Waffenschmuggel
ich.«
»Haben Sie irgend etwas für einen angegriffenen Magen?«
»Ich werde mir von meinem Arzt ein paar Tabletten für Sie geben lassen.« Während er sprach, öffnete sich die Tür und Hallett stand auf. Greg erhob sich ebenfalls.
Der Mann, der jetzt den Raum betrat, war von verkümmertem Wuchs, und seine makellos gebügelte Uniform konnte die Häßlichkeit seiner Gestalt nur unvollkommen verbergen. Sein massiges Gesicht war pockennarbig, seine wie gummiert wirkenden Lippen waren wulstig, seine Ohren groß. Seine Augen waren wachsam, seine Bewegungen bedächtig wie die eines kraftvollen, aber schwerfälligen Tieres. Er trug einen weißgescheuerten Pistolengurt und in der Hand ein kurzes lederbezogenes Stöckchen, wie es Greg während des Krieges häufig bei britischen Offizieren gesehen hatte.
Fast noch in der Tür, blieb der General stehen und blickte angewidert von Hallett zu Greg.
»Dies ist Mr. Nilsen«, sagte Hallett und fuhr zu Greg gewandt fort, »der Militärgouverneur von Labuanga, General Iskaq.«
Der General ging zum Tisch hinüber und setzte sich an die Schmalseite. Ihm folgte Major Gani, der Greg aufforderte, sich vor dem General aufzustellen.
Hallett sagte: »Gouverneur, ich habe Mr. Nilsen empfohlen, eine aufrichtige und uneingeschränkte Erklärung abzugeben.«
Der General rührte sich nicht.
»Sie werden feststellen, daß er in gutem Glauben gehandelt hat und keine nur denkbare Anklage gegen ihn gerechtfertigt ist«, fuhr Hallett fort.
Major Gani lächelte ironisch und begann, seine Worte ins Malaiische zu übersetzen. Jetzt erst begriff Greg, daß der General kein Englisch verstand.
Als die Übersetzung beendet war, blickte der General Hallett an und sagte irgend etwas mit rauher, gutturaler Stimme.
Hallett neigte höflich den Kopf und wandte sich dann an Greg. »Ich bin gehalten, Sie jetzt zu verlassen, Mr. Nilsen«, sagte er. »Sie werden dem Gouverneur auf seine Fragen nach bestem Wissen antworten. Ich zweifle nicht daran, daß Sie und Mrs. Nilsen sehr bald freigelassen werden. Auf jeden Fall werde ich Ihre Interessen vertreten und Sie, so oft ich kann, besuchen. Falls es nötig werden sollte, werde ich Ihnen einen Rechtsbeistand besorgen.«
»Danke.«
Hallett machte eine leichte Verbeugung vor dem General und ging. Als der Wachtposten die Tür hinter ihm geschlossen hatte, setzte sich Major Gani neben den General.
Greg drehte sich zu ihm um.
Major Gani nickte. »Fangen wir an«, sagte er munter. »Lassen Sie zunächst einmal hören, was Sie und Mr. Hallett abgemacht haben, uns zu erzählen. Und anschließend wollen wir die Wahrheit wissen.«
3
Der General lauschte geistesabwesend der Stimme des Weißen, die in jener Sprache redete, die ihm stets wie das Geplapper von Affen klang; er bemerkte, wie dem Mann während des Redens der Schweiß von der Stirne troff. Vor seinem inneren Auge jedoch sah er nur jenen Raum, den er vor zehn Minuten verlassen hatte; er sah seinen alten Freund Mohamed Sutan keuchend und stöhnend in einer blutigen Wasserlache auf dem Steinfußboden liegen, während ihm das Blut aus Mund und Nase floß und sein Leib sich hob und senkte. Den grinsenden Männern, die so stolz auf ihr Werk gewesen waren, hatte er befohlen, einstweilen aufzuhören und dem Gefangenen einen Ruhepause zu gönnen; aber lange konnte er die Dinge nicht in diesem Zustand belassen. Bald würde er den Männern sagen müssen, daß sie weitermachen sollten, es sei denn, einer der Weißen entschlösse sich vorher zum Reden.
Als Major Gani ihm zu übersetzen begann, was der Weiße gesagt hatte, nahm der General das Stöckchen, das er neben sich auf den Tisch gelegt hatte, und fing an, die Innenfläche seiner linken Hand damit zu beklopfen.
4
»Es ist wirklich meine Schuld«, sagte Dorothy zu Mrs. Lukey. »Schon seit so langer Zeit hatten wir uns diese Reise vorgenommen und uns so sehr darauf gefreut, daß die Wirklichkeit ganz einfach enttäuschend sein mußte. Damit hatte ich gerechnet, aber Greg nicht, und ich ließ es soweit kommen, daß er nervös wurde und sich langweilte. Ich hätte es mir sagen müssen. Wenn ein Mann so viele Jahre so hart und erfolgreich gearbeitet hat und ein solch guter Ehemann und Vater gewesen ist, dann neigt man dazu, die eine oder andere seiner Eigenschaften vollkommen zu vergessen. Oder man redet sich ein, sie sei nicht mehr vorhanden.«
»Welche Eigenschaften?«
Dorothy seufzte insgeheim vor Erleichterung. Nach dem Besuch des amerikanischen und des
Weitere Kostenlose Bücher