Waffenschmuggel
autorisierte Überprüfung seines Bankkontos hatte ergeben, daß er sich im Besitz eines Guthabens befand, dessen Höhe die Gesamtsumme seiner in den letzten fünf Jahren erhaltenen Besoldung weit überstieg. Mit virtuoser Verschleierungstaktik hatte er jedoch erreicht, daß man die Untersuchung wegen Mangels an Beweisen schließlich einstellte. Die Treibstoffverluste wurden – wie er es schon immer behauptet hatte – auf › Schwund durch Verdunstung‹ zurückgeführt und abgeschrieben. Er konnte darauf hinweisen, und machte von dieser Möglichkeit auch reichlichen Gebrauch, daß seine militärische Vergangenheit makellos gewesen war. Von seiner anschließenden zivilen Tätigkeit in Nord-Borneo, Malaya und Singapur konnte man das nicht behaupten. Er hatte in untergeordneten Verwaltungspositionen für verschiedene große Handelskonzerne gearbeitet, von denen die meisten ebenso wie die Armee rätselhafte Einbußen an Sachwerten hinnehmen mußten, ehe sie sich entschlossen, auf seine Dienste zu verzichten. Schließlich hatte eine der geschädigten Firmen die Ursache der Verluste klar und eindeutig erkannt und die Polizei verständigt. Zudem hatte es Gerüchte über gefälschte Referenzen gegeben. Er hatte Singapur fluchtartig verlassen, und nach einer Weile waren die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen fallengelassen worden. Im Laufe der nächsten drei Jahre hatten gelegentliche Anfragen seitens der Polizeibehörden in Colombo, Kapstadt, Mombassa und Bombay es ermöglicht, seine weitere Entwicklung zu verfolgen. Colonel Soames war der Bericht über seine Rückkehr nach Singapur sofort zugeleitet worden.
›Der Polizist‹ war kein intoleranter Mann. Er mißbilligte Gauner und Spieler, empfand aber im allgemeinen keine persönliche Abneigung gegen sie. Zugegeben, seine Einstellung ihnen gegenüber war nicht ganz so objektiv, wie er selber es glaubte; sie hatte etwas Väterliches, Schulmeisterliches. Aber das war größtenteils seiner Ausbildung zuzuschreiben. In die Polizeiarbeit war er erst spät hineingekommen und daher geneigt, die meisten erwachsenen Gesetzesbrecher wie Angehörige eines von ihm befehligten Regiments zu behandeln, die etwas ausgefressen hatten und, ebenso wie er selbst, dem Regiment treue Ergebenheit schuldeten.
Mit Captain Lukey war das eine andere Sache, und das Wort ›Captain‹ machte den Unterschied aus.
Einen Tag nach seiner Rückkehr nach Singapur war Captain Lukey von Colonel Soames zu einer Unterredung in dessen Büro bestellt worden.
»Nach der Erklärung, die Sie der Einwanderungsbehörde gegeben haben«, hatte Colonel Soames begonnen, »sind Sie hier als Verbindungsoffizier und Einkäufer für die Streitkräfte der Unabhängigen Partei der Rechtgläubigen von Nord-Sumatra. Ist das richtig?«
»Vollkommen richtig.«
»Sie sind Verbindungsoffizier, sagen Sie. Zwischen wem halten Sie Verbindung? Wenn es erlaubt ist, das zu fragen.«
»Zwischen der Armee der Partei der Rechtgläubigen und den anderen Kräften auf Sumatra, die gegen die Kommunisten in Djakarta kämpfen, Sir.«
»Ich verstehe. Und was Ihre Rolle als Einkäufer betrifft – was beabsichtigen Sie zu kaufen?«
»Nachschubmaterial, Colonel.«
»Waffen?«
»Material verschiedener Art, Colonel.«
»Verfügen Sie über Gelder für diese Einkäufe?«
»Selbstverständlich, Colonel.«
»Und woher kommen diese Gelder?«
»Aus Spenden loyaler malaiischer Bürger und Zuwendungen gewisser freundlich gesinnter Parteien.«
»Haben Sie ein Bankkonto?«
»Ja, Colonel. Hongkong und Schanghai, Orchard Road. Alles vollkommen in Ordnung.«
»Sind Sie bevollmächtigt, Schecks zu unterzeichnen?«
»Mit einer Gegenzeichnung, ja.«
»Wer muß gegenzeichnen?«
»Ein Mitglied des Exekutiv-Komitees der Partei der Rechtgläubigen.«
»Ist Ihr Vorleben dem Komitee bekannt?«
»Meine Dienstzeit in der Britischen Armee, Colonel? Selbstverständlich.«
»Ich hatte mehr an Ihr Vorleben hier und auf Borneo gedacht.«
»Daß ich ein Vorleben habe, wußte ich gar nicht, Sir.«
»Wirklich nicht?«
»Ich habe Sie wohl nicht richtig verstanden, Colonel. Wollten Sie damit andeuten, ich hätte einen kriminellen Ruf hier in Singapur?«
Genau das war es gewesen, was Colonel Soames hatte andeuten wollen, aber er hütete sich, es auszusprechen. In keiner der polizeilichen Anfragen über diesen Mann war von Vorstrafen die Rede gewesen.
»Ich wollte Ihnen lediglich empfehlen, sich für die Dauer Ihres Aufenthaltes in Singapur peinlich genau
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