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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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zu Depressionen neigen.« Sicher hatte er es gut gemeint, aber hätte Oda in dem Augenblick über eine Handtasche verfügt, so eine, wie Christine sie ständig mit sich rumschleppte, hätte sie ausgeholt und Jürgen damit voll eine verpasst. Wechseljahre! Was bildete der sich ein? Dass sie manchmal so traurig war, hing nur mit dem Wetter zusammen. Sie bekam schließlich auch noch keine grauen Haare.
    Nee, nee. Es ging ihr gut, und alles war okay so, wie es war. Sie und Jürgen sahen sich am Wochenende, meistens auch einen Abend in der Woche, und irgendwann würde sich eine für alle Seiten befriedigende Lösung ergeben. Oda gab unumwunden zu, dass sie nicht wirklich scharf darauf war, die Querulantin Laura tagtäglich um sich zu haben. Denn das Leben mit Alex war angenehm, natürlich auch nicht immer eitel Sonnenschein, aber im Großen und Ganzen prima.
    »Liegt das Boot von Steegmann eigentlich noch hier?«, fragte sie, als Christine durch das Deichtor in den Hafenbereich einfuhr. Hätte Oda selbst am Steuer gesessen, hätte sie einen Parkplatz direkt unterhalb des Deiches gewählt. Christine aber raste auf die Kante zu, nach der nur noch die abschüssige Basaltsteinmauer des Hafenbeckens kam.
    »Bremsen!«, brüllte Oda und atmete auf, als der Wagen rechtzeitig zum Stehen kam. Ihre nassen Hände wischte sie an der Jeans ab. »Was sollte das denn jetzt?« Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Christine war doch sonst so bedächtig, was sollte denn jetzt der Schwachsinn? Oder hing Christines plötzlicher Energieschub mit Odas Frage zusammen?
    Christine lachte, als sie die Handbremse zog und den Rückwärtsgang einlegte, damit ihr Cabrio auch wirklich nicht ins Hafenbecken rollen konnte. »Ist alles gut, ich bin einfach nur ein bisschen zügig gefahren. Und nein, Carstens Boot liegt im Winter in der Halle.«
    Wie eine gesengte Sau bist du gefahren, dachte Oda, sagte aber lieber nur: »Na denn.«
    Das Mannschaftsfoto der »Jever« befand sich in Christines überdimensionaler Tasche, die neuerdings aus cognacfarbenem Kroko-Leder war. Sah echt schick aus, das musste Oda zugeben. Schön wäre es natürlich auch, wenn Lemkes Schulfreund zumindest einen der beiden Typen, mit denen Baumann an seinem letzten Abend hier gegessen hatte, wiedererkennen würde. Sie stiegen aus.
    Es war Ebbe. Die Nassaubrücke, die das Festland mit dem schwimmenden Ponton verband, neigte sich abwärts. Mit zunehmender Flut würde sie sich fast bis zur Waagerechten erheben, ein ständiger Wechsel zwischen Auf und Ab. Nur wenige Segelboote lagen noch draußen, viele Segler hatten ihre Boote für die typischen Winterarbeiten bereits in die Hallen gebracht. Das Salzwasser der Nordsee war aggressiv, und so wurde in der kalten Jahreszeit nicht nur der Bewuchs entfernt, der sich in den Sommermonaten bildete, sondern auch das Unterwasserschiff geschliffen und mit Antifouling gestrichen.
    Sie liefen die wenigen Stufen auf die Terrasse hinauf, die das Seglerheim umgab. Oda kam im Sommer gern mit Jürgen her, sie genossen es, bei einem richtig dicken und leckeren Milchkaffee oder einem Weizenbier im Abendsonnenlicht zu sitzen und eine Kleinigkeit zu essen.
    Jetzt saß niemand draußen. Dazu war es zu kalt und zu feucht. Sie traten in den vorderen Schankraum, der auch als Raucherraum fungierte. Die dunkelhaarige Bedienung hinter dem Tresen war gerade dabei, Gläser abzutrocknen, und sah sie freundlich an. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
    »Oda Wagner und Christine Cordes von der Kripo Wilhelmshaven«, sagte Oda und fügte erklärend hinzu: »Wir würden gern Ihren Chef sprechen. Es geht um den Toten, der am Molenfeuer gefunden wurde. Aber zwei Cappuccino können Sie uns schon mal bringen.«
    »Für mich lieber einen Milchkaffee«, sagte Christine.
    Oda sah sie überrascht an.
    »Hab heute nicht wirklich gut gefrühstückt und jetzt ziemlichen Hunger. Da sättigt der Milchkaffee besser«, erklärte ihre Kollegin.
    »Na dann … einen Cappuccino und einen Milchkaffee«, korrigierte Oda.
    Kaum standen die Getränke vor ihnen – sie hatten sich an die Theke gesetzt –, tauchte der Wirt auf.
    »Werner Hanneken«, stellte er sich vor. »Sie wollten mich sprechen?«
    »Gib mal her«, bat Oda Christine, die gleich das Bild aus ihrer Tasche zog. »Es geht um den vergangenen Sonntagabend, mein Kollege hat darüber ja schon mit Ihnen gesprochen. Können Sie mal gucken, ob Sie auf diesem Mannschaftsfoto jemanden erkennen? Vielleicht waren die anderen beiden

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