Waffenschwestern
Augen verdrehte, aber nichts sagte. Betrunkene waren nun mal
Betrunkene, für ihn ein Berufsrisiko. Die Terakians waren jedoch Stammkunden, also ging Sandor auf den jungen Mann zu. »Möchtest du trinken oder reden?«, fragte er ihn.
»Gib mir noch 'nen«, sagte der junge Mann. Er schwankte leicht, war aber noch nicht ganz hinüber, und Terakian überlegte sich, dass der Junge sich ohnehin später an nichts erinnerte.
»Nun zum Vortenya-Vertrag«, sagte er zu Basil und wandte dem Betrunkenen den Rücken zu. »Von Gabe auf der Serenity Gradient habe ich gehört, dass sie planen…«
Der Betrunkene tippte ihm auf die Schulter, und Terakian drehte sich wütend um. Der Säufer fuchtelte mit dem Finger vor 328
Terakians Gesicht herum. »Ihr habt ja keine Ahnung, was auf euch zukommt«, wiederholte er.
»Wovon redest du eigentlich?«, fragte Terakian mehr als nur ein bisschen verärgert. »Ich weiß nur, dass eine Hälfte Anteile am Schiff auf mich zukommen, wenn mein Onkel mal stirbt.«
Er grinste seinen Vetter an, der zurückgrinste.
»Iss'n Geheimnis«, sagte der junge Mann. »Aber ihr werdet's erfahren. Ihr werdet's erfahren.«
»Klingt wie eine Drohung«, fand Basil. »Uuh … ich hab ja solche Angst…!«
»War besser, wenn du welche hättest«, sagte der junge Mann.
Sein verschwommener Blick wurde wieder klar. »Ihr ganzen …
Gräuel!«
»Schwachkopf!«, schimpfte Terakians Vetter. Er war ein
reizbarer Mensch und wies auch die Narben auf, die es
bewiesen.
Aber der junge Betrunkene reagierte nicht auf die Kränkung.
Er zeigte ein hässliches Lächeln. »Es wird euch noch Leid tun!
Wenn die Stationen hochgehen und der Zorn Gottes
zuschlägt…«
»Jetzt hör mal!«, griff Sandor ein. »Kein Gerede über Gott in dieser Kneipe. Falls du dich über Religion streiten möchtest, tu es woanders.«
Der junge Mann schob sich von der Theke zurück, ging ein paar schwankende Schritte weit, krümmte sich dann und erbrach sich reichhaltig.
»Ich hasse selbstgerechte Säufer«, sagte Sandor und griff nach der Staubsaugerdüse, die hinter der Theke montiert war.
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»Sie können den Alkohol nicht für sich behalten.« Er sah Terakian und seinen Vetter an. »Habt ihr den schon mal
gesehen?«
»Nein«, antwortete Terakian. »Aber wir haben ein paar von diesen Abzeichen gestern drüben im D-Dock gesehen.«
»Na ja, schaut mal hinaus, ob ihr irgendwelche
Sicherheitsleute seht, während ich hier sauber mache. Möchte keine Probleme mit dem Gesetz haben, weil ich an einen
Minderjährigen ausgeschenkt habe oder so was.« Sandor zerrte an dem Staubsaugerschlauch und zog ihn um das Ende der
Theke herum zu dem Schlamassel hinüber.
Terakian, der regelmäßig wie ein Uhrwerk alle zwei Monate diese Station besuchte, kannte die meisten Stationsangestellten.
Er blickte zu Friendly Macs Wechselstube und Finanzierungen hinüber und entdeckte Jilly Merovic auf ihrem Streifengang. Er winkte; Jilly winkte zurück und durchquerte den Korridor mit ihren üblichen raschen Schritten.
»Jilly kommt«, informierte er den Barkeeper.
»Gut.« Sandor hatte schon den größten Teil des Erbrochenen aufgesaugt, aber der junge Mann lag bewusstlos am Boden ausgestreckt. »Helft mir, ihn umzudrehen, ja?«
»Lasst die Leute mit dem Gesicht nach unten liegen, sagt unser Schiffsarzt«, bemerkte Basil.
»Na ja, dann hebt wenigstens seinen Kopf hoch, damit ich den Rest von der Pfütze aufsaugen kann.« Basil schnitt eine Grimasse, aber er packte den Kopf des jungen Mannes an den Haaren und zog ihn hoch, während Sandor mit der Saugerdüse darunter entlangfuhr.
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»Was geht hier vor?«, fragte Jilly von der Tür her.
»Neuer Kunde – er hat zu viel getrunken und gekotzt und ist ohnmächtig geworden.«
»Hm. Hast du seine ID?«
»Sie behauptet, er wäre siebenundzwanzig.«
»In Ordnung, Sandor, ich beschuldige dich ja gar nicht, an Minderjährige auszuschenken. Ich wollte nur wissen, ob er irgendwelche medizinischen Daten dabeihat.«
»Nichts vermerkt.«
Jilly hockte sich neben die hingestreckte Gestalt und blickte dann zu Terakian und seinem Vetter hinauf. »Kennt ihn einer von euch? Schien er unter Stress zu stehen?«
»Nein, wir kennen ihn nicht, und er schien betrunken zu sein«, sagte Basil. Terakian warf ihm einen warnenden Blick zu; Basil war ein Mensch von dem Schlag, der leicht mit dem Schicksal haderte. Dabei konnten sie ihre Geschäfte später immer noch besprechen, falls Basil ihnen jetzt nicht zu viel
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