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Waffenschmuggel

Waffenschmuggel

Titel: Waffenschmuggel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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und die Zellennummern zu erkennen versuchte, rief er auf malaiisch, es sei alles in Ordnung und sämtliche Gefangenen würden sehr bald entlassen werden. Den Lärm nützend, der auf diese Ankündigung hin ausbrach, rief Hallett leise: »Mr. Nilsen.«
    »Hier.«
    Er war schon an der Zelle vorbeigegangen. Er ging zurück, machte sich mit der Taschenlampe und den Schlüsseln zu schaffen und rief noch einmal. »Wo sind Sie? Sagen Sie doch etwas.«
    »Hier bin ich. Sind Sie das, Hallett? Was ist los? Ist meine Frau wohlauf?« Er versuchte, das Zittern seiner Stimme zu unterdrücken; es gelang ihm nicht ganz.
    Hallett begann, die Schlüssel durchzuprobieren. »Ruhig Blut, Mr. Nilsen. Ich muß erst den richtigen Schlüssel finden. Das Gefängnis ist vorübergehend den Aufständischen in die Hände gefallen. Der britische Konsul ist mitgekommen, um Ihre Frau und Mrs. Lukey herauszuholen.«
    »Ist sie wohlauf?«
    »Auf der Frauenseite des Gefängnisses ist nicht gekämpft worden. Sie werden einen tüchtigen Schrecken bekommen haben, aber ich bin ziemlich sicher, daß ihnen nichts passiert ist. Warten Sie einen Augenblick. Dieser Schlüssel sieht aus, als könnte er der richtige sein.«
    Im nächsten Augenblick hatte er die Zellentür geöffnet und sah das Gesicht des Gefangenen grau und verzweifelt im Schein der Taschenlampe vor sich.
    Hallett zwang sich zu einem Lächeln. »Dr. Livingstone, nehme ich an?« sagte er und dann, »ganz ruhig, Mr. Nilsen. Setzen Sie sich einen Augenblick.«
    »Ich will nur heraus hier«, aber er tat, wie ihm gesagt worden war. »Es hörte sich an, als ob sie die ganze Gegend in die Luft gesprengt hätten«, fügte er schwach hinzu.
    »Nur einen kleinen Teil davon. Hören Sie, Mr. Nilsen. Wir sind in einer sehr verzwickten Situation. Sutans Freunde sind gekommen, um ihn herauszuholen. Nun gut, sie haben ihn herausgeholt. Lange werden sie sich aber hier nicht halten können. Sobald es hell zu werden beginnt, müssen sie sich schleunigst auf die Socken machen und sich wieder in ihre Berge verkriechen. Was dabei aus Ihnen und Mrs. Nilsen werden soll, weiß ich nicht, es sei denn, Sie bitten darum, daß Sie mitgenommen werden. Selbst wenn man sich damit einverstanden erklären sollte, möchte ich Ihnen nicht dazu raten.«
    »Sie meinen also, wir müßten hier im Gefängnis bleiben?«
    »Ich hoffe nicht. Ich weiß es nicht. Ich möchte Sie nur warnen. Im Augenblick hängt alles vom Kommandeur des Überfalltrupps ab, und er ist unberechenbar. Ich werde Sie jetzt zu ihm führen. Er spricht kaum Englisch, wird Sie also nicht selber verhören. Aber sagen Sie nichts, es sei denn, ich fordere Sie dazu auf. Werden Sie vor allen Dingen nicht wütend und versuchen Sie nicht zu protestieren. Sie müssen nur ruhig bleiben. Ist das klar?«
    »Nach irgendwelchen Protesten ist mir gar nicht mehr zumute.«
    »Gut so. Wie geht es Ihrem Magen?«
    »Mir ist übel.«
    »Nun, bleiben Sie in meiner Nähe und blicken Sie nicht allzuoft um sich, sonst könnte es Ärger geben.«
    Er führte Greg aus der Zelle hinaus und zur Kontroll-Sektion. Er ging schnell, leuchtete mit der Taschenlampe voraus und überhörte Nilsens Klagen, daß er nicht sehen könnte, wohin er ginge. Haiku sagte sich, daß der Mann einen Punkt geistiger Erschöpfung erreicht haben mußte, der vom Nervenzusammenbruch nicht mehr fern sein konnte. Zuweilen war Ärger das wirksamste Mittel dagegen.
    »Kommen Sie doch«, sagte er ungeduldig. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Zeit wozu?«
    Hallett brauchte nicht zu antworten. Sie hatten den Hauptkorridor des Verwaltungsblocks erreicht, und Colonel Odas Unterbefehlshaber kam ihnen entgegen. Er war ein muskulöser, gedrungener Mann mit strähnigem Schnurrbart und dümmlichen großen Augen. Er hatte nicht vergessen, daß der Colonel vorhin Halletts Argumente seinen eigenen vorgezogen hatte. Verächtlich sah er Nilsen an.
    »Ist das Ihr Amerikaner?«
    »Dies ist Mr. Nilsen, ja.«
    »Sie werden beide sofort zum Colonel kommen.«
    »Sehr gern.«
    Der Unterbefehlshaber drehte sich auf dem Absatz herum, und sie folgten ihm den Korridor hinunter. Hallett fühlte Nilsens Hand auf seinem Arm.
    »Was hat er gesagt?«
    Hallett runzelte die Brauen und ermahnte ihn mit lauter Stimme in malaiischer Sprache, den Mund zu halten. Der Unterbefehlshaber sprach kein Englisch, und Hallett wollte ihn nicht unnötig reizen.
    Der Raum, in den man sie führte, war derselbe, in dem Hallett Major Gani zuletzt gesehen hatte; und Major Gani

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