Wage den Schritt ins Glueck
sich in der obersten Etage. Der Sicherheitsmann, der Eden am Arm festgehalten hatte, trat zur Seite, um sie hinauszulassen. Eden blieb stehen und sah ihn kampflustig an. Ihre Begleiter waren groß und Furcht einflößend, aber sie ließ sich nicht einschüchtern. „Sagen Sie Signor Santini, dass ich keine Lust habe, ihn zu sehen.“
„Wie bitte?“ Es war fast schon komisch, wie dumm der Mann dreinblickte.
Eden wurde wütend. „Sagen Sie Signor Santini …“
„Warum sagen Sie’s ihm nicht selbst?“
Ihr war entgangen, dass ein weiterer Aufzug auf der Etage gehalten hatte. Groß und unverschämt gut aussehend stand Rafe vor ihr im Gang. Bei seinem Anblick begann ihr Herz zu rasen, und aus einem reinen Selbsterhaltungstrieb heraus tastete Eden nach dem Schließknopf. Doch Rafe schob einfach einen Fuß in die Kabine und lächelte so siegessicher, dass Eden sich an die Wandpaneele drückte.
„Sieh mal an, Eden Lawrence. Die interessantesten Geschöpfe kriechen überraschend aus dem Unterholz!“, bemerkte Rafe liebenswürdig. Der verächtliche Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Hinter ihm wartete ein älteres Paar, und er lächelte den beiden freundlich zu. „Komm raus, Eden. Du hältst diese netten Leute auf“, setzte er hinzu.
Er schaltet seinen Charme ein wie andere das Licht, dachte Eden verärgert. Jetzt musste sie auch noch den Aufzug verlassen, flankiert von den Sicherheitsleuten.
Sobald die Lifttür sich hinter dem älteren Paar geschlossen hatte, wirbelte Eden zu Rafe herum. „Du kannst deine Muskelmänner zurückpfeifen! Es ist traurig genug, dass du mich aus der Pressekonferenz geworfen hast. Hierher hättest du mich wirklich nicht schleppen lassen müssen.“
Rafe blickte zu den Sicherheitsleuten und sprach auf Italienisch so rasch mit ihnen, dass sie nur wenig verstand. „Du übertreibst, Eden“, sagte er dann zu ihr. „Paolo und Romano versichern mir, dich äußerst respektvoll behandelt zu haben.“ Das Funkeln in seinen dunklen Augen verriet ihr, dass er diesen Respekt für unverdient hielt. Sie schwieg, als er ihr die Tür zu seiner Suite aufhielt, um sie eintreten zu lassen.
Doch Eden blieb stehen und warf stolz den Kopf zurück. „Ich komme nicht mit hinein. Ich gehe.“
Gespielt erstaunt zog Rafe die Brauen hoch. „Aber bist du nicht extra meinetwegen ins Hotel gekommen?“
Immer noch dieses übersteigerte Selbstbewusstsein!, dachte Eden. Aber warum sollte er sich ändern? Die Frauen hatten sich ihm an den Hals geworfen, solange sie zurückdenken konnte. Ganz bestimmt würde Eden den gleichen Fehler nicht zweimal machen. „Arrogant wie eh und je“, bemerkte sie kühl. „Tut mir leid, aber ich bin nur gekommen, weil Cliff Harley mich gebeten hat, an der Pressekonferenz teilzunehmen, um einen Artikel für meine frühere Zeitung zu schreiben.“
„Ich verstehe“, erwiderte Rafe, und Eden konnte nur hoffen, dass er es nicht tat. Früher hatte er verteufelt gut gewusst, was in ihr vorging. Damals war sie jedoch jünger gewesen und konnte ihre Gefühle nicht gut verbergen. „Nachdem du schon mal hier bist, darf ich dir doch wenigstens etwas zu trinken anbieten. Dir dürfte warm sein. Außerdem scheinst du dir etwas über die Hose geschüttet zu haben.“
Ein Blick auf ihre cremefarbene Hose verriet Eden, dass der Fleck sich dunkel über das halbe Bein ausgebreitet hatte. „Das ist Kaffee“, erklärte sie. „Den Fleck verdanke ich dem Tölpel, der neben mir saß. Wenn er mir das heiße Zeug nicht über den Schoß gegossen hätte, hättest du mich gar nicht bemerkt.“
„Ich wusste, dass du da bist.“ Rafe bedeutete ihr, auf einem der eleganten Ledersofas Platz zu nehmen. „Was möchtest du trinken? Wein? Saft? Tee?“ Er hatte also nicht vergessen, dass sie gern Tee trank.
„Also gut, Orangensaft“, erklärte Eden schnell. Heißen Tee zu trinken dauerte zu lange, sie wollte so schnell wie möglich fort. Und mit Rafe Alkohol zu trinken war entschieden zu gefährlich. Sie musste einen klaren Kopf behalten. „Wie meinst du das … du wusstest, dass ich da bin? Woher wolltest du das wissen?“
„Ich habe es gespürt“, erwiderte er. „Wenn du nicht aufgestanden wärst, hätte ich den Saal nach dir abgesucht.“
Drückendes Schweigen folgte Rafes Bekenntnis. Eden blickte angestrengt auf das kunstvolle gold-beige Muster des Teppichs, weil ihr das Herz bis zum Hals schlug. Rafe war ein toller Mann, und sie hatte sich so lange nach ihm
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