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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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mitgemacht. Brun, der nicht erlaubt war, sich zu entfernen, lehnte an der Wand; mal war ihr nach Ohnmacht zumute, mal war ihr schlecht. Als sie
    zusammensackte, ohrfeigte eine der anderen sie mit einem nassen Lappen, bis sie wieder aufrecht stand.
    Sie kannte die Fakten der menschlichen Fortpflanzung seit ihrer Kindheit. Aus Büchern. Aus Ausbildungswürfeln. Und sie wusste – oder sie hatte gewusst -, dass niemand, der Zugriff auf moderne Methoden hatte, noch auf die altmodische Art und Weise gebar. Und sicherlich brauchte doch niemand, niemand im ganzen zivilisierten Universum, so zu gebären – ohne medizinische Hilfe, ohne Lebenserhaltung, ohne alles außer 281
    einer grimmigen alten Frau und anderen Schwangeren, in einem Raum mit nicht abgeschirmten Fenstern, wo das Blut und die anderen Flüssigkeiten auf den nackten Boden spritzten, auf die nackten Füße der Frauen. Die Pferde von Bruns Vater erhielten mehr Fürsorge; die Hunde hatten sauberere Zwinger, um ihre Welpen zu werfen.
    Brun versuchte, nicht hinzusehen, aber sie packten sie, zwangen sie dazu hinzusehen, mitzuverfolgen, wie sich der Kopf des Babys herausschob, weiter herausschob … ihr Körper schmerzte schon vor Mitgefühl.
    Der erste Schrei des Babys brachte präzise ihren eigenen Zorn und ihre eigene Angst zum Ausdruck.
    Sie würde es nicht schaffen. Sie würde dabei sterben.
    Sie durfte nicht sterben; sie musste leben … Hazels wegen.
    Um Hazel vor diesem Grauen zu bewahren, würde sie
    überleben.
    282

Kapitel elf
Castle Rock
    Lord Thornbuckle, Sprecher des Ministerrates und des Großen Rates der Regierenden Familias, Nachfolger des zurück-getretenen Königs, hatte den ganzen Morgen lang mit seinem Freund Kevil Starbridge Mahoney am neuen Haushaltsplan für den Regulär Space Service gearbeitet; Mahoney war derzeit Rechtsberater des Großen Rates. Über den ganzen Vormittag hinweg hatte eine Folge von Ministern und Haushaltsexperten sie mit unbequemen Fakten bombardiert und damit eine Frage verkompliziert, die nach Lord Thornbuckles Auffassung
    eigentlich eine ganz einfache Frage hätte sein sollen: Wie finanzierte man einen Ersatz für die Schiffe, die bei Xavier verloren gegangen waren? Die beiden Männer hatten sich zu einem privaten Mittagessen entschlossen, und zwar in dem kleinen grünen Esszimmer, das Ausblick auf den runden Teich gewährte, in dem Fische mit langen Flossen träge umher-schwammen. Getragen wurde diese Entscheidung von der
    Hoffnung beider, dass der friedliche Frühlingsgarten ihren Gleichmut wiederherstellte. Eine würzige Suppe und Scheiben von Hühnchenfleisch mit Zitronen und Knoblauch hatten dazu beigetragen, und jetzt spielten sie mit einem gemischten Salat aus diversen Frühlingsgewächsen herum und zögerten die
    unvermeidliche Rückkehr zu Spalten voller Zahlen hinaus.
    »In letzter Zeit von Brun gehört?«, fragte Kevil, nachdem er von seinem Sohn George erzählt hatte, der jetzt Jura studierte.
    283
    »Seit mehreren Wochen nicht mehr«, antwortete
    Thornbuckle. »Ich denke, sie steckt irgendwo im Sprungraum; sie wollte Cecelias Gestüt besuchen, ehe sie für den
    Eröffnungstag der Jagdsaison nach Hause kommt.«
    »Machst du dir keine Sorgen?«
    »Natürlich mache ich mir Sorgen! Aber was kann ich schon tun? Falls sie nicht bald auftaucht, jage ich jemanden hinter ihr her … Nur stellt sich dann das Problem, dass die
    Nachrichtengeier im gleichen Augenblick wissen, wo sie zu suchen haben, und die echten Haie werden dem Köder folgen.«
    Kevil nickte. Beide waren sie schon Opfer politischer und privater Gewalt geworden wie auch von aufdringlichem
    Boulevardjournalismus. »Du könntest jederzeit Ressourcen der Flotte zum Einsatz bringen«, schlug er vor, nicht zum ersten Mal.
    »Das könnte ich – bin mir aber seit Copper Mountain
    überhaupt nicht mehr sicher, dass es eine sichere Maßnahme wäre. Zuerst wird sie mitten auf dem Stützpunkt beinahe umgebracht – sie haben immer noch nicht herausgefunden, wer auf sie geschossen hat-, und dann stellt der heldenhafte Lieutenant Suiza ganz ungebeten Bruns Moral in Frage.«
    Kevil sagte nichts, zog aber eine Braue hoch. Thornbuckle bedachte ihn mit finsterem Blick.
    »Ich weiß – du hältst sie für…«
    »Ich habe keinen Ton gesagt«, entgegnete Kevil. »Aber jeder Zank hat zwei oder gar mehr Seiten.«
    »Es war unprofessionell…«
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    »Ja, ohne Zweifel, aber wäre Brun nicht deine Tochter, dann denke ich, würdest du es leichter

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