Waffenschmuggel
Labuanga wieder, wenn Sie dort bleiben.«
»Vielleicht«, sagte Major Gani.
Der Colonel deutete auf das Telephon. »Dann probieren Sie jetzt, ob Ihr großartiger General für Sie zu sprechen ist.«
6
Daß vom Gefängnis keine weiteren Nachrichten gekommen waren, hatte General Iskaq nicht sonderlich beunruhigt. Eine Explosion war aus jener Richtung gehört worden, aber später hatte die Schießerei aufgehört. Er hatte angenommen, daß die Lage im Gefängnis jetzt der im Elektrizitätswerk ähnelte. Als er Ganis Stimme am Telephon hörte, war er entschlossen, ruhig und sachlich zu bleiben. Dadurch, daß er mit keiner Silbe auf das hysterische Benehmen zurückkäme das Gani ein paar Stunden vorher gezeigt hatte, würde er die Absurdität solchen Verhaltens viel deutlicher machen als wenn er ausdrücklich darauf hinwiese.
Als er hörte, was Gani ihm zu sagen hatte, schien er von einem Krampf geschüttelt zu werden, der ihn wie ein elektrischer Schock von den Fußsohlen bis zur Schädeldecke durchlief. Ihm summte das Blut in den Ohren.
Durch das Summen hindurch vernahm er Ganis Stimme, die eindringlich wiederholte: »General! General! Können Sie mich hören?«
Erst als er sich wieder in der Gewalt hatte, antwortete der General: »Sie sagen, daß man Sie als Geisel festhält?«
»Ja, General. Sehen Sie, Sir, die Lage ist so …«
» Beantworten Sie meine Fragen!« Er hatte die zurückkehrende flotte Selbstsicherheit in Ganis Stimme wiedererkannt und in plötzlicher Wut den Befehl gebrüllt.
»Selbstverständlich, General. Aber sehen Sie …«
» Welche Schritte sind wegen der weißen Gefangenen unternommen worden?«
»Captain Voychinski ist bedauerlicherweise verstorben. Die anderen sind am Leben. Es handelt sich um diese Personen …«
» Und Sutan?«
»Major Sutan ist neben mir und Colonel Oda ebenfalls.«
»Wie kommt es, daß man Sie nicht umgebracht hat?«
»Wenn Sie mir gestatten würden, es Ihnen zu erklären, Sir.« Und er erklärte es.
Der General hörte mit wachsender Bitterkeit zu. Wirre Phantasien bewegten seine Vorstellung. Er würde die für die ›Innere Zone‹ bei Nachtangriffen geltenden Anordnungen widerrufen, mit Panzerwagen und Feldgeschützen vorpreschen und das Gefängnis in einen Haufen rauchender Trümmer verwandeln. Er würde jeden Insassen töten, Major Gani nicht ausgenommen. Die Panzerabwehrwaffen des Gegners würden unter den Rädern der Panzerwagen zermalmt werden. Es würde ein Blutbad geben. Oder, viel einfacher, er würde das freie Geleit verweigern, ihnen sagen, daß sie Gani umbringen sollten, und die drei Weißen dann öffentlich vor dem ›Stadhuis‹ aufknüpfen lassen. Oder, noch klüger und viel raffinierter, er würde einen Absperrungsring um den Gefängnisbezirk legen, Feldartillerie auffahren und sie alle aushungern, bis sie sich ergaben. Er wußte, daß nichts von alledem geschehen durfte, denn er konnte nicht sicher sein, ob die Überfälle auf Elektrizitätswerk und Gefängnis keine Tricks waren, die ihn aus der ›Inneren Zone‹ herauslocken sollten, damit die Garnison dann von der Hauptmacht der Aufständischen aufgerieben werden konnte. Wie sehr er auch wünschte, Major Gani loszuwerden, er wußte doch, daß der Zeitpunkt noch nicht gekommen war, wo er das ohne Gefahr tun konnte. Ohne Gani würde die Bewaffnung der Miliz nicht durchgeführt werden können, und er, der Militärgouverneur, müßte erneut ohnmächtig um Verstärkungen betteln, die ja doch nie kämen. Und er wußte auch, daß er es nicht einmal sich selbst gegenüber rechtfertigen könnte, das Leben eines indonesischen Offiziers zu opfern, bloß um die Genugtuung zu haben, drei Weiße bestrafen zu können.
Er hörte sich selber sagen: »Ausgezeichnet. Ich verstehe. Aber welche Garantien haben wir, daß sie sich an die Vereinbarungen halten werden?«
»Einen Augenblick, Sir.«
»Ich spreche wohl besser mit Oda persönlich darüber.«
»Einen Augenblick, Sir.«
Eine Pause trat ein, und der General hörte nichts mehr. Gani hatte die Unverschämtheit besessen, die Hand über die Muschel zu legen. Und dann meldete sich eine andere verhaßte Stimme.
»Gouverneur, hier spricht Ross Hallett. Ich bin im Gefängnis, um das Leben zweier amerikanischer Staatsbürger zu schützen. Colonel Oda, der die Truppen befehligt, die zur Zeit den Gefängnisbezirk besetzt halten, hat mich und den britischen Vizekonsul in der Angelegenheit des geplanten Gefangenen-Austausches um Unterstützung gebeten.«
»Um
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