Wage den Schritt ins Glueck
macht weiter.
„Wie konnten Sie!“, stöhnte der Reporter neben ihr. „Haben Sie nicht gehört, was Santinis Agent gleich zu Anfang der Pressekonferenz zur Bedingung gemacht hat? Es dürfen keine Fragen nach seinem Privatleben gestellt werden, schon gar nicht nach seinem Bruder!“
„Ich bin zu spät gekommen“, versuchte Eden sich zu verteidigen. „Das wusste ich nicht.“
Oben auf dem Podium beugte Rafe sich zu seinem Begleiter, und die beiden debattierten heftig, dann blickte der Agent in Edens Richtung. „Mr. Santini bittet Sie, die Frage zu wiederholen. Vorher stehen Sie aber bitte auf und stellen sich vor.“
Und ich wollte anonym bleiben! Rettung suchend blickte Eden zum Seitenausgang und erwog zu fliehen. Doch dafür war es zu spät. Alle Blicke richteten sich jetzt auf sie, und sie konnte nichts tun, als langsam aufzustehen. Selbst jetzt noch klammerte sie sich an die schwache Hoffnung, dass Rafe sie auf die Entfernung nicht erkennen würde.
Als sie endlich den Mut fand, zum Podium zu blicken, schienen nur noch Rafe und sie da zu sein.
Ungeniert betrachtete er sie, bis sie sich nackt und preisgegeben vorkam und das Gefühl hatte, er könnte bis auf den Grund ihrer Seele blicken. Unvermittelt änderte sich der Ausdruck in seinen dunklen Augen, und die Verachtung, die Eden darin las, ließ sie erschauern.
„Eden Lawrence von der Wellworth Gazette“, brachte sie mühsam hervor, weil ihre Kehle sich wie zugeschnürt anfühlte. Sinnlos, sich jetzt noch verstellen zu wollen. Rafe hatte sie erkannt. „Ich habe mich nur gefragt, ob Mr. Santinis Interesse an Greenacres als Spezialzentrum für Wirbelsäulenverletzungen auf den Unfall zurückzuführen sein könnte, durch den sein Bruder gelähmt wurde.“ Ihre Wangen brannten, Halt suchend tastete sie nach ihrer Stuhllehne, als Rafe sie nur kalt ansah.
„Mr. Santini möchte Sie darauf hinweisen, dass er vielen wohltätigen Organisationen Spenden zukommen lässt“, erklärte der Agent scharf. „Aber wie zu Beginn der Pressekonferenz ausdrücklich betont wurde, ist er nicht gewillt, Fragen zu beantworten, die sein Privatleben berühren.“
So zurechtgewiesen, wollte Eden sich wieder setzen, doch Rafe hielt sie davon ab. Selbst jetzt noch, nach all den Jahren, machte seine Stimme sie schwach.
„Miss Lawrence, ich finde Ihr Interesse an meinem Privatleben schmeichelhaft, und es stimmt, ich habe sehr … persönliche Gründe, das Wirbelsäulenzentrum finanziell zu unterstützen, das so Hervorragendes leistet.“
Eden sah keine Möglichkeit, seinem Blick auszuweichen, der sie zu hypnotisieren schien. Sie konnte Rafe nur hilflos ansehen, obwohl ihr bewusst war, dass die anderen Journalisten aufgeregt tuschelten.
„Eden Lawrence … hat sie nicht für eine große überregionale Zeitung gearbeitet? Vor zwei Jahren war sie bei einem Militärschlag in Afrika dabei …“
„Ja. Aber hatte sie nicht eine Affäre mit Santini …?“
Ich muss hier raus!, dachte Eden verzweifelt. Unvermittelt tauchten rechts und links von ihr zwei Sicherheitsleuteauf. Unter den Augen des Mannes, dem sie nie mehr hatte begegnen wollen, musste sie die entsetzliche Demütigung über sich ergehen lassen, aus dem Konferenzsaal geführt zu werden.
„Hier entlang.“
Das war ein Befehl, keine Bitte. Eden erschien es leichter, den Männern freiwillig zu folgen, als eine Szene zu machen. Wie konnte ich mich dazu verleiten lassen, Rafael Santini auch nur aus der Ferne zu sehen?, fragte Eden sich benommen. Dennoch ging sie hoch erhobenen Hauptes neben den Sicherheitsleuten her. Hätte sie sich doch nur nicht von Cliff überreden lassen, an der Pressekonferenz teilzunehmen!
Aber eigentlich durfte sie ihn nicht dafür verantwortlich machen. Sie hatte der Verlockung nicht widerstehen können, Rafe nach all den Jahren wiederzusehen. Es war verrückt, sich auf dieses Wagnis einzulassen, musste Eden sich nun eingestehen. Sie betrat die Hotelhalle und wollte zum Ausgang gehen, als einer der Sicherheitsleute sie zurückhielt und höflich, aber bestimmt zum Aufzug führte.
„Was soll das?“, fragte sie eisig. „Sie haben Ihren Auftrag erfüllt, ich möchte gehen.“
„Bitte?“ Der Mann zuckte die Schultern, aber sie war sicher, dass er sie verstanden hatte. Ehe sie sich befreien konnte, manövrierte er sie geschickt in den Aufzug. Der andere Mann folgte. „Signor Santini möchte Sie in seiner Suite sprechen.“
„Zum Teufel mit ihm!“ Die Lifttür glitt auf, und sie befanden
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