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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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besser. Mein restliches Ich wusste, dass ich bei irgendeinem anderen Licht gemalt hatte (genau wie Messerwerfer mit verbundenen Augen sich von irgendeinem sechsten Sinn leiten lassen). Dieser Teil wusste, dass Wireman blickt nach Westen sehr gut gelungen war, und dieser Teil behielt recht.
    In mancher Beziehung war dies das beste Bild, das ich auf Duma Key gemalt hatte, weil es mein rationalstes Werk war - wenn man bedachte, dass Wireman blickt nach Westen fast bis zum Schluss bei Tageslicht gemalt worden war. Und von einem Mann bei klarem Verstand. Der auf meine Leinwand gebannte Geist hatte ein attraktives Gesicht bekommen: jung, gelassen und verwundbar. Das Haar war fein und rabenschwarz. Ein kleines Lächeln umspielte die Mundwinkel, erfasste auch die grünen Augen. Die Augenbrauen waren dicht und kühn geschwungen. Die Stirn darüber war breit: ein offenes Fenster, durch das der Mann seine Gedanken auf den Golf von Mexiko richtete. In seinem sichtbaren Gehirn steckte kein Geschoss. Ebenso leicht hätte ich ein Aneurysma oder einen bösartigen Tumor entfernen können. Der Preis für die Fertigstellung dieses Porträts war hoch gewesen, aber die Rechnung war bezahlt worden.
    Das Gewitter war zu einem schwachen Grollen irgendwo über dem Pfannenstiel von Florida verblasst. Ich dachte, ich würde schlafen können.Wenn ich wollte, konnte ich bei eingeschalteter Nachttischlampe schlafen; Reba würde mich niemals verpetzen. Ich konnte sogar mit ihr zwischen meinem Armstumpf und meiner rechten Seite eingekuschelt schlafen. Das hatte ich schon früher getan. Und Wireman konnte wieder sehen. Aber selbst das erschien mir im Augenblick fast nebensächlich. Der springende Punkt schien zu sein, dass ich endlich ein großes Werk geschaffen hatte. Und es gehörte mir.
    Ich glaubte, das würde mich einschlafen lassen.

WIE MAN EIN BILD ZEICHNET (VI)
    Konzentrieren Sie sich. Darin liegt der Unterschied zwischen einem guten Bild und einer bloßen weiteren Abbildung dieser Welt, die schon übervoll von solchen Darstellungen ist.
    Elizabeth Eastlake war ein Dämon, wenn es um Konzentration ging; schließlich hatte sie sich buchstäblich in die Welt zurückgezeichnet. Und als die Stimme, die aus Noveen sprach, ihr von dem Schatz erzählte, konzentrierte sie sich darauf und zeichnete ihn, wie er auf dem Meeresboden verstreut lag. Sobald der Sturm sie freigelegt hatte, lagen die verlockenden Gegenstände so dicht unter der Oberfläche, dass sie in der Mittagssonne glitzern mussten - ein Glitzern, das sicher noch auf dem Wasser zu sehen gewesen war. Sie wollte ihrem Daddy eine Freude machen. Für sich selbst wollte sie nur die Porzellanpuppe.
    Daddy sagt: Jede Puppe gehört dir - fairer Bergelohn, und Gott helfe ihm deswegen.
    Sie watete neben ihm ins Wasser, bis zu ihren pummeligen Knien, zeigte nach vorn und sagte: Es liegt gleich dort draußen. Schwimm und mach Beinschläge, bis ich Halt sage.
    Er watete weiter hinaus, während sie zurückblieb, und als er sich nach vorn warf, um seinen Körper dem caldo zu überlassen, erschienen seine Schwimmflossen ihr so groß wie kleine Ruderboote. Später würde sie sie genauso zeichnen. Er spuckte in seine Tauchermaske, spülte sie aus und setzte sie auf. Nahm das Mundstück seines Schnorchels zwischen die Zähne. Schwamm mit gemächlichen Auf-und-ab-Bewegungen seiner Flossen in das sonnige Blau hinaus, sein Gesicht im Wasser, während sein Körper mit den flirrenden Sonnenflecken verschmolz, die die glasigen Wogen in Gold verwandelten.
    Das alles weiß ich. Elizabeth zeichnete einen Teil davon, und ich zeichnete einen Teil davon.
    Ich gewinne, du gewinnst.
    Sie blieb mit Noveen unter einen Arm geklemmt bis zu den Knien im Wasser stehen, bis Nan Melda, die sich Sorgen wegen der Unterströmung machte, sie laut an den Strand zurückbeorderte, den sie Shade Beach nannten. Dann standen sie alle zusammen. Elizabeth rief John Halt! zu. Sie sahen seine Flossen in die Höhe gehen, als er erstmals tauchte. Er blieb ungefähr vierzig Sekunden unten, dann tauchte er prustend auf und stieß das Mundstück des Schnorchels aus.
    Er sagte: Der Teufel soll mich holen, wenn dort unten nicht tatsächlich was liegt.
    Und als er zu der kleinen Libbit zurückkam, umarmte er sie umarmte sie umarmte sie.
    Das weiß ich. Ich hab es gezeichnet. Mit dem roten Picknickkorb, der daneben auf einer Decke steht, und der Harpunenpistole auf dem Korb.
    Er schwamm nochmals hinaus und kam beim nächsten Mal mit einem Armvoll

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