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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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durch sie; das Baby strampelte heftig, als bekäme es den Vorgang mit. Jemand außer den Männern wusste nun, wer Brun war … eine Verbündete. Sie hatte einen Kontakt hergestellt … Es war nicht viel, aber es gab ihr Hoffnung, die erste wirkliche Hoffnung, seit all das begonnen hatte.
    Am nächsten Tag behielt sie Hazel verstohlen im Auge. Das Mädchen wirkte wie immer – geschäftig, vorsichtig, leise, geduldig, warmherzig zu den Kindern und distanziert zu Brun.
    Als Brandys Ruhelosigkeit einem Wutanfall entgegenstieg, griff Hazel ein und beruhigte das Kind … und Brun fühlte sich an eine tüchtige Ausbilderin mit einem aufsässigen jungen Pferd erinnert. Als sie diesen Vergleich zog, gewann sie allmählich ein Verständnis davon, wie Hazel die Bedürftigkeit der Kinder nutzte, um sich selbst Festigkeit zu geben. Sie konnte ruhig sein, sie konnte sich an die sinnlosen Regeln halten, weil sie jemanden hatte, für den sie die Verantwortung trug.
    Und für wen war Brun verantwortlich? Ihr fielen wieder die Worte von Lieutenant Commander Uhlis ein. Wäre sie Offizier des Regulär Space Service gewesen, wäre ihre Verpflichtung 262
    klar gewesen – zu entkommen, oder falls das nicht möglich war, zu überleben und Informationen zu sammeln, bis sich eine Fluchtmöglichkeit bot. Aber sie war kein Offizier. Und selbst wenn sie es gewesen wäre – selbst wenn sie so tat –, reichte diese Pflicht für ein ganzes Leben, wie es ihr bevorstand? Was, wenn sie nie eine Gelegenheit zur Flucht fand?
    Das Baby bewegte sich in ihr, als betriebe es Bodenakrobatik.
    Sicherlich konnte doch ein Baby nicht so viel Unruhe zeigen!
    Manche Leute würden bestimmt sagen, dass Brun jetzt für dieses Kind Verantwortung trug, aber sie empfand es selbst anders – man hatte es ihr aufgezwungen, in sie hineingezwungen, und es war nicht ihres. Es war ein Gräuel, wie Brun selbst es den Männern zufolge war.
    War sie dann nur für sich selbst verantwortlich? Ein
    säuerlicher Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Nicht genug, um ein ganzes Leben als Sklavin dieser Männer
    akzeptabel oder auch nur erträglich zu machen. Zu viele Stunden lang hatte sie schon geplant, wie sie dem Leben entfliehen konnte, wenn schon nicht ihren Entführern – wenn diese irgendwann in ihrer Aufmerksamkeit nachließen.
    Irgendwann würden sie das.
    Aber … was, wenn eine Chance bestand, wie gering auch
    immer, Hazel und die Kleinen vor dem gleichen Schicksal zu bewahren? Irgendwo, davon war Brun überzeugt, suchte ihr Vater nach ihr. Suchte die Flotte nach ihr. Es dauerte
    womöglich Jahre; es dauerte womöglich zu viele Jahre …
    vielleicht aber auch nicht. Hazel war nicht nur aus Angst, sondern auch aus Hoffnung so fügsam, der Hoffnung, dass irgendwann Hilfe kommen würde; hätte sie keinerlei Hoffnung gehabt, dann hätte sie nie gewagt, Brun ihren Namen und den 263
    ihres Schiffes zu verraten. Also konnte sie selbst, Charlotte Brunhilde Meager, sich auf Hazel und die kleinen Mädchen konzentrieren – auf die Aufgabe, sie zu retten.
    Sie erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, wie
    unwahrscheinlich ein Erfolg war. Stattdessen begann sie zu überlegen, welche Informationen gebraucht wurden und wie sie daran kommen konnte. Und sie verzichtete ab jetzt auf jeden Versuch, Hazels Blick aufzufangen, sie in eine Kommunikation zu locken. Das Letzte, was sie jetzt noch wollte, waren Schwierigkeiten für Hazel.
     
    Nur wenige Tage später kamen die Männer sie beide und die Kleinen holen. Brun geriet fast in Panik – hatten sie
    herausgefunden, dass Hazel mit ihr gesprochen hatte? Dass Brun ihren Namen auf LIazels Arm nachgezeichnet hatte? Aber man führte sie einfach nur durch die Korridore, diesmal weiter, als Brun hier je gegangen war. Ihre nackten Füße waren wund; die Schwangerschaft machte sie unbeholfen, wo Luken
    bewältigt werden mussten. Zu ihrer Überraschung zeigten sich die Männer geduldig und warteten, während Brun erst ein Bein und dann das andere hob. Sie halfen ihr eine schräge Fläche hinunter … zu einem offenen Raum, der sich ringsherum
    öffnete. Brun sah sich um, und ihre Augen waren nach all diesen Monaten in der Kabine nicht mehr an solche Entfernungen gewöhnt. Die Andockbucht einer Raumstation, wie es aussah.
    Überall waren Männer, nur Männer… Brun und Hazel und die beiden kleinen Mädchen waren die einzigen weiblichen Wesen.
    Die Männer führten Brun ziemlich sanft zu einem
    Schwebestuhl, den sie dann eine weite

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