Waffenschmuggel
habe.«
Monsieur Seguin lächelte. »Wissen Sie, Mr. Nilsen, es gab einen Amerikaner, dem fünfzehntausend Hektar des besten Bodens in Amerika gehörten. Er besaß Ländereien in New York und Pennsylvanien, in Virginia und in Maryland und hatte Grundbesitz in der Stadt Washington. Er starb als einer der reichsten Männer Amerikas.«
»Wer soll das gewesen sein – Rockefeller?«
»Sein Name war George Washington«, sagte Monsieur Seguin sanft. »Aber das wußten Sie sicherlich.«
Arlene lachte so sehr, daß alle Gäste zur ihrem Tisch hinüberblickten.
Dorothy saß mit steinernem Gesicht da.
Nach dem Essen gingen sie und Greg sofort in ihre Kabine.
»Ich finde, Arlene hat sich abscheulich benommen«, sagte Dorothy, »und was diesen gräßlichen kleinen Franzosen betrifft … Stimmt das, was er gesagt hat, ich meine das über George Washington?«
Greg zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich. Er gehört zu der Sorte Mensch, die derartige Tatsachen sammelt. Natürlich hat es keine Beziehung zu dem, was er zu sagen versuchte, aber das ist ihm gleichgültig. Er debattiert gern.«
»Ich verstehe Arlene nicht. Wie konnte sie ihn nur dazu ermuntern, diesen ganzen antiamerikanischen Unsinn herunterzubeten? Und das auf einem amerikanischen Schiff! Ich finde das geschmacklos. Und wie konnte sie es wagen, den Steward darum zu bitten, ihn an unseren Tisch zu setzen, ohne uns auch nur zu fragen?«
»Eines muß ich dir sagen, Liebling«, sagte er, »und du stellst dich am besten rechtzeitig darauf ein. Wenn dieser Kerl noch einmal mit seiner antiamerikanischen Quatscherei anfängt, gebe ich ihm eins auf die Nase.«
»Glaubst du denn, daß wir weiterhin mit ihm zusammen essen müssen?« fragte Dorothy.
Greg starrte sie an, und plötzlich regte sich eine ungestüme Hoffnung in ihm. »Liebste, das Schiff ist voll, das weißt du. Sie können die Tischordnung jetzt nicht mehr umändern.«
»Dann sitzen wir also auf der ganzen Fahrt mit ihnen fest, bis nach Kalkutta?«
»Das befürchte ich allerdings – es sei denn, wir beschweren uns beim Zahlmeister und machen ein persönliches Anliegen daraus.«
»Oh, Greg!« Betrübt setzte sie sich auf ihr Bett, »unsere schöne Reise!«
Er setzte sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Hüfte. »Du hast es selbst gesagt, Liebling. Wir sind nicht in der Lage, unsere Reisegenossen auszusuchen.«
Dorothy streckte das Kinn vor. »Das wohl nicht. Aber wir sind in der Lage, unsere Reiseroute selbst zu bestimmen.«
»Liebling, wir haben bis Kalkutta auf diesem Schiff gebucht.«
»Das mag sein, aber wir können unsere Pläne ändern. Wir könnten in Singapur Aufenthalt nehmen, ein oder zwei Abstecher einlegen und dann nach Kalkutta weiterfliegen. Du hast gesagt, daß du für Mr. Tan in Singapur etwas erledigen wolltest. Na, bitte! Eine geschäftliche Sache. Ich bin ganz sicher, wenn du das erklärst, könnten wir auf die Passage eine Rückzahlung bekommen.«
Nie hatte Greg sie mehr geliebt als in diesem Augenblick. »Das ist richtig, Pan American und B. O. A. C. fliegen über Bangkok. Vielleicht könnten wir dort Station machen anstatt in Rangun, bevor wir nach Kalkutta weiterfliegen.«
»Bangkok! Das wäre wunderbar!«
»Tatsächlich würde es uns keinen Cent extra kosten, Abstecher einbegriffen. Ich habe dir nichts davon gesagt, aber diese geschäftliche Angelegenheit, die ich für Mr. Tan erledigen soll, wird mir tausend Dollar einbringen.«
»Hongkong-Dollar?«
»Nein, gute amerikanische Dollars. Und ich könnte noch weitere tausend dazu verdienen, wenn wir ein oder zwei Tage länger in Singapur blieben.«
»Wie das?«
»Ich brauche nur ein paar Papiere zu unterzeichnen. Aber das kann ich dir alles später erklären. Die Hauptsache ist, daß wir die Reise genießen. Wir brauchen uns wegen der Extrakosten keine Sorgen zu machen. Wenn wir beschließen, in Singapur von Bord zu gehen, dann steht dem nichts im Wege.«
Dorothy schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: »Ich weiß, du magst Arlene nicht. Ich vermute, sie ist tatsächlich keine sehr liebenswerte Person. Deswegen tat sie mir wohl auch leid.«
Noch am selben Abend sprach Greg mit dem Zahlmeister und sandte dann ein Funktelegramm an Mr. Tan Tack Chee in Manila.
FÜNFTES KAPITEL
1
In den besseren Kreisen der britischen Kolonie in Singapur war Colonel Soames als ›der Polizist‹ bekannt.
Dieser Bezeichnung haftete nichts Schimpfliches an. Sie war ursprünglich angewandt worden, um ihn von einem anderen Colonel
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