Wächterin des Mondes (2) - Arthur, K: Wächterin des Mondes (2) - Kissing Sin
du darauf bestehst …«
»Ja.«
»In einem solchen Fall muss ein sensibler, höflicher Wolf einfach nachgeben.«
Er stand auf und bot mir seine Hand an. Ich nahm sie und griff mit der freien Hand mein Bier und glitt vom Stuhl.
Er führte mich durch den dunklen Flur und öffnete die letzte Tür. In den Ecken flackerten Kerzen und warfen
schwaches Licht auf die Wände. Diese waren in verschiedenen Grüntönen gehalten und erinnerten an einen Blätterwald. An der schwarzen Decke funkelten Hologrammsterne, die allerdings wenig Licht spendeten. Etwas, das wie eine Matte aus getrockneten Blättern aussah, lag an der Wand. Das war offensichtlich das Luftbett. Wenn ich mit irgendjemand anders als mit Misha hier gewesen wäre, hätte ich das als Erstes ausprobiert. Stattdessen ging ich zur Wanne, die die Größe eines kleinen Teichs hatte und glitt mit einem Seufzer in das dampfende, blubbernde Wasser.
Misha verschloss die Tür, betätigte verschiedene Knöpfe auf der Sicherheitskonsole rechts daneben, stellte den Wecker und die psychische Abwehranlage ein.
»So«, sagte ich und verstellte mich nicht länger. »Erklär mir, wieso ich mich darauf einlassen sollte, wie wild mit dir zu vögeln.«
»Weil du ein Kind willst.«
»Abgesehen davon. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nur auf die Tanzfläche gehen müsste und innerhalb kürzester Zeit ein halbes Dutzend Werwölfe bereit wäre, sich den Chip herauszureißen, um mir ein Kind zu schenken.« Es gab allerdings nur einen Werwolf, der mich interessierte.
Misha nickte. »Nur wenige Werwölfe würden sich die Chance entgehen lassen, einen Sohn zu zeugen, ohne dadurch gebunden zu werden.«
»Wieso sollte ich mich also für dich entscheiden?«
Er ließ sich auf der anderen Seite des Beckens ins Wasser gleiten und legte die Arme auf den Rand. Die Hitze
des Wassers rötete seine blasse Haut. Sein Blick war weiterhin kühl und berechnend. »Weil du Antworten willst.«
»Du hast noch nicht bewiesen, dass du sie mir geben kannst.«
»Nein, aber das werde ich.«
»Und was hast du davon?«
Er hob eine Braue. »Einen Sohn oder eine Tochter, der oder die meinen Namen trägt.«
Der Unterton in seiner Stimme weckte mein Misstrauen. »Wieso ist das auf einmal so wichtig?«
»Weil ich sterben werde.«
Ich blinzelte und war nicht sicher, ob ich richtig gehört hatte. »Was?«
»Ich sterbe.« Er zuckte mit den Schultern, als hätte er sich damit bereits vor langer Zeit abgefunden. »Ich möchte dieser Welt etwas von mir hinterlassen.«
Er sagte die Wahrheit. Zumindest in diesem einen Augenblick.
»Stirbst du, weil du ein Klon bist?«
Er lächelte. »Du weißt mehr als ich dachte.«
»Talon ist jetzt schon einige Zeit bei uns.«
»Ach, ja.« Er verengte die eiskalten Augen zu Schlitzen und blähte die Nasenflügel. Noch ein Werwolf auf der Jagd, doch ich wusste nicht genau, wonach. »Talon ist im selben Reagenzglas gezeugt worden wie ich. Mit uns zusammen wurden noch drei weitere produziert. Talon und ich sind die Einzigen, die noch am Leben sind.«
»Warum?«
»Weil genau die Chemikalien, denen wir unser Leben zu verdanken haben, es uns jetzt wegnehmen.« Er schnitt
eine Grimasse. »Ich habe begonnen, doppelt so schnell zu altern. Noch sieht man es mir nicht an, aber bald. Wenn mein Verfall wie bei meinen Laborbrüdern verläuft, bin ich in fünf Jahren tot.«
»Und Talon?«
»Wird zweifellos sehr bald das gleiche Schicksal erleiden.«
Ich fragte mich, ob Jack oder die Jungs vom Labor davon wussten. »Wann sind die anderen drei gestorben?«
»Zwei haben es noch nicht einmal bis in die Pubertät geschafft, der dritte ist mit sechzehn gestorben.«
Ich nippte an meinem Bier und fragte: »Warum?«
Er zögerte. »Was weißt du über das Klonen?«
»Man entfernt aus einem gespendeten Ei die DNS und ersetzt sie durch den Kern einer anderen gespendeten Zelle. Dann setzt man die Entwicklung der Eizelle durch einen Stromstoß in Gang.«
Er verzog das Gesicht. »Primitiv ausgedrückt, aber einigermaßen korrekt. Selbst heute ist der Prozess längst nicht perfekt. Es treten immer wieder Schwierigkeiten auf. Wir sind problemlos erwachsen geworden, kämpfen nun aber mit einem Selbstzerstörungsmechanismus, der irgendwie mit der Methode zusammenhängt, durch die Zelle und Ei miteinander verschmolzen und der DNS-Strang getauscht wird.« Er trank einen Schluck. »Zwei der drei, die gestorben sind, litten an einer Erbkrankheit, und einer ist mit einem extrem schwachen
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