Waffenschwestern
schneiden und Kleidungsstücke zu formen … und jetzt lernten sie Stickereien, Durchbruch-und Spitzenarbeiten und weitere feine Nadelarbeiten. Hazel musste erst einfaches Stricken und Häkeln meistern und verwandte Stunden darauf, Bettlaken und Handtücher zu säumen. Außer Nähen lernte sie Kochen – zum Entsetzen der Ehefrauen wusste sie nicht mal, wie man
Kartoffeln schälte oder Karotten schnitt.
»Man stelle sich das vor!«, sagte Secunda, die zweite Frau des Meisters. »Ein armes Mädchen aufwachsen zu lassen, ohne ihm was beizubringen. Was haben sie von dir erwartet, Kind?
Dass du einen so reichen und ausschweifenden Mann heiratest, dass er jede Arbeit nur von den Dienstboten erwartet?«
»Wir hatten Maschinen«, sagte Hazel.
»Oh, Maschinen!«, sagte Prima. Sie hob mahnend den Finger vor Hazel. »Am besten vergisst du Maschinen, Mädchen. Es ist der Weg des Teufels, die Hände müßig zu lassen und Frauen auf Ideen zu bringen. Hier haben wir keine Maschinen, nur ehrliche Frauen, die Frauenarbeit leisten, wie es sich gehört.«
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»Prima, würdest du mal diese Sauce probieren?« Tertia
verneigte sich, während sie sie ihr anbot.
»Ah. Eine Spur mehr Küchenkraut, meine Liebe, aber sonst sehr zufrieden stellend.«
Hazel schnupperte. Sie musste zugeben, dass es in dieser Küche viel besser roch als in jeder Schiffskombüse, die sie je betreten hatte. Jeden Tag frisches Brot aus den großen
gemauerten Ofen; jeden Tag frische Speisen, zubereitet aus den Produkten des Gartens. Und Hazel hatte Freude daran, Karotten zu schneiden – sogar Zwiebeln –; jedenfalls tat sie es lieber, als sich mit diesen langen, geraden Nähten herumzuschlagen. Die Frauen lachten hier sogar … leise und unter sich, aber sie lachten. Was sie in Gesellschaft der Männer niemals taten. Hier gab es keinen dieser Witze, die Hazel schon ihr ganzes Leben lang gehört hatte, dieses Flachsen zwischen den Männern und Frauen der Besatzung. Hazel hätte gern gefragt warum; sie hatte überhaupt tausend Fragen, eine Million Fragen. Allerdings war ihr schon aufgefallen, dass Mädchen keine Fragen stellten, außer nach ihrer Arbeit – wie man dies ausführte und wann man das tat –, und selbst dann sagte man ihnen häufig nur, sie sollten besser aufpassen.
Hazel tat ihr Bestes und gab sich Mühe, sich ihren täglichen Besuch bei Brandy und Stassi zu verdienen. Die Frauen waren rasch damit bei der Hand, ihre Fehler zu korrigieren, aber Hazel spürte, dass sich dahinter keine feindselige Einstellung verbarg.
Sie mochten sie, so gut sie es bei einer Fremden, die in ihre geschlossene Gesellschaft eingefügt wurde, nur konnten, und sie waren so freundlich, wie es die Bräuche erlaubten.
274
*
Der geschlossene Wagen hatte eine unbekannte Entfernung zurückgelegt – weit genug für Brun, damit ihr schon leicht übel war –, als er schließlich anhielt. Jemand öffnete die Tür von außen; eine hochgewachsene Frau – die erste Frau, die Brun auf diesem Planeten zu Gesicht bekam – packte sie am Arm.
»Komm mit, du«, sagte sie. Nach der langen Zeit auf dem Schiff war der Akzent für Brun verständlich, wenn auch nach wie vor fremd. »Komm raus da.«
Brun konnte nur mit Mühe aus dem Wagen steigen, und der feste Griff der Frau bot ihr auch keine Hilfe. Sie sah sich um.
Das hohe, kastenförmige Bodenfahrzeug glich einer Illustration aus einem der ältesten Bücher ihres Vaters. Die Straße, auf der es gefahren war, war breit, mit Steinen gepflastert und gesäumt von niedrigen Stein-und Ziegelhäusern, keines mehr als drei Stockwerke hoch. Die Frau zerrte an Bruns Arm, und Brun stolperte beinahe.
»Keine Zeit zum Herumtrödeln«, sagte die Frau. »Du
brauchst hier keine Besichtigung zu machen; sieh zu, dass du ins Haus kommst wie eine anständige Frau, die du nicht bist.« Brun konnte gar nicht schnell genug gehen, um die Frau zufrieden zu stellen, nicht mal mit Hilfe eines der Männer - sie war einfach zu groß und zu unbeholfen, und die Steine, aus denen der Weg zur Vordertür bestand, taten ihr an den Füßen weh. Sie blickte an dem Gebäude hinauf, zu dem man sie führte, und stolperte beinahe eine Stufe hoch. Aber so hatte sie es wenigstens mal zu Gesicht bekommen – errichtet aus schweren Steinblöcken und an dieser Seite fensterlos; und neben der schweren Tür stand 275
eine großer korpulenter Mann, der die gleiche Körpersprache hatte wie jeder andere Wachtposten, den Brun je erblickt hatte.
Ein Gefängnis?
Es
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