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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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zwölf Uhr musste gesendet werden. Die meisten Redakteure hetzten zu Vogls Wahlkampfzentrale.
    Zwölf Uhr. Improvisierte Pressekonferenz in Vogls Wahlkampfbüro. Vor einem Plakat, auf dem Vogl mit optimistischen Menschen über eine Wiese schritt, standen der Wahlkampfleiter, der Pressesprecher und – mehr im Abseits als üblich – Chloe Fischer. Fernsehteams, einige Hörfunkredakteurinnen, ein Pulk von Printjournalisten und Fotografen kämpften um die besten Plätze. Ich entdeckte zum Glück eine Kiste und kletterte hinauf. Nun war ich hoch genug, um auch von weiter hinten einen guten Überblick zu haben. TV 1 würde live auf Sendung gehen. Alle warteten auf das Handzeichen des Regisseurs – still und angespannt. Das Zeichen kam, Rotlicht, der Redakteur begann zu sprechen: »Wir stehen hier in der Wahlkampfzentrale von Wolfgang A. Vogl. Der Kandidat selbst ist zu keiner Stellungnahme über den Mord an seinem ehemaligen Medientrainer bereit. Warum, frage ich seinen Wahlkampfleiter.«
    Das vorbereitete Programm wurde abgespult. Die Zusammenarbeit mit Schmidt sei beendet worden. Danach einige Sätze über Schmidts Kontakte zur Unterwelt und zu den Ermittlungen der Polizei. Man wisse, dass Schmidt in einem Lokal war, das für verbotene Glücksspiele berüchtigt sei. Die Polizei wurde aufgefordert, rasch weiterzuermitteln. Der alte Wahlkampfleiter machte seine Sache gut. Das fand auch Chloe Fischer. Sie lächelte im Schatten der Scheinwerfer, nahe genug, um jederzeit eingreifen zu können.
    Dann wieder der Redakteur: »Auch Johanna Mahler hat die Polizei aufgefordert, rasch zu handeln. Ich bitte die Regie, uns den kurzen Beitrag einzuspielen.«
    Auf einem Monitor konnten wir den Bericht mitverfolgen. Er zeigte Johanna Mahler mit ernstem Gesicht. »Glauben Sie, dass die Mordspur ins Wahlbüro Ihres Gegners führt?«
    Johanna Mahlers Antwort: »In jedem Milieu kann ein Mord geschehen.«
    Frage aus dem Hintergrund: »Aber warum versuchen Sie dann, Vogl in die Nähe eines Mordes zu rücken?«
    »Ich versuche keinesfalls, Wolfgang Vogl oder sein Team in die Nähe eines Mordes zu rücken.«
    Danach der Text eines Redakteurs, während die Bilder von der Pressekonferenz Johanna Mahlers weiterliefen. »Sie wird es nicht leicht haben, das zu leugnen. Es könnte auch die letzte Chance für das Bündnis sein. Jüngsten Umfragen zufolge liegt Mahler bei maximal 18 Prozent der Stimmen. Wolfgang A. Vogl kann über 60 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. Aber noch hat das Wahlvolk nicht gesprochen. Und damit wieder zurück ins Wahlkampfquartier von Wolfgang A. Vogl.«
    Das Rotlicht der Kamera flammte erneut auf, und Vogls Wahlkampfleiter tat das, was Chloe Fischer mit ihm ganz sicher trainiert hatte. Er setzte ein empörtes Gesicht auf und sagte: »Das disqualifiziert sich von selbst. Es muss unserer Mitbewerberin sehr schlecht gehen, wenn sie einen Mord benützen muss, um Wolfgang A. Vogl in den Dreck zu ziehen. Dass ihre politischen Argumente keine Kraft haben, zeigen die Umfragen zur Genüge. Ich frage Sie« – ein theatralischer Blick in die Runde –, »wem mit diesem Mord geschadet werden soll? Wolfgang A. Vogl. Und wem nützt der Mord? Seinen Gegnern. Das sollte man nicht vergessen, wenn in allen Milieus« – er spuckte das Wort förmlich aus – »ermittelt werden soll.« Beeindruckend. Wie im Fernsehen.
    Nach der nächsten Frage fuhr der alte Profi wesentlich ruhiger fort. »Was es jetzt zu tun gibt, ist einfach. Die Polizei muss wie in jedem Fall allen Spuren rasch und sorgfältig nachgehen. Erste Ermittlungen lassen den Schluss zu, dass sich Schmidt leider weit mehr im Rotlichtmilieu bewegt hat als in Parteizentralen.«
    Einige Journalisten lachten leise.
    Johanna Mahlers Aussagen bei der Pressekonferenz waren brutal zusammengeschnitten worden. Nun wirkte es so, als hätte sie Vogl und seine Leute mehr oder weniger direkt des Mordes bezichtigt. Am Argument des Wahlkampfleiters war etwas dran. Vogl lag haushoch in Führung. Ihm konnte der Mord nur schaden. Mahler galt als chancenlos. Der Mord und das bloße Gerücht, Vogl sei darin verwickelt, konnten das ändern. Vielleicht. Aber die Idee, das Bündnis könnte eine Reihe von Vogl-Mitarbeitern um die Ecke bringen, bloß um Mahlers Wahlchancen zu erhöhen, war schon sehr absurd.
    Die Pressekonferenz war zu Ende. Chloe Fischer hatte sich heute vornehm zurückgehalten. Normalerweise war sie gerne mit im Bild. Aber als Werbefrau wusste sie wohl, dass es besser war, im

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