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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Schautafeln, Ordner und so.« Chloe Fischer stand noch immer kerzengerade da und hatte beide Hände auf die Tischplatte gelegt. Mir fiel das kleine Zittern in ihrer Stimme auf, wenn sie einen Satz beendete. Wut? Angst?
    Man teilte mir mit, dass es noch vor den Mittagssendungen eine Presseerklärung geben werde.
    Orsolics scharrte mit seinem braunen Wildlederschuh auf dem dicken Teppich und sagte dann: »Ich möchte etwas hinzufügen, was wir in der Pressekonferenz so nicht sagen werden. Aus Pietätsgründen. Aber Sie werden es ohnehin herausfinden. Wir wissen, dass er oft in zwielichtiger Gesellschaft verkehrte, dass er gerne über den Durst trank und dass er es bisweilen« – Orsolics hüstelte – »mit Huren trieb. Auch das war mit ein Grund, warum wir uns von ihm getrennt haben. Das passte nicht zum Charakter unserer Wahlbewegung.«
    »Ein Sicherheitsrisiko«, erwiderte ich.
    »Moralisch nicht zumutbar.«
    Chloe Fischer fuhr sich durch ihre sorgsam frisierten Haare. »Ich habe noch heute Nacht, als mich die Polizei bei einer Party bei Freunden erreichte, einige Kontakte aktiviert, um nähere Erkundigungen einzuziehen.«
    »Kontakte zum Rotlichtmilieu?«, witzelte Orsolics.
    Er erntete einen eisigen Blick. »Wir müssen die Polizei zu schnellsten Ermittlungen antreiben«, setzte Fischer fort. »Es ist naheliegend, dass er von irgendeinem Unterweltler ermordet wurde.«
    Dem stimmten alle zu.
    Auf die Idee, dass Schmidt und Bellini-Klein wegen ein und derselben Sache gestorben sein könnten, schien hier niemand zu kommen.
    »Was soll es da für eine Verbindung geben? Bellini-Klein hat, das ist amtlich erwiesen, Selbstmord begangen. Und das ist bei seiner Vorgeschichte nachzuvollziehen«, sagte Chloe Fischer.
    Alle nickten. Besonders heftig nickte Vogl.
    »Sie müssen uns jetzt entschuldigen«, sagte Chloe Fischer, gab dem Wahlkampfleiter und dem Pressesprecher ein Zeichen, und die beiden folgten ihr.
    »Sie muss den alten Mann entsprechend vorbereiten. So eine Presseerklärung ist eine heikle Sache, aber er war ja immerhin zwölf Jahre Minister, bevor er in der Nationalbank … Da wird hoffentlich etwas haften geblieben sein. Aber Sie wissen ja schon alles. Und mehr. Sie waren schneller. Gratulation.« Orsolics sprach mir direkt ins Ohr. Ich wollte von Politik nichts mehr hören.
    Wolfgang A. Vogl nickte mir zu, schüttelte mir reflexartig die Hand und ging an mir vorbei in sein Zimmer.
    »Schlimm, diese Sache«, sagte ich zu Orsolics, um ihn zu weiteren Erklärungen zu animieren.
    »Dabei kommt jetzt ein japanisches Fernsehteam.«
    Er irrte sich. Das Team war schon da und filmte im Hauptquartier die geschäftigen schönen jungen Menschen in ihren Vogl-T-Shirts. Es schien den drei Japanern zu gefallen, was sie sahen. Ich trödelte herum und wurde Zeugin eines Interviews, das ganz und gar nichts mit der Ermordung Schmidts zu tun hatte. Man hatte Vogl und den Reporter vor der Kulisse der aktiven Wahlkampfmitarbeiter aufgebaut. »Schade, dass Ihr Fotograf heute nicht mit ist«, raunte mir Orsolics zu.
    Das japanische Fernsehteam wollte mehr über Wien und die Stadt Salzburg, über Geschichte und Musik wissen als über Politik. Als der Reporter Vogl in gutem Deutsch fragte, ob es denn wahr sei, dass er mit dem zweiten Namen Amadeus heiße, erschien mir die Szenerie so irreal wie nie zuvor.
    Inzwischen steckten zwei junge Männer mit blonden langen Koteletten die Köpfe mit Orsolics zusammen. Zweimal sahen sie dabei in meine Richtung. Zwei junge Männer … Ich überlegte. Unsinn. Der eine war über einen Meter neunzig. Und es war vielleicht doch etwas weit hergeholt, dass sich das Wahlkampfbüro eine eigene Schlägertruppe hielt. Orsolics kam mit den beiden zu mir herüber. »Das sind zwei Mitarbeiter von der Gruppe Gegnerbeobachtung.«
    Gegnertruppe, nicht Schlägertruppe. Ich sah den Langen aufmerksam an. »Johanna Mahler will diese Sache politisch ausschlachten. Das Bündnis hat heute früh eine Krisensitzung gehabt«, erzählte er.
    Vielleicht ihre letzte Chance. »Und?«
    Der Lange sah mich mit leerem Blick an. Orsolics assistierte. »Das passt wohl nicht ganz zu ihrem humanen Image, dass sie einen Mord zum Vorwand für eine Attacke nimmt, oder?«
    Ich zuckte die Schultern. Vielleicht sollte ich im Büro der anderen vorbeischauen. Schlechtestenfalls eine Abrundung der Story für nächste Woche. Bestenfalls irgendwelche Informationen, die mit dem Mord zusammenhingen. Ich hatte immer mehr den Eindruck, dass ich erst

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