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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tenniskleidchen über den ungeheuer weiten Golf hinaussah. Mit den Füßen in Tennisbällen stehend, während die Brandung weitere herantrug.
    Dieses Mädchen war Reba gewesen, aber auch Ilse und... wer noch? Elizabeth Eastlake?
    Der Gedanke war aus dem Nichts gekommen, aber ich glaubte, dass er zutraf.
    Das Wasser fließt jetzt rascher, hatte Elizabeth gesagt. Bald kommen Stromschnellen. Spüren Sie das?
    Ich spürte es.
    »Daddy, bist du noch da?«
    »Ja«, sagte ich noch einmal. »Schätzchen, sei gut zu dir selbst, okay? Und versuch, dich da nicht zu sehr hineinzusteigern. Mein Freund hier sagt, dass wir unsere Sorgen letztlich erschöpfen. Irgendwie glaube ich das auch.«
    »Du baust mich immer auf«, sagte sie. »Deshalb rufe ich dich an. Ich hab dich lieb, Daddy.«
    »Ich dich auch.«
    »Wie viele Bussis?«
    Vor wie vielen Jahren hatte sie mich das zuletzt gefragt? Zwölf? Vierzehn? Unwichtig, ich wusste die Antwort.
    »Eine Million und eines für unter dein Kopfkissen«, sagte ich.
    Dann sagte ich Goodbye, legte auf und dachte, wenn Carson Jones meiner Tochter wehtäte, würde ich ihn umbringen. Dieser Gedanke ließ mich schwach lächeln, weil ich mich fragte, wie viele Väter wohl schon dieselbe Idee gehabt und denselben Schwur getan hatten. Aber von allen diesen Vätern war ich vermutlich der einzige, der einen herzlosen Verehrer seiner Tochter mit ein paar Pinselstrichen ins Jenseits befördern konnte.
     
     
     
     
     
     
    XI Dario Nannuzzi und Jimmy Yoshida, einer seiner Partner, kamen gleich am nächsten Tag heraus. Yoshida war ein japanisch-amerikanischer Dorian Gray. Als er in meiner Einfahrt in verblichenen, gerade geschnittenen Jeans und einem noch verblichenerem T-Shirt mit dem Aufdruck Rihanna/Pon De Replay aus Nannuzzis Jaguar stieg, sah er mit seinen in der Golfbrise wehenden langen schwarzen Haaren wie achtzehn aus. Als er das Ende des Plattenwegs erreichte, schien er achtundzwanzig zu sein. Als er mir dann die Hand schüttelte, aus nächster Nähe und persönlich, konnte ich die Fältchen sehen, die sich um Mund und Augen eingegraben hatten, und schätzte ihn auf Ende vierzig.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er. »Die Galerie ist nach Ihrem Besuch noch in heller Aufregung. Mary Ire war schon dreimal da, um zu fragen, wann wir Sie unter Vertrag nehmen.«
    »Kommen Sie bitte rein«, sagte ich. »Mein hiesiger Freund - Wireman - hat schon zweimal angerufen, um mir einzuschärfen, dass ich ohne ihn nichts unterschreiben darf.«
    Nannuzzi lächelte. »Künstler zu betrügen ist nicht unser Geschäft, Mr. Freemantle.«
    »Edgar, haben Sie das vergessen? Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Erst ansehen«, sagte Jimmy Yoshida. »Kaffee später.«
    Ich atmete tief durch. »Schön. Kommen Sie bitte mit nach oben.«
     
     
     
     
     
     
    XII Mein Porträt von Wireman (das vorerst aus kaum mehr als vagen Umrissen und einem im oberen Viertel schwebenden Gehirn bestand) hatte ich verhüllt, und mein Bild von Tina Garibaldi und Candy Brown war in den Kleiderschrank im Erdgeschoss verbannt worden (zu Freunden mit Zuwendungen und der Gestalt in der roten Robe), aber meine übrigen Arbeiten hatte ich stehen lassen. Sie nahmen jetzt zwei Wände und einen Teil der dritten ein: insgesamt einundvierzig Gemälde, darunter fünf Fassungen von Mädchen mit Schiff .
    Als ich das Schweigen nicht länger ertragen konnte, brach ich es selbst. »Danke für den Tipp mit dem Krylon. Das Zeug ist echt gut. Meine Töchter würden ›bombig‹ sagen.«
    Nannuzzi schien mich nicht gehört zu haben. Er schritt die Bilder in einer Richtung ab, Yoshida in Gegenrichtung. Keiner fragte nach der großen verhüllten Leinwand auf der Staffelei; ich vermutete, dass das in ihrer Welt als Ungezogenheit gegolten hätte. Unter uns murmelten die Muscheln. Irgendwo in der Ferne heulte ein Jetski. Mein rechter Arm juckte, aber nur schwach und sehr tief, um mir mitzuteilen, dass er zwar malen wollte, aber warten konnte - er wusste, dass seine Zeit kommen würde. Noch vor Sonnenuntergang. Ich würde malen, aber erst die an die Seiten der Staffelei gehefteten Fotos zurate ziehen, und dann würde irgendetwas anderes das Kommando übernehmen, und die Muscheln würden lauter mahlen, und die Färbung des Golfs würde sich verändern, erst zu Pfirsichfarben und dann zu Rosa und dann zu Orange und endlich zu ROT, und es würde gut sein, es würde gut sein, alle möglichen Dinge würden gut sein.
    Nannuzzi und Yoshida trafen an der aus dem

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