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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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gehörte, als er sich hatte träumen lassen. Diese Erfahrung würde ihn vielleicht etwas respektvoller machen.
    Unbehagen bereitete dem General in diesem Augenblick lediglich seine Erlaubnis, die weißen Gefangenen zu töten. Es wäre ärgerlich, wenn Gani die Nerven verlieren und sie vorzeitig umbringen lassen würde. Er schwankte einen Augenblick, ob er das Gefängnis anrufen und seine Erlaubnis widerrufen sollte. Aber er kam zu dem Schluß, daß zu diesem Zeitpunkt auch das geringste Anzeichen von Unentschlossenheit auf seiner Seite falsch ausgelegt werden konnte. Falls sich die Situation im Gefängnis entscheidend änderte, würde Gani das ohnehin melden. Inzwischen war es das beste, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.
    Tatsächlich änderte sich in diesem Augenblick die Situation im Gefängnis schneller, als selbst Major Gani es ahnte. Man kämpfte auf dem Dach, und die Gefängniswärter dort oben waren in eine Ecke neben dem Wasserbehälter zusammengedrängt worden. Es war nur eine Frage der Zeit, daß der Feind sie überwältigte und sich Zugang zu den hinunterführenden Treppen verschaffte. Mit einer Umsicht und Entschlossenheit, die den General erstaunt hätten, bereitete Major Gani die Räumung der Kontroll-Sektion und den Rückzug hinter die Eisengitter und Stahltüren der Männerabteilung vor. Was er nicht wußte, war, daß ein Stoßtrupp des Feindes, während auf dem Dach heftig gekämpft wurde, um das Gebäude herum zur Rückseite geschlichen und in diesem Augenblick dabei war, in einem Abflußrohr eine Sprengladung anzubringen.
    Es war bereits befohlen worden, Sutan und Voychinski aus den Verhörräumen abzuführen und sie sofort in Zellen der Männerabteilung unterzubringen, als der Mann, der die Sprengladung gelegt hatte, die Zündschnur ansteckte.
4
    Gregs Zelle war keine hundert Meter von der Explosion entfernt. Der Luftdruck schleuderte ihn gegen die Wand, zerschmetterte die Glühbirne und riß den Zinkraster aus der Fenstervertiefung, als sei er aus Papier.
    Seit Beginn des Angriffs hatte er so jämmerlich und bestürzt dagesessen wie ein Kind, das in einen Streit zwischen Erwachsenen hineingeraten ist. Draußen auf dem Korridor waren zunächst ein paar verworrene Zurufe laut geworden, und dann waren die Aufseher, offenbar auf Befehl, sämtlich abgezogen. Die anderen Gefangenen dieses Gebäudeteils hatten begonnen, durch die Gitterstäbe der Türen hindurch aufgeregte Unterhaltungen in Malaiisch zu führen. Im Gefängnishof war es ruhig gewesen. Der Lärm war von der anderen Seite des Gefängnisses herübergedrungen. Dann hatte Greg angefangen, sich Sorgen um Dorothy zu machen. Falls, wie es schien, eine Art von Gefängnisaufstand losgebrochen war, konnte sie in Gefahr sein.
    Als er jetzt aufstand und zum unverdeckten Fenster hinüberging, konnte er eine Wolke von Staub und Rauch über den mondbeschienenen Gefängnishof treiben sehen. Im gleichen Augenblick brach hinter ihm ein Krachen von berstendem Eisengitter los, und der Lärm rennender, stolpernder, schreiender Männer hallte den Korridor entlang. Dann wurde die Luft von lang anhaltendem Maschinengewehrfeuer erschüttert, und die Rufe verwandelten sich in Schreie.
5
    Die Kampfgruppe wurde von einem Komiteemitglied befehligt. Es war Colonel Oda, ein früherer Armee-Offizier, dem Hallett auf einer seiner Reisen in das Gebiet der Aufständischen begegnet war.
    Der Colonel hatte eine vorstehende Unterlippe, die er unheilvoll zu verziehen pflegte, sobald sich seinen Wünschen auch nur der geringste Widerstand entgegenstellte; aber er war nicht gänzlich unvernünftig und hatte sich schließlich davon überzeugen lassen, daß der Vorschlag seines Unterbefehlshabers, den amerikanischen und den britischen Vizekonsul kurzerhand umzubringen und ihre Wagen in Besitz zu nehmen, politisch ebenso unklug wie taktisch unnötig war. Hinsichtlich der Gefangenen jedoch war er unerbittlich geblieben. Er, und nur er allein, würde darüber entscheiden, was mit ihnen zu geschehen habe; seien es Gefangene oder Aufseher, Weiße oder Farbige. Nach längerer Diskussion hatte er widerstrebend zugestimmt, den ausländischen diplomatischen Vertretern zu gestatten, daß sie die angreifenden Truppen begleiteten. Als neutrale Beobachter würden sie Zeugen sein, wie der Gerechtigkeit vom Komitee der Rechtgläubigen zum Siege verholfen wurde.
    Daß selbst noch hinter so einer geringfügigen Konzession eine Absicht steckte, sollten sie sehr bald merken. Neutral oder nicht,

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