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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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dachte mir, er wüsste es vielleicht – und ich wette, du weißt nicht mal, dass der arme Junge halb in dich verliebt ist.«
    Ob sie nicht…? Esmay überlegte sich einen Augenblick lang, worauf es vermutlich hinauslief, wenn sie Bruns goldene Locken mit den Wurzeln ausriss.
    »Natürlich würde sich ein aufrechter Profi wie du nie dazu herablassen, mit bloßen Ensigns zu schäkern«, fuhr Brun in einem Ton fort, der mehrere Schichten Farbe von einem
    Wandschott hätte entfernen können. »Wie wir anderen ist er nicht annähernd deiner Aufmerksamkeit wert – außer wenn dir jemand in die Quere kommt.« Diesmal nahm sie eine Flasche Wasser zur Hand und öffnete und schloss die Kappe.
    »Das ist nicht fair«, stellte Esmay fest. »Ich hatte nichts mit deinem Ausschluss aus der Feldübung zu tun…«
    »Ich schätze, du möchtest mir sogar weismachen, du hättest mich unterstützt?«
    »Nein, aber das ist nicht das Gleiche. Die Entscheidung lag nicht bei mir.«
    »Aber wenn sie das getan hätte…« Brun sah sie
    herausfordernd an.
    »Hat sie aber nicht. Was hätte sein können, das spielt keine Rolle.«
    »Wie wahr! Du hättest eine Freundin sein können; du hättest Barins Geliebte sein können; stattdessen …«
    92
    »Was meinst du mit ›ich hätte jemandes Geliebte sein
    können‹?« So wütend sie auch war, sie konnte Barins Namen in diesem Kontext nicht aussprechen. Nicht dieser Frau gegenüber.
    »Du erwartest doch nicht, dass er sich für immer in deiner Nähe herumtreibt und deine Fußstapfen verehrt, oder? Nur für den Fall, dass du vielleicht von deinem Gipfel herabsteigst und ihn zur Kenntnis nimmst? Selbst ein schlimmer Fall von
    Heldenverehrung fällt schließlich der Zeit zum Opfer.«
    Das war Esmays größte Angst, genau hier und jetzt. War es nur Heldenverehrung? War es… vorbei?
    »Und du warst natürlich gleich zur Stelle, um ihm über diese ungerechtfertigte Fixierung hinwegzuhelfen?«
    »Ich habe meinen Beitrag geleistet«, sagte Brun und
    schnipste die goldenen Locken mit einer Geste auf die Seite, die keinen Zweifel daran ließ, wie sie das gemeint hatte. Esmay hatte sofort die Vorstellung vor Augen, wie diese Locken im Zimmer verstreut wurden, kleine goldene Haarbüschel, wie Schafwolle, die nach dem Scheren auf dem Boden herumlag.
    »Er ist intelligent, geistreich, lustig, ganz zu schweigen von unglaublich gut aussehend … Ich hätte eigentlich gedacht, dass dir das aufgefallen wäre …«
    Ein Licht von unirdischer Klarheit schien das Zimmer zu erhellen; Esmay fühlte sich fast schwerelos vor reinem Zorn.
    Sich vorzustellen, dass … diese Person Barin verfolgte! Dass diese Person an ihre Stelle trat und ihre Beziehung zu Barin ruinierte! Eine junge Frau, die sich öffentlich ihrer sexuellen Eroberungen rühmte, die es ablehnte, sich an irgendwelche Regeln zu halten, die behauptete, sich nicht vor einer
    Vergewaltigung zu fürchten, weil »es reine Mechanik ist; und 93
    außerdem kann mich niemand schwängern«. Sie ähnelte Casea Ferradi, ohne deren Ausrede einer kolonialen Herkunft
    mitzubringen.
    Sich kaum dessen bewusst, was sie tat, streckte Esmay die Hände aus, hob Bnm von der Koje auf und drückte sie an die Wand, so mühelos, wie sie es mit einem Kleinkind hätte machen können.
    »Du…!« Sie konnte nicht das aussprechen, was sie wirklich dachte; sie bemühte sich, auf etwas zu kommen, was noch weh genug tat. »Du Playgirl!«, sagte sie schließlich. »Du kommst hier hereingeplatzt mit deinem Grips und deiner Schönheit aus der gentechnischen Retorte, prahlst damit herum, spielst mit uns
    – spielst mit den Menschen, die ihr Leben riskieren, damit du und deine wundervolle Familie am Leben und in Sicherheit bleiben.«
    Brun öffnete den Mund, aber Esmay gab ihr keine Chance; die Worte, die zu sagen sie sich ersehnt hatte, strömten aus ihr hervor.
    »Du wolltest ein Freund sein, hast du gesagt – aber was hast du je anderes getan, als mir in die Quere zu kommen, mir die Zeit zu stehlen, nach jedem zu gieren, der dir gerade in den Sinn kam? Dabei bist du nie auf die Idee gekommen, dass einige von uns hier einen Job zu erledigen haben – und dass
    Menschenleben, nicht nur deines, davon abhängen, wie gut wir darin sind. Nein! Du möchtest in der Stadt, spielen gehen, und jemand soll mitkommen … und dabei kommt es dir nicht darauf an, ob es bedeutet, weniger zu lernen. Was bedeutet es
    schließlich, ob du einen Kurs bestehst oder in den Sand setzt?
    Dein Leben steht ja nicht

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