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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dass Sie davon gesprochen haben, aber ich... ich bin ins Malen gekommen und habe...«
    »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf«, sagte sie. Ihre Augen waren tief in ihre Höhlen zurückgesunken. »Ich hätte’s wissen müssen. Das ist ihre Macht. Dieselbe Macht, die Sie ursprünglich hierher geholt hat.« Sie sah zu Wireman auf. »Und Sie.«
    »Elizabeth, das reicht«, sagte Hadlock. »Ich möchte Sie ins Krankenhaus bringen und ein paar Untersuchungen veranlassen. Sie an einen Tropf hängen, wenn ich schon mal dabei bin. Ihnen etwas Ruhe verschaffen...«
    »Was ich an Ruhe brauche, bekomme ich jetzt sehr bald«, erklärte sie ihm und lächelte. Das Lächeln ließ große und ziemlich gruselige Zahnprothesen sehen. Ihr Blick kehrte zu mir zurück. »Trixie Pixie Nixie«, sagte sie. »Für sie ist alles nur ein Spiel. All unser Schmerz. Und sie ist wieder wach.« Ihre Hand, eiskalt, legte sich auf meinen Unterarm. »Edgar, sie ist wach! «
    »Wer? Elizabeth, wer? Perse?«
    Sie warf sich zuckend in ihren Rollstuhl zurück, als ginge ein Stromstoß durch ihren Körper. Die Hand auf meinem Arm verkrampfte sich. Ihre korallenroten Fingernägel gruben sich durch meine Haut, ließen ein Quartett aus roten Halbmonden zurück. Ihr Mund öffnete sich, ließ ihre Zähne diesmal mit einem Knurren statt einem Lächeln sehen. Ihr Kopf flog nach hinten, und ich glaubte, einen Wirbel brechen zu hören.
    »Halt den Stuhl fest, bevor er umkippt!«, brüllte Wireman, aber das konnte ich nicht - ich hatte nur einen Arm, und Elizabeth umklammerte ihn. War darin verankert.
    Hadlock bekam einen der Schiebegriffe zu fassen, sodass der Rollstuhl nicht hintenüberkippte, sondern nur seitlich wegrutschte. Er knallte gegen Jimmy Yoshidas Schreibtisch. Elizabeth befand sich jetzt ganz und gar im Krampfmodus, zuckte wie eine Marionette in ihrem Stuhl vor und zurück. Das Haarnetz löste sich von ihrem Hinterkopf und flatterte im Licht der Deckenleuchten glitzernd auf und ab. Ihre Füße zuckten, und einer der scharlachroten Pumps flog davon. Die Engel woll’n meine roten Schuhe tragen, dachte ich, und als ob diese Zeile das Signal dazu gegeben hätte, schoss ihr Blut aus Mund und Nase.
    »Haltet sie fest!«, rief Hadlock, und Wireman warf sich quer über den Rollstuhl.
    Sie war das, dachte ich kalt. Perse. Wer auch immer sie ist.
    »Ich hab sie!«, sagte Wireman. »Rufen Sie 911 an, Doc, um Himmels willen!«
    Hadlock hastete um den Schreibtisch herum, nahm den Telefonhörer ab, wählte, hörte zu. »Scheiße! Ich kriege nur den Wählton!«
    Ich riss ihm den Hörer aus der Hand. »Bestimmt müssen Sie die Neun wählen, um ein Amt zu bekommen«, sagte ich und tat das, indem ich den Hörer zwischen Ohr und Schulter einklemmte. Und als die Frau am anderen Ende mit ruhiger Stimme nach der Art meines Notfalls fragte, war ich imstande, ihn ihr zu schildern. Es war die Adresse, an die ich mich nicht erinnern konnte. Ich wusste nicht einmal mehr den Namen der Galerie.
    Ich drückte Hadlock den Hörer in die Hand und ging um den Schreibtisch herum zu Wireman zurück.
    »Verflucht!«, sagte er. »Ich wusste , dass wir sie nicht hätten herbringen sollen, ich hab’s gewusst... aber sie war so verdammt hartnäckig .«
    »Ist sie bewusstlos?« Ich betrachtete sie, wie sie zusammengesunken im Rollstuhl hockte. Ihre Augen waren offen, aber sie starrten blicklos in eine entfernte Ecke. »Elizabeth?« Keine Reaktion.
    »War das ein Schlaganfall?«, fragte Wireman. »Ich hätte nicht gedacht, dass so einer so gewalttätig sein kann.«
    »Das war kein Schlaganfall. Irgendwas hat sie zum Schweigen gebracht. Du fährst mit ihr ins Krankenhaus...«
    »Klar tue ich das!«
    »Und wenn sie noch was sagt, hörst du zu .«
    Hadlock legte auf. »Sie wird im Krankenhaus erwartet. Der Krankenwagen muss jeden Augenblick kommen.« Er starrte Wireman durchdringend an, dann wurde sein Gesichtsausdruck sanfter. »Oh, schon gut«, sagte er.
    »Oh, schon gut?«, fragte Wireman. »Was soll das heißen, oh, schon gut?«
    »Ganz einfach«, sagte Hadlock. »Welchen Ort hätte Elizabeth sich Ihrer Meinung nach dafür gewünscht , wenn etwas in dieser Art passieren sollte? Ihr Bett zu Hause oder eine der Galerien, in denen sie so viele glückliche Tage und Nächte verbracht hat?«
    Wireman holte zittrig tief Luft, atmete aus, kniete dann neben ihr nieder und begann ihr Haar zu glätten. Elizabeth’ Gesicht wies rote Flecken auf und war aufgedunsen wie bei einer extremen allergischen

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