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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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abgegeben. Hat behauptet, er und seine Frau seien nur als Touristen hier. Vom Waffengeschäft hat er nichts erwähnt.«
    »Für wie lange hat er beantragt?«
    »Zwei Wochen. Die Einwanderungsbehörde gab ihnen Visa für dreißig Tage. Und dann noch die andere Sache, Sir. Tan Yam Heng brachte ihn zum Hotel.«
    »Meinen Sie den Gewerkschafts-Gangster, der sich immer auf dem ›Pickle Market‹ verspekuliert?«
    »Ja, Sir. Scheint mit ihm auf freundschaftlichem Fuß zu stehen. Das ist es, was mir nicht gefällt. Tan ist Mitglied der Demokratischen Aktionspartei.«
    »Wen hat der Mann sonst noch getroffen?«
    »Niemanden, soweit ich weiß. Gestern haben er und seine Frau einen Wagen gemietet und sich auf der Halbinsel herumfahren lassen; sie wollten sich die Sehenswürdigkeiten anschauen, sagten sie. Der Fahrer bestätigte, daß sie tatsächlich nichts anderes getan haben.«
    »Möglich, daß sie sich auf diese Weise ein Alibi sichern wollen. Aber ich frage mich doch, warum er gelogen hat. War dumm von ihm, das zu tun, wenn er nur ein Händler ist. Wer käme denn als Abnehmer für das, was er zu verkaufen hat, in Frage?«
    Inspektor Chow dachte einen Augenblick nach. Was er zu sagen hatte, würde Colonel Soames nicht gefallen, das wußte er. Deswegen versuchte er es ihm so schonend als möglich beizubringen.
    Die junge Republik Indonesien, die die Souveränität über die dreitausend Inseln des früheren Niederländisch-Indien beanspruchte, war ein unbequemer Nachbar. Die Zentralregierung auf Java war schwach, unstabil und vom Gespenst des Kommunismus bedroht. Auf den großen äußeren Inseln, besonders auf Sumatra und Celebes, gab es starke revolutionäre Bestrebungen, die Loslösung und Unabhängigkeit forderten. Das politische Denken innerhalb dieser Bewegungen war religiös gefärbt und eindeutig antikommunistisch; im Kampf gegen die Regierung hatten sie Bündnisse untereinander abgeschlossen. Seit mehr als drei Jahren befanden sich Teile von Sumatra und Celebes praktisch im Bürgerkrieg; aufständische Truppen hielten weite Gebiete besetzt, und die Streitkräfte der Zentralregierung mußten in einigen Gegenden sogar die großen Städte verteidigen. Nur dreißig Meilen von der langgestreckten Küste Sumatras entfernt, war das auf der anderen Seite der Straße von Malakka gelegene Singapur die natürliche Nachschubbasis für die Aufständischen auf Sumatra. Ihre ›Verbindungsoffiziere‹ und Einkäufer machten Colonel Soames das Leben sauer.
    »Wie Sie schon hervorgehoben haben, Sir, handelt es sich um eine kleine Sendung«, sagte Inspektor Chow schließlich. »Ich glaube nicht, daß sich die Darul-Islam-Leute im Augenblick dafür interessieren. Erst vor drei Wochen haben sie eine Lieferung von achtzig Maschinengewehren und fünfzig Granatwerfern erhalten.«
    »Aber nicht über Singapur, hoffe ich.«
    »Nein, Sir. Direkt aus Macao.«
    »Hat dieser Holländer das gedreht?«
    »Ja. Aber er schickte die Munition extra, mehr als drei Tonnen offenbar, und ein Zerstörer der indonesischen Regierung fing sie ab. Als erstes werden sie sich Ersatz für die Munition beschaffen wollen. Ich kann mir nicht denken, daß sie sich mit ein paar Gewehren abgeben werden. Wer im Augenblick viel eher als möglicher Käufer in Frage käme, das wäre meiner Meinung nach Captain Lukey.«
    Er hatte versucht, den Namen möglichst beiläufig auszusprechen. Captain Lukey war Verbindungsoffizier und Vertreter einer kleinen aufständischen Gruppe, die vor kurzem auf dem nördlichen Sumatra zu operieren begonnen hatte. Colonel Soames’ Abneigung gegen ihn war persönlicher Art und außerordentlich heftig.
    Herbert Henry Lukey war regulärer Soldat in einem britischen Provinzregiment gewesen und während des Zweiten Weltkrieges zum Quartiermeister befördert worden. Bis zum Jahr 1950 diente er, ohne sich hervorzutun; in diesem Jahr lief die Zeit ab, auf die er sich verpflichtet hatte. Sein Regiment war damals in Ägypten stationiert, und einen großen Teil der letzten sechs Monate seiner Dienstzeit verbrachte er damit, Fragen zu beantworten, die ihm von einem Untersuchungsausschuß gestellt wurden. Der Ausschuß war gebildet worden, um herauszufinden, was es mit dem Schwund von Benzinvorräten auf sich hatte, für die Lukey verantwortlich gewesen war. Seine Antworten hatten einen Reichtum an Phantasie und Originalität bewiesen, wie er sich in seiner militärischen Laufbahn bisher nicht gezeigt hatte; und eine geheime, allerdings nicht

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