Wahn - Duma Key
Lido nach Siesta, von Siesta nach Casey gelangen. Der nächste Schritt bringt Sie nach Duma Key, neun Meilen lang und an der breitesten Stelle zwischen Casey Key und Don Pedro Island eine halbe Meile breit. Die größtenteils unbewohnte Insel ist mit einem Dickicht aus Banyanbäumen, Palmen und australischen Pinien bewachsen und hat an der Golfküste einen unebenen, mit Dünen durchsetzten Strand. Dieser Strand wird von einem hüfthohen Streifen Strandhafer geschützt. »Der Strandhafer gehört hierher«, hat Wireman mir mal erzählt, »aber der ganze restliche Scheiß dürfte hier ohne Bewässerung nicht wachsen.« Während meines Aufenthalts auf Duma Key lebte dort die meiste Zeit niemand außer Wireman, der Braut des Paten und mir.
Sandy Smith war meine Immobilienmaklerin in St. Paul. Ich hatte sie gebeten, ein Haus für mich zu finden, das ruhig - ich weiß nicht sicher, ob ich das Wort isoliert benutzt habe, wäre möglich -, aber trotzdem im Bereich aller Dienstleistungen lag. Kamens Rat beherzigend, erklärte ich Sandy, dass ich es für ein Jahr mieten wollte und der Preis keine Rolle spielte, solange ich nicht zu sehr gerupft würde. Auch deprimiert und fast ständig unter Schmerzen leidend, wollte ich mich nicht gern ausnehmen lassen. Sandy gab meine Wünsche in ihren Computer ein, der daraufhin das Big Pink ausspuckte. Es war reines Losglück.
Nur glaube ich nicht daran. Weil selbst meine frühesten Bilder etwas, ich weiß nicht, irgendwas zu haben scheinen.
Irgendetwas.
III Am Tag meiner Ankunft in einem Leihwagen (mit Jack Cantori, dem jungen Mann, den Sandy Smith über eine Arbeitsvermittlung in Sarasota angeheuert hatte, am Steuer) wusste ich nichts über die Geschichte von Duma Key. Ich wusste nur, dass man sie von Casey Key aus über eine Zugbrücke erreichte, die Ende der Dreißigerjahre als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gebaut worden war. Als wir die Brücke passiert hatten, stellte ich fest, dass die Nordspitze der Insel frei von der Vegetation war, die den Rest überwucherte. Stattdessen gab es dort eine Art Landschaftsgestaltung (was in Florida Gras und Palmen bedeutet, die fast ständig bewässert werden).
Entlang der schmalen, vielfach geflickten Straße nach Süden konnte ich ein halbes Dutzend Häuser sehen, das letzte in der Reihe war eine weitläufige, unbestreitbar elegante Hazienda.
Und ganz nahe, weniger als die Länge eines Footballfeldes vom Ende der Zugbrücke auf Duma Key entfernt, konnte ich das Big Pink sehen.
»Ist es das?«, fragte ich und dachte: Bitte, lass es das sein. Genau das will ich. »Das ist es, oder?«
»Keine Ahnung, Mr. Freemantle«, sagte Jack. »In Sarasota kenne ich mich aus, aber auf Duma Key bin ich zum ersten Mal. Hab nie Grund gehabt, hierherzukommen.« Er hielt am Briefkasten, auf dem eine große rote 13 prangte, dann warf er einen Blick auf den Klarsichtordner auf der Mittelkonsole zwischen uns. »Das ist es tatsächlich. Hoffentlich sind Sie nicht abergläubisch.«
Ich schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem Haus zu wenden. Ich mache mir keine Sorgen wegen zerbrochener Spiegel oder wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft, aber ich glaube fest an... nun, vielleicht nicht an Liebe auf den ersten Blick, das klingt ein bisschen zu sehr nach Vom Winde verweht , finde ich, aber an augenblickliche Anziehung? Klar. So war mir zumute gewesen, als ich Pam bei einem Double Date kennengelernt hatte (sie war mit dem anderen Kerl gekommen). Und so war mir zumute, als ich zum ersten Mal das Big Pink sah.
Es stand auf Pfählen und reckte sein Kinn über die Flutlinie hinaus. An einem grau verwitterten Pfosten neben der Einfahrt hing ein windschiefes Schild BETRETEN VERBOTEN, aber ich ging davon aus, dass es nicht mir galt. »Sobald Sie den Mietvertrag unterschreiben, gehört es für ein Jahr Ihnen«, hatte Sandy mir erklärt. »Auch wenn der Besitzer verkauft, kann er Sie nicht vorzeitig rausschmeißen.«
Jack fuhr langsam zur Hintertür... aber weil die Vorderfront über dem Golf von Mexiko hing, war dies die einzige Tür. »Mich wundert, dass es überhaupt so nah am Wasser gebaut werden durfte«, sagte er. »Ich schätze, in der guten alten Zeit war man weniger pingelig.« Unter der guten alten Zeit verstand er wahrscheinlich die Achtzigerjahre. »Da steht Ihr Wagen. Hoffentlich ist er Ihnen recht.«
Das auf dem von Rissen durchzogenen Asphaltquadrat rechts neben dem Haus geparkte Auto war einer jener anonymen
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