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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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eines Raumschiffes erkannte. Nicht des Shuttles jedoch und nicht der Raumstation, auf der er schon gewesen war. Er sah sich vorsichtig um. Auf dem Deck in seiner Nähe lagen etwa zwanzig seiner Gefährten, die meisten noch schlaff und bewusstlos; nur einer oder zwei starrten ihn ver-
    ängstigt an.
    Wo waren sie hier? Er stemmte sich hoch und war erst jetzt wieder wach genug, um zu bemerken, dass er einen knappen Bordanzug ohne Schuhe trug und seine Fußknöchel in Plastikfesseln steckten. Er spürte sein Herz klopfen, ehe er das Grauen bestimmen konnte, das ihm einen solchen Schrecken einjagte. Er räusperte sich … und wurde starr vor Entrüstung und Entsetzen. Nein! Das konnte nicht sein! Er probierte es erneut und formte ein leises Wort mit den Lippen, aber kein Ton kam hervor.
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    Er blickte sich wild um – auf einer Seite von ihm seine eigene Besatzung, Männer, die er gut kannte, von denen jetzt mehr zu sich kamen und lautlose Worte des Protestes bildeten. Auf der anderen Seite ein weiterer Haufen Männer, die er kannte – Pete Robertsons Bande, da war er sicher –, die sich allmählich regten und zu sprechen versuchten und in deren Gesichtern sich die Panik und der Zorn ausbreiteten wie bei ihm selbst.
    Die Soldaten, die einige Zeit später eintraten, überraschten ihn nicht; er wappnete sich auf Folter oder Tod. Aber nachdem sie seine Fesseln kontrolliert hatten, standen sie nur reglos an der Wand, wachsam und gefährlich, und warteten auf das, was immer kommen würde.
    Er hätte seine Männer sammeln und diese Soldaten angreifen sollen. Er wusste das, wie er jedes Wort der Heiligen Schrift kannte, die er sich auf Anweisung eingeprägt hatte. Aber wie er hier lag, stumm und mit Fußfesseln, kam er auf keine Idee, wie das zu machen war. Er wandte erneut den Kopf und sah, dass Terry ihn beobachtete. Mach dich bereit, versuchte Mitch mit den Lippen zu bilden. Terry starrte ihn nur ausdruckslos an.
    Mitch nickte scharf; Terry schüttelte den Kopf.
    Die Frauen hatten sich per Lippensprache untereinander verständigt; einige hatten eine Gestensprache entwickelt.
    Männer müssten dazu auch in der Lage sein – er probierte es erneut, blickte diesmal an Terry vorbei auf Bob. Bob machte mit den Lippen Bewegungen, die Mitch nicht deuten konnte, und sah verängstigt aus. Mitch war durch und durch angewidert.
    Wer waren sie eigentlich, einfach so aufzugeben? Er drehte sich um, um sein Glück mit Pete zu versuchen, aber einer der Wachtposten hatte sich bewegt und machte eindeutige Gesten mit der Waffe. Mitch sah genauer hin. Mit ihrer Waffe.
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    »Schluss damit!«, sagte sie. »Kein Flüstern, keine Lippensprache.« Sie hatte eine klare, helle Stimme, die nicht gefährlich klang, aber sie hielt die Waffe absolut ruhig. Und er zweifelte nicht daran, dass die anderen ihn kriegen würden, wenn er mit ihr irgendwas probierte. Weiter unten in der Reihe erzeugte jemand einen Kusslaut, ein lang gezogenes Schmatzen.
    Mitch blickte in dunkle Augen auf, die an Obsidiansplitter erinnerten, und gab keinen Laut von sich. Ein anderer Soldat ging zu dem Schmatzer hinüber und trat ihm absichtlich in die Eier. Er konnte nicht schreien, aber die rasselnden Atemgeräusche der Qual waren laut genug.
    Eine weitere Gruppe Soldaten traf ein. Mitch fand sich von zwei Soldaten in Raumpanzerungen aufgehoben und wurde einen Flur entlang zu einer großen Toilette geschleppt. »Benutze sie«, sagte eine Stimme aus dem Helm. Ob Mann oder Frau, das konnte er nicht feststellen, aber er musste dringend. Das Gleiche galt für andere neben ihm. Von dort aus brachte man sie in eine Kabine mit einem langen Tisch, der mit Lebensmittelpaketen gedeckt war.
    Er sollte nicht essen. Er sollte lieber verhungern, als mit diesen Ungläubigen zu essen. Er wollte seinen Männern ein entsprechendes Signal geben, wollte darauf kommen, wie er sie aufhalten sollte, aber vier rissen schon ihre Packs auf. Er saß starr da, den Mund wider seinen Hunger fest zugepresst, während die anderen aßen. Nach einer kurzen Weile schleppten ihn zwei Soldaten zu einer kleinen Kabine, in der jemand in einer schmuckeren Uniform saß.
    »Sie möchten nicht essen?«
    Er schüttelte den Kopf.
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    »Dann füttern wir Sie.« Und in dem demütigenden Kampf,
    der nun folgte, hielten ihn starke Arme fest, während man ihm zwangsweise eine dicke Flüssigkeit einflößte.
    »Die Möglichkeiten des Selbstmordes oder des Widerstandes stehen Ihnen nicht offen«, sagte der Offizier kühl,

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