Wahn - Duma Key
Brusttasche und machte mich daran, den Karton zu fixieren. Als wir wieder nach vorn kamen, saß er perfekt. Zumindest hatte ich diesen Eindruck.
Ich deutete auf Wiremans Stirn. »Das ist dein Gehirn«, sagte ich. Dann zeigte ich auf die Staffelei. »Das ist dein Gehirn auf Leinwand.«
Er blickte verständnislos.
»Ein Scherz, Wireman.«
»Kapier ich nicht«, sagte er.
VIII An diesem Abend aßen wir wie Footballspieler. Ich fragte Wireman, ob er schon besser sehe, und er schüttelte bedauernd den Kopf. »Auf der linken Seite meiner Welt ist alles noch mächtig schwarz, Edgar. Ich wollte, ich könnte dir was anderes erzählen, aber das kann ich nicht.«
Ich spielte ihm Nannuzzis Nachricht vor.Wireman lachte und stieß seine Faust in die Luft. Es war schwierig, sich nicht von seiner Freude, die an Jubel grenzte, anstecken zu lassen. »Du bist auf dem Weg nach oben, muchacho - dies ist dein anderes Leben, so viel steht fest. Kann’s kaum erwarten, dich auf dem Titelbild vom Time Magazine zu sehen.« Er hob die Hände und deutete einen gerahmten Umschlag an.
»Nur eins macht mir Sorgen«, sagte ich... und dann musste ich lachen. Tatsächlich gab es vieles, was mir Sorgen machte - unter anderem die Tatsache, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, worauf ich mich einließ. »Wahrscheinlich will meine Tochter kommen. Du weißt schon, die eine, die mich hier unten besucht hat.«
»Was spricht dagegen? Die meisten Männer wären entzückt, wenn ihre Töchter zusehen würden, wie sie sich in einen erfolgreichen Profi verwandeln. Isst du dieses letzte Stück Lasagne noch?«
Wir teilten es uns. Entsprechend meinen Künstlerallüren nahm ich mir die größere Hälfte.
»Ich würde sie liebend gern kommen lassen. Aber deine Boss-Lady sagt, dass Duma Key kein Ort für Töchter ist, und irgendwie glaube ich ihr das.«
»Meine Boss-Lady hat Alzheimer, und die Krankheit fängt gerade an, richtig zuzubeißen. Das Schlimme daran ist, dass sie ihren Arsch nicht mehr von ihrem Ellbogen unterscheiden kann. Die gute Nachricht ist, dass sie jeden Tag neue Leute kennenlernt. Auch mich.«
»Das mit den Töchtern hat sie zweimal gesagt, und beide Male war sie bei klarem Verstand.«
»Und vielleicht hat sie recht«, sagte er. »Oder vielleicht ist das nur eine fixe Idee von Miss Eastlake, weil mehrere ihrer Schwestern hier umgekommen sind, als sie vier Jahre alt war.«
»Ilse hat aus dem Autofenster gekotzt. Als wir hierher zurückgekommen sind, war ihr noch immer so schlecht, dass sie kaum gehen konnte.«
»Sie hat bestimmt nur etwas Falsches gegessen, nachdem sie zu viel Sonne abgekriegt hatte. Pass auf … du willst nichts riskieren, und das respektiere ich. Deshalb wirst du deine beiden Töchter in einem guten Hotel unterbringen, in dem es Tag und Nacht Zimmerservice gibt und der Portier serviler ist als sonst was. Ich schlage das Ritz-Carlton vor.«
»Beide? Melinda wird nicht...«
Er nahm den letzten Bissen von seiner Lasagne und schob den Teller weg. »Du siehst diese Sache nicht klar, muchacho , aber Wireman, der ein dankbarer Hundesohn ist...«
»Du hast noch keinen Grund, mir dankbar zu sein.«
»...sorgt dafür, dass du durchblickst. Weil ich nicht mit ansehen kann, wie ein Haufen unnützer Sorgen dein Glück beeinträchtigt. Und heiliger Bimbam, du solltest glücklich sein. Weißt du, wie viele Leute an der Westküste Floridas für eine Ausstellung in der Palm Avenue einen Mord begehen würden?«
»Wireman, hast du gerade heiliger Bimbam gesagt?«
»Lenk nicht vom Thema ab.«
»Sie haben mir eigentlich noch keine Ausstellung angeboten.«
»Das werden sie. Sie bringen ihren Mustervertrag nicht aus lauter Jux und Tollerei mit hierher in die Pampa. Hör mir jetzt also zu. Hörst du zu?«
»Klar.«
»Sobald diese Ausstellung terminiert ist - und das wird sie -, suchst du das, was von jedem Künstler, der in der Szene neu ist, erwartet wird: Publicity. Interviews, angefangen bei Mary Ire, dann in der Presse und auf Channel 6. Wenn sie auf deinen fehlenden Arm abheben wollen, umso besser.« Seine Hände deuteten wieder einen Rahmen an. »Edgar Freemantle erobert die Kunstszene der Sonnenküste wie ein Phönix, aufgestiegen aus der rauchenden Asche einer Tragödie!«
»Rauch das hier, amigo «, sagte ich und griff mir in den Schritt. Aber ich musste unwillkürlich lächeln.
Wireman ignorierte meine Vulgarität. Er war mächtig in Fahrt. »Dein fehlender brazo wird sich als golden
Weitere Kostenlose Bücher