Waffenschwestern
aus vereinzelten Hilfsmitteln einen Weg quer über eine Reihe natürlicher Hindernisse. Jedes Hindernis erforderte nicht nur Teamwork, sondern auch Findigkeit … keine der Stangen war lang genug, keines der Seile stark genug, keines der diversen anderen Hilfsmittel offenkundig für die
anstehenden Aufgaben entworfen. Esmay bemühte sich um
offenes und fröhliches Auftreten, wie es das Handbuch für Menschenführung empfahl, aber nur ein Teil ihres neuen Teams reagierte darauf. Lieutenant Taras zeigte sich bockig, wenn ihre Ideen nicht sofort akzeptiert wurden; Lieutenant Paradh und Jig Bearlin konnten immer erläutern, warum irgendetwas nicht funktionieren würde. Als die Zeit abgelaufen war, hatte die Gruppe nur vier von den fünf Hindernissen überwunden. Esmay war sich schmerzlich des stirnrunzelnden Ausbilders bewusst, der Punkte auf seinem Diagramm abstrich. Das Team hatte bisher in jeder Übung den ersten oder zweiten Platz belegt; diesmal gelang ihm das nicht.
Es war möglich, zusätzliche Zeit zu erbitten, obwohl es nur selten geschah, weil man damit einen Strafabzug von zwanzig Prozent auf die Bewertung in Kauf nehmen musste. Esmay hob die Hand; Taras gab einen Laut von sich, der an ein Stöhnen erinnerte. Esmay attackierte sie. »Wir bringen das zu Ende, 89
Lieutenant, selbst wenn wir die ganze Nacht hier draußen bleiben…«
»Wir können nicht mehr gewinnen«, wandte Bearlin ein. »Da können wir genauso gut die achtzig Prozent akzeptieren, die wir erzielt haben …«
»Und falls du mal die restlichen zwanzig Prozent Erfahrung brauchst, woher willst du sie dann nehmen?«, fragte Esmay.
»Wir bringen diese Übung zum Abschluss, und wir tun es jetzt.«
Sie rechnete mit weiterem Widerstand, aber trotz einiger mürrischer Seitenblicke ging die Gruppe das restliche Hindernis mit mehr Energie an als irgendeines der vorangegangenen. Fünf Minuten später hatten sie das Problem gelöst – und obwohl Esmay halb damit gerechnet hatte, dass sie sie in den Schlamm fallen ließen, holten sie sie mit der gleichen Sorgfalt über die Grube, wie sie sie aufeinander verwandt hatten.
»Gute Entscheidung«, erklärte ihnen der Ausbilder
anschließend. »Sie hätten ohne den erneuten Versuch keine achtzig Prozent erhalten – Sie waren etwa so effektiv wie ein Glas voller Essigälchen –, aber jetzt haben Sie sie.«
Als sie im Kasino zurück waren, spürte Esmay allmählich, dass sie bei diesem Team eine Chance hatte – eine geringe Chance, aber eine reale. Hätte sie doch nur ein paar Tage mehr Zeit gehabt bis zur Feldübung!
Die Vorübungen des nächsten Tages liefen besser; das neue Team schien wieder zur Zusammenarbeit bereit, und sie konnten sich in der Tagesbewertung auf den dritten Platz hinaufkämpfen.
Esmay kehrte in ihre Unterkunft zurück, um ihre Sachen für die Feldübung zu packen und ein paar Stunden Schlaf zu ergattern, ehe es Zeit zum Aufbruch wurde.
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Sie hatte alles auf der Koje ausgebreitet, als die Türklingel läutete. Sie unterdrückte einen Fluch und traf Anstalten zu öffnen. Vielleicht war es Barin, obwohl sie ihn seit Tagen kaum gesehen hatte, außer in Bruns Gesellschaft. Sie hoffte, dass es Barin war. Stattdessen war es Brun, und es war eine sehr aufgebrachte Brun.
»Ich schätze, du bist stolz auf dich!«, legte Brun los.
»Verzeihung?« Wovon redete das Mädchen?
»Du wolltest mich nie im Team haben; du konntest mich von Anfang an nicht leiden!«
»Ich…«
»Und jetzt hast du sichergestellt, dass ich die Feldübung nicht absolvieren kann, damit du ein Spitzenteam erhältst!«
»Das habe ich nicht«, erwiderte Esmay, die langsam in
Wallung geriet. »Sie haben es mir einfach zugeteilt
»Oh, sei nicht albern!«, sagte Brun, plumpste auf die Koje und brachte Esmays sorgfältiges Arrangement durcheinander.
»Du bist der heldenhafte Lieutenant Suiza – sie möchten schließlich, dass du glänzt, und haben es entsprechend
arrangiert. Egal, was dadurch aus den Plänen anderer wird …«
»Wie deinen?«, fragte Esmay. Sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
»Wie meinen. Wie Antons. Wie Barins.«
»Barins!«
»Weißt du, er mag dich wirklich«, sagte Brun und stocherte müßig an einem Stapel Konzentratriegel herum, bis er
zusammenbrach. Zwei fielen auf den Boden. Esmay knirschte 91
mit den Zähnen und hob die Riegel kommentarlos wieder auf.
Sie hatte keine Lust auf diese Geschichte. »Ich habe versucht herauszufinden, warum du so ein kalter Fisch bist, und
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