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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Sie können schreiben, dass wir alle tief bewegt sind, dass er ein guter Mensch und ein engagierter Mitarbeiter war, den wir aber leider in unserer Organisationsstruktur nicht entsprechend einsetzen konnten. Wir tragen mit Schuld an seinem Tod.«
    Orsolics sah sie mit ehrlicher Bewunderung an. »Besser hätte ich das nicht sagen können.«
    »Hat der Kandidat vom Rausschmiss Bellini-Kleins gewusst?«, fragte ich.
    Jetzt klang Chloe Fischers Stimme schneidend. »Natürlich nicht! Personalsachen sind unsere Angelegenheit. Das haben wir von ihm fernzuhalten. Und Sie möchte ich, auch im Namen des armen Toten, bitten, nicht im Dreck zu wühlen. Missbrauchen Sie unsere Gastfreundschaft nicht.«
    Wenn kein Dreck da wäre, könnte ich auch nicht darin wühlen, dachte ich und ging. Der grüne Teppich schluckte jeden Schritt.
    In den TV-Mittagsnachrichten sah ich einen andächtigen Wolfgang A. Vogl auf dem römischen Petersplatz. Ergriffen starrte er nach oben zum Balkon des gebrechlichen Papstes, neben ihm lächelnde, glattgesichtige Nonnen, die ihm seltsam ähnlich sahen, junge Menschen mit eigenartig glänzenden Augen, Touristen und Straßenarbeiter, die vielleicht auch bloß zufällig hier ihre Pause machten. Vogl schlug gemeinsam mit den vielen Menschen das Kreuzzeichen.
    Ein Moderator erzählte etwas über den gläubigen Sozialdemokraten Wolfgang A. Vogl, der auch den Nachmittag in Rom verbringen würde, um den Staatssekretär für äußere Angelegenheiten zu treffen und mit diesem die sicherheitspolitische Lage am Balkan und in Europa zu erörtern. Vogl wolle seine außenpolitischen Fähigkeiten in den Dienst aller Menschen in Europa und im speziellen in den Dienst der Sicherheit der österreichischen Bevölkerung stellen. Das sei ihm wichtiger als der Wahlkampf, habe Vogl bei einem improvisierten Pressegespräch am römischen Flughafen betont.
    Aber sicher.
    Einige Stunden später traf ich bei der Bundespolizeidirektion ein. Allein der Anblick des Gebäudes löste bei mir Beklemmungen aus. Sofort hatte ich das Gefühl, etwas angestellt zu haben. Meine Entscheidung, hier nach den näheren Umständen des Todes von Bellini-Klein zu forschen, war nicht mit der Redaktion abgesprochen. Kriminalpolizei. Ich landete in einem Sekretariat, über dessen Tür groß »Personenverkehr« stand. »Warten Sie«, rief jemand von drinnen, als ich die Türe einen winzigen Spalt öffnete. Ich wartete zehn Minuten. Dann klopfte ich wieder. Keine Antwort. Ich trat ein. Das Zimmer war menschenleer. Rechts und links Türen. Ich entschied mich für die linke und klopfte. Wieder keine Antwort. Ich trat ein, auch dieses Zimmer war leer. Die nächste Türe. Wieder Klopfen, wieder keine Antwort, wieder ein leeres Zimmer. Diesmal eines mit vielen Grünpflanzen. Es wirkte um nichts vertrauenerweckender. Die Türe, die von diesem Zimmer weiterführte, war offen. Ich sah vorsichtig hinein. Hinter einem großen Schreibtisch saß ein großer Mann mit grauem Vollbart. Von seinem Zimmer aus ging es nicht mehr weiter. Ich klopfte an den Türstock, er blickte ungehalten auf.
    »Ich brauche eine Auskunft«, sagte ich mit lauter Stimme.
    »Dann gehen Sie ins Sekretariat, wo ›Personenverkehr‹ draufsteht«, erwiderte der Mann.
    »Dort ist niemand. In keinem Zimmer ist jemand.«
    »Dann müssen Sie warten.«
    »Ich bin von der Presse.«
    »Dann sind Sie hier ohnehin ganz falsch, dann müssen Sie in die Presseabteilung.«
    Ich trat ein und lächelte den Bartträger eisig an. Vielleicht konnte ich von Chloe Fischer doch noch etwas lernen. »Ich bleibe hier, bis ich die nötige Information habe. Wer bearbeitet den Tod von Bellini-Klein?«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch musterte mich irritiert. »Ich bin nicht vom Sekretariat, ich bin stellvertretender Leiter der Mordkommission.«
    »Sie sehen nicht wie …« Jetzt war auch ich irritiert.
    »Wir sehen nie so aus«, antwortete der Mann und schien sehr stolz darauf zu sein.
    »Es könnte ein Mord gewesen sein«, sagte ich.
    »Sind Sie eine Zeugin?«
    »Ich will etwas darüber erfahren, und vielleicht weiß ich auch etwas, was die Polizei nicht weiß.« Schön langsam hatte ich das Gefühl, im Sekretariat mehr zu erreichen als hier. Doch da stand der Typ auf und ging durch die noch immer leeren Räume an mir vorbei ins Sekretariat. Ich folgte ihm. Der Mann von der Mordkommission sah in einem Verzeichnis nach und murmelte: »Wir haben es auch im Computer,

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