Waffenschwestern
gefallen lassen – sie können uns nicht einfach ignorieren. Leute wie sie werden Gottes Plan nicht aufhalten.
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Außerdem: Falls sie einmal anfangen, nach dieser Frau zu suchen – und das ist sicher zu erwarten, wenn man bedenkt, wer ihr Vater ist –, dann Finden sie vielleicht Dinge heraus, die sie unserer Meinung nach besser nicht erfahren.«
»Und du bringst die kompletten Familias gegen uns auf!«, zischte Sam. »Die größte Macht in diesem Teil der Galaxis, und du musst sie richtig sauer machen …«
»Ich fürchte niemanden außer dem Allmächtigen«, erwiderte Mitch. »Das schwören wir schließlich alle, die wir als Ranger vereidigt wurden. Fürchte Gott, aber keinen Menschen – das sagen wir. Weichst du davor zurück, Sam?« Er fühlte sich stark und in Hochstimmung. Neue Kinder im Haus, die sich gut
entwickelten. Diese gelbhaarige Schlampe mit Zwillingen schwanger … Gott war gewiss auf seiner Seite!
»Es macht trotzdem keinen Sinn, uns Schwierigkeiten
einzuhandeln«, meinte Pete.
»Das habe ich auch nicht«, sagte Mitch. »Sicher, ich habe im Namen der ganzen Miliz Verantwortung für das übernommen, was wir getan haben – aber ich habe nicht den Fetzen eines Beweises zurückgelassen, welcher Zweig es war. Wenn sie das einmal herausfinden –falls überhaupt, was ich bezweifle –, dann richten wir dort im Raum der Familias genug Unheil an, dass sie gar nicht die Zeit finden, um uns zu belästigen. Falls sie nur eine Maßnahme gegen uns ergreifen, jagen wir eine oder zwei
Raumstationen hoch – und dann weichen sie zurück. Das habe ich ihnen gesagt. Niemand zieht wegen eines Weibs in den Krieg.«
*
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Brun rieb sich an den Einschränkungen des Mütterheims. Sie durfte auf den ummauerten Hof gehen und die gepflasterten Wege auf ihren geschwollenen, wunden Füßen entlanghumpeln.
Man verlangte sogar von ihr, jeden Tag fünf Rundgänge zu absolvieren. Sie durfte von ihrem Schlafraum in die Küche gehen, ins Esszimmer, ins Badezimmer, auf die Toilette oder ins Nähzimmer. Die einzige Tür nach draußen war jedoch
abgeschlossen – und nicht nur abgeschlossen, sondern auch bewacht von einem korpulenten Mann, der einen Kopf größer war als sie. Die übrigen Bewohnerinnen, alle fünf, waren ebenso stumm wie Brun. Die Frau, die hier den Befehl führte – Brun fiel einfach kein passender Begriff für ihre Position ein –, war nicht stumm, sondern nur zu beredt. Sie kommandierte die Schwangeren herum wie eine Gefängniswärterin. Vielleicht war sie das ja auch; Brun empfand dieses Haus als Gefängnis. Sie musste täglich so lange nähen: Kleider für sich selbst, Kleider für das Kind, das sie erwartete, Kleider für sich selbst nach der Geburt. Sie musste in der Küche helfen. Sie musste sauber machen, einen schweren nassen Mop über den Boden schieben, die Toiletten und Waschbecken und Duschkabinen schrubben.
Was sie auf den Beinen hielt, das war der Gedanke an Hazel, die irgendwo war, zusammen mit den beiden kleinen Mädchen.
W7as erlebte sie jetzt? Nichts Gutes. Brun versprach Hazel –
versprach sich selbst –, sie irgendwie herauszuholen.
Sie wurde täglich untersucht … und als ihre Zeit näher kam, entdeckte sie eine ganz neue Quelle der Angst. Eine der anderen Frauen, die gerade neben ihr in der Küche Karotten klein schnitt, krümmte sich plötzlich und drückte sich eine Hand auf 280
die Seite. Sie öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei. Brun entdeckte die Verhärtung unter ihrem Umstandskleid.
»Du, komm mit«, sagte die Wärterin. Sie funkelte Brun an.
»Und du, du hilfst ihr!« Brun nahm die Schwangere am anderen Arm und half ihr, durch den Flur zu stolpern, bis in Räume, die Brun noch nicht gesehen hatte. Gefliester Boden… schmales Bett, zu kurz, um darauf zu liegen … als sich die Frau in den Wehen daraufstemmte, erkannte Brun, dass diese… diese völlig unzureichende klapprige Anlage … das war, wo Frauen ihre Kinder zur Welt brachten. Wo sie selbst gebären würde. Die Frau wand sich, und ein Schwall Flüssigkeit machte das Bett nass und spritzte auf den Boden.
»Hol Schüsseln, du!«, befahl die Wärterin Brun und deutete hinüber. Brun holte die Schüsseln. Wann gedachte die Wärterin eigentlich, den Arzt zu rufen? Die Schwestern?
Keine Arzte, keine Schwestern. Die Wärterin war die einzige Helferin, zusammen mit den Frauen, die jeweils im Haus waren.
Die anderen schoben sich herein – einige von ihnen hatten so was eindeutig schon
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