sinnlichen Körper lackiert worden war, und die dicke Schicht Schminke auf dem blassen, perfekt proportionierten Gesicht gleiten ließ.
»Sie sollten nicht allein herumlaufen, meine Süße«, sagte die Koboldin gedehnt. »Alle möglichen Arten von Tierchen streifen hier umher, denen es nichts ausmacht, wenn eine Frau einmal im Monat pelzig wird.«
Harley machte sich nicht die Mühe, auf die Beleidigung zu reagieren oder die falsche Annahme zu korrigieren. Sie durchbohrte die Koboldin nur mit einem ungeduldigen Blick.
»Ich brauche Santiago.«
»Der König der Werwölfe reicht Ihnen nicht?«
Harley ging auf sie zu, bis ihre Nasenspitze fast die von Tonya berührte. »Verarsch. Mich. Nicht. Wo ist er?«
Die andere Frau schluckte. Ihre Augen hatte sie ganz plötzlich weit aufgerissen. »In seinem Büro.«
»Siehst du, das war doch gar nicht so schwer.«
Harley tätschelte der Koboldin die Wange und steuerte auf den hinteren Bereich der Eingangshalle zu, wobei sie kein einziges Mal stehen blieb, als Tonya ihr verärgert etwas hinterherrief.
»Miststück!«
Harley erreichte das Büro, öffnete die Tür und trat über die Türschwelle, ungerührt von den Gefahren, die sie erwarten konnten, wenn sie sich einem Vampir aufdrängte, ohne eingeladen worden zu sein.
»Ich brauche Ihre Hilfe.«
Santiago, der an seinem Schreibtisch saß, hob die Brauen, bevor er sich langsam erhob.
»Natürlich. Ich stehe Euch zu Diensten.«
»Salvatore bricht gerade auf, um sich mit Briggs zu treffen.«
»Briggs?«
»Ein psychotischer Zombie-Rassewolf, der voll von schwarzer Magie ist und ein ziemlich schlimmes Temperament hat.« Vor Ungeduld sprach sie abgehackt. »Er ist überzeugt, dass eigentlich er auf dem Werwolfthron sitzen sollte.«
Mit fließenden Bewegungen und einer fast schwindelerregenden Geschwindigkeit bewegte sich Santiago auf die Wand auf der anderen Seite des Zimmers zu und presste seine Finger gegen den Rahmen eines der Gemälde. Mit einem leisen Surren glitt die Wand nach innen, und ein versteckter Tunnel kam zum Vorschein.
»Wartet hier«, befahl der Vampir und verschwand in der Dunkelheit.
»Wohin gehen Sie?« Harley warf die Hände in die Luft, als der Dämon sie nicht beachtete und einfach immer tiefer in seine Bathöhle eindrang, sodass sie zurückblieb und nur Däumchen drehen konnte. »Gott, Männer sind so verdammt nervtötend!«
Sie starrte auf den Tunneleingang, aber sie war nicht so dumm, dass sie ihm gefolgt wäre. Das Privatversteck eines Vampirs zu betreten war ein Todesurteil. Ganz einfach.
Stattdessen lief sie besorgt auf und ab und verfluchte den Dämpfungszauber, der es ihr unmöglich machte, zu spüren, ob Salvatore das Gebäude bereits verlassen hatte.
Wie hatte Briggs es geschafft, sie zu finden? Und wie hatte er den Zauber überwunden, um Kontakt zu Salvatore aufzunehmen, ohne Santiagos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?
Während sie weiterhin Löcher in den Teppich lief, zog sich ihr Magen zusammen. Ihre Angst entfachte ihre Wut.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Warum spielte es überhaupt eine Rolle für sie, was mit dem eingebildeten Werwolfkönig passierte? Vor einer Woche noch war er das Monster gewesen, mit dem Caine sie erschreckt hatte, um sie gefangen zu halten. Okay, sie glaubte nicht mehr, dass
Weitere Kostenlose Bücher