Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
weiter. Ich trödelte im Vorraum herum. Meine Jeans ließen mich nicht eben wie eine von der Konkurrenz aussehen. Vielleicht besser so. Eine Rothaarige kam herein. »Was ist denn mit dir?«, fragte sie. Ich zuckte die Schultern. »Ist auch nicht das Gelbe vom Ei, dein Typ«, sagte sie und zog sich die Lippen nach. »Oder suchst du hier eine, die es ihm …«
    »Nein, wir sind bloß so unterwegs. Und da haben wir von dem Mord gehört.«
    »Ich nicht.«
    »Da bist du aber die Einzige.«
    »Ich bin auch die Einzige, die nicht dumm ist.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Wen?«
    »Vergiss es.«
    »Hab’ ich ja schon.«
    »Scheiße.«
    »Du bist kein Bulle, oder ich bin doch dumm. Vielleicht weiß die Würstelfrau was. Das ist mein Tipp, weil er mir leid tut, der Typ.«
    Droch wollte es zuerst noch in einem Automatensalon vis-à-vis probieren, aber auch dort schien niemand etwas gesehen zu haben. Die Burschen, die in einer Ecke mithilfe eines Simulators durch den Sternenhimmel düsten, waren erschreckend jung. Sechzehn, siebzehn. Das Mädchen, das neben ihnen stand, wirkte durch seine Schminke älter.
    Nächste Station: Würstelstand. Zwei Betrunkene hielten sich aneinander fest und pöbelten uns an. »Na, Opa, leihst du uns deine Krankenschwester?« Sie fanden sich unglaublich komisch. Die Würstelbudenbesitzerin beschimpfte die beiden und befahl ihnen, die »Kunden« in Ruhe zu lassen. Die beiden steckten die Köpfe zusammen, lallten vor sich hin und kicherten. Mütterlich beugte sich die Würstelfrau zu Droch. »Was darf es denn sein? Ein Langes? Ein Hot dog? Käseleberkäse?«
    »Eine Burenwurst. Mit scharfem«, verlangte Droch.
    »Der Herr weiß noch, was ein Würstelstand einmal war«, sagte sie leutselig. »Mir auch eine Burenwurst«, rief ich. Sie redete jedoch einfach weiter. »Nicht dass Sie noch überall eine Burenwurst bekommen. Und meine ist besonders gut. Nicht das Zeug aus dem Supermarkt.«
    Inzwischen wurde es langsam hell. Im Tageslicht sah man, wie heruntergekommen die Gegend war: abgewohnte Häuser, schmutzige Gehsteige und ausgebleichte, einstmals grell gefärbte Reklametafeln an den Stripteaselokalen. Der große Abfallcontainer des Würstelstandes quoll vor Dosen und Papptellern über. Die beiden Betrunkenen machten sich aus dem Staub.
    »Haben Sie durchgehend offen?«, fragte Droch die Frau.
    »Ja, es ist immer etwas los. Während der Ballsaison kommen auch die ganzen feinen Leute hierher, weil es wenige Würstelstände gibt, die durchgehend offen haben und einen nicht vergiften. Meistens bin ich in der Nacht da, weil ich seit dem Tod von meinem Mann sowieso nicht gut schlafen kann. Tagsüber kommt dann mein Sohn, und dann haben wir noch einen Mitarbeiter, wenn wir beide nicht können. Aber nur stundenweise.«
    »Waren Sie heute die ganze Nacht da?«
    Die Würstelfrau nickte. Natürlich habe sie von dem Mord etwas mitbekommen. Die Polizei habe ja sogar bei ihr Essen geholt. Drei Langos und zwei Hot dogs. »Polizei halt«, sagte sie. Wie klug von uns, Burenwurst zu wollen.
    Ob ihr etwas aufgefallen sei?
    Das sei sie von der Polizei auch schon gefragt worden. Aber sie könne nicht sehen und auch nicht viel von dem hören, was hinter der Straßenecke vorging. Am Nachmittag müsse sie sich auf der Polizei Fotos anschauen, erzählte sie. Aber das werde nicht viel bringen. In dieser Gegend gebe es einige, die schon zugestochen hätten. So sei das eben. »Mensch ist Mensch«, meinte sie tiefsinnig.
    Wir hinterfragten diese Bemerkung nicht. Ob sie den Toten gekannt habe? Ja, das habe sie. Er sei ihr aufgefallen.
    »Es gibt solche, die ganz häufig kommen. Und es gibt solche, die ganz selten kommen. Und wann, weiß man nie. Er aber hat einen ganz fixen Stundenplan gehabt. Wenn er gekommen ist, dann hat er zuerst bei mir eine Burenwurst gegessen, wie Sie, aber mit süßem Senf. Das war fast immer so um zehn am Abend. Dann ist er auf ein paar Spiele zum Poldi gegangen, das weiß ich von Bekannten. Aber nie länger als eine Stunde. Nach einer Stunde ist er entweder in die Pipsi-Bar oder ins Suhaela gegangen, und die kann ich ja beide sehen. Und von dort ist er nach zwei Stunden gegangen. Und jetzt ist er tot.«
    Droch pries ihre Burenwurst und versprach, bald wieder vorbeizukommen. Sie fragte nicht, warum wir das alles von ihr wissen wollten.
    An der Wohnungstür traf ich auf Vesna Krajner und stutzte. »Was machst denn du hier? Und noch dazu so früh?«
    »Ich höre Nachrichten. Wieder ein Toter und wieder

Weitere Kostenlose Bücher