Wahn - Duma Key
Reaktion.
Hadlock beugte sich über sie und hob ihren Kopf etwas an, ein Versuch, ihr das schrecklich rasselnde Atmen zu erleichtern. Wenig später hörten wir das näher kommende Sirenengeheul eines Krankenwagens.
VIII Die Ausstellung zog sich weiter hin, und ich hielt durch - teils wegen all der Arbeit, die Dario, Jimmy und Alice hineingesteckt hatten, aber hauptsächlich wegen Elizabeth. Ich glaubte, damit in ihrem Sinne zu handeln. Meinen Augenblick in der Sonne, so hatte sie ihn genannt.
Allerdings ging ich nicht mit zu dem Essen, mit dem mein Erfolg gefeiert werden sollte. Ich brachte eine Entschuldigung vor, dann schickte ich Pam und die Mädchen mit Kamen, Kathi und einigen anderen aus Minneapolis hin. Als ich den Davonfahrenden nachsah, wurde mir klar, dass ich mich nicht um eine Mitfahrgelegenheit ins Krankenhaus gekümmert hatte. Während ich mich, draußen vor der Galerie stehend, fragte, ob Alice Aucoin schon weggefahren war, hielt ein klappriger alter Mercedes neben mir, und das Beifahrerfenster glitt nach unten.
»Steigen Sie ein«, sagte Mary Ire. »Falls Sie ins Sarasota Memorial wollen, setze ich Sie dort ab.« Sie merkte, dass ich zögerte, und lächelte schief. »Mary hat heute Abend sehr wenig getrunken, kann ich Ihnen versichern, außerdem kommt der oft stockende hiesige Verkehr nach zehn Uhr abends fast zum Erliegen - die alten Leutchen nehmen ihr Prozac mit einem Scotch und machen es sich dann gemütlich, um Bill O’Reilly auf TiVo zu sehen.«
Ich stieg ein. Die Tür schepperte, als ich sie schloss, und einen erschreckenden Augenblick lang fürchtete ich, mein Hintern würde immer tiefer sinken, bis ich tatsächlich auf der Palm Avenue saß. Endlich hörte das Absacken auf. »Edgar«, sagte sie, dann zögerte sie. »Darf ich Sie noch Edgar nennen?«
»Natürlich.«
Sie nickte. »Schön. Ich konnte mich nicht mehr so wirklich daran erinnern, wie unser Verhältnis beim letzten Abschied war. Manchmal, wenn ich zu viel trinke …« Sie zuckte mit ihren knochigen Schultern.
»Zwischen uns ist alles bestens«, sagte ich.
»Gut. Was Elizabeth betrifft... nicht so gut. Oder?«
Weil ich meiner Stimme nicht traute, schüttelte ich nur den Kopf. Die Straßen waren wie versprochen fast leer. Auf den Gehsteigen war keine Menschenseele mehr unterwegs.
»Jake Rosenblatt und sie waren eine Zeit lang zusammen. Muss ziemlich ernsthaft gewesen sein.«
»Was ist passiert?«
Mary zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Müsste ich raten, würde ich darauf tippen, dass ihr Wunsch, selbstständig zu bleiben, letztlich doch stärker war. Oder ihre Scheu vor einer festen Bindung. Aber Jake ist nie über sie hinweggekommen.«
Ich dachte daran, wie er Scheiß auf die Regeln, Miss Eastlake! gesagt hatte, und fragte mich, wie er sie wohl im Bett genannt hatte. Bestimmt nicht Miss Eastlake. Das war eine traurige und nutzlose kleine Spekulation.
»Vielleicht ist es besser so«, sagte Mary. »Sie ist ausgehöhlt. Hätten Sie sie in ihrer besten Zeit gekannt, wüssten Sie, dass sie nicht die Art Frau war, die so enden wollte.«
»Ich wollte, ich hätte sie in ihrer besten Zeit gekannt.«
»Kann ich irgendwas für Ihre Angehörigen tun?«
»Nein«, sagte ich. »Die sind mit Dario und Jimmy und dem gesamten Staat Minnesota beim Dinner.Wenn’s irgendwie geht, stoße ich später dazu - vielleicht zum Nachtisch -, und ich habe auch ein Zimmer im Ritz, wo alle übernachten. Also sehe ich sie spätestens morgen beim Frühstück.«
»Das ist nett. Sie haben nett gewirkt. Und verständnisvoll.«
Pam wirkte tatsächlich verständnisvoller als vor unserer Scheidung. Allerdings war ich jetzt hier unten und malte, statt dort oben zu sein und sie anzubrüllen. Oder zu versuchen, sie mit einem Mutterbesser abzustechen.
»Ich werde Ihre Ausstellung über den grünen Klee loben, Edgar. Ich bezweifle, dass Ihnen das heute Abend viel bedeutet, aber vielleicht freut es Sie später. Ihre Bilder sind wirklich einzigartig.«
»Vielen Dank.«
Vor uns flimmerten die Lichter des Krankenhauses in der Nacht. Gleich daneben stand ein Waffle House. Die Waffeln trugen vermutlich dazu bei, die Abteilung Kardiologie auszulasten.
»Sagen Sie Libby einen Gruß von mir, falls sie imstande ist, so was zu registrieren?«
»Klar.«
»Und ich habe etwas für Sie. Es liegt im Handschuhfach. Brauner Umschlag. Ich wollte es eigentlich als Köder für ein weiteres Interview verwenden, aber scheiß drauf.«
Ich
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