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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lieber spät als nie, stimmt’s? Sie wollte, dass du ihn bekommst, also hat Jack ihn ins Big Pink rübergebracht. Die Haustür war nicht abgesperrt, und hör zu, Edgar … in deinem Haus war jemand.«
    Eine Pause, in der ich jedoch seine Atemzüge hörte. Dann:
    »Jack ist beinahe ausgeflippt, und du musst dich auf einen Schock gefasst machen, muchacho . Auch wenn du vielleicht schon etwas ahnst...«
    Ich hörte einen Pfeifton, dann begann die sechste Nachricht. Der Anrufer war noch immer Wireman, der jetzt ziemlich sauer war, sodass er wieder mehr wie er selbst klang.
    »Dass dieses Scheißding nur Kurznachrichten aufzeichnet! ¡Chinche pedorra! ¡Ay! Edgar, Jack und ich fahren jetzt zuAbbot-Wexler. Das ist das …« Eine kurze Pause, während er sich bemühte, nicht die Fassung zu verlieren. »… der Bestatter, den sie selbst ausgesucht hat. Ich bin gegen ein Uhr wieder da. Du solltest wirklich auf uns warten, bevor du dein Haus betrittst. Es ist nicht verwüstet oder sonst was, aber ich möchte an deiner Seite sein, wenn du diesen Korb öffnest oder siehst, was in deinem Atelier im Obergeschoss zurückgelassen wurde. Ich tue nicht gern geheimnisvoll, aber Wireman lässt diesen Scheiß nicht von einem Gerät aufzeichnen, das jeder abhören kann. Und noch was: Einer ihrer Anwälte hat angerufen. Er hat auf Band gesprochen - Jack und ich waren noch auf dem gottverdammten Dachboden. Er sagt, dass ich ihr einziger Erbe bin.« Eine Pause. »La lotería.« Eine Pause. »Ich kriege alles.« Eine Pause. »Scheiße, was?«
    Das war alles.
     
     
     
     
     
     
    III Ich drückte die 0 für die hotelinterne Vermittlung. Nach kurzem Warten gab die Telefonistin mir die die Nummer des Bestattungsunternehmens Abbot-Wexler. Ich wählte sie. Ein Automat antwortete und bot mir eine erstaunliche Vielfalt einschlägiger Dienstleistungen an (»Sargausstellung - bitte die 5 drücken«). Ich wartete aufs Ende - das Angebot, mit einem richtigen Menschen zu sprechen, kommt heutzutage immer am Schluss, ein Scherzpreis für Trottel, die sich im 21. Jahrhundert nicht zurechtfinden -, und während ich wartete, dachte ich über Wiremans Mitteilung nach. Die Haustür nicht abgesperrt? Seit dem Unfall war mein Gedächtnis unzuverlässig, aber das wirkte sich nicht auf alte Gewohnheiten aus. Das Big Pink gehörte nicht mir, und ich hatte von frühester Kindheit an gelernt, mit fremdem Eigentum besonders sorgsam umzugehen. Ich wusste ziemlich sicher, dass ich die Haustür abgeschlossen hatte. Wieso war sie also nicht aufgebrochen worden, wenn jemand im Haus gewesen war?
    Ich dachte einen Augenblick lang an zwei kleine Mädchen in nasser Kleidung - kleine Mädchen mit verwesten Gesichtern, die mit der rauen Stimme der Muscheln unter dem Haus sprachen -, dann schob ich dieses Bild erschaudernd beiseite. Sie waren bestimmt nur Einbildung gewesen, Trugbilder, die ein überlasteter Verstand mir vorgegaukelt hatte. Und selbst wenn sie mehr gewesen wären … Geister brauchten keine Türen aufzuschließen, nicht wahr? Sie gingen einfach hindurch oder kamen durch die Bodendielen herauf.
    »...die Null, wenn Sie Hilfe benötigen.«
    Großer Gott, beinahe hätte ich mein Stichwort verpasst! Ich drückte die 0, und nach ein paar Takten von etwas, das entfernt nach der anglikanischen Hymne »Abide With Me« klang, fragte eine professionell beruhigende Stimme, ob sie mir helfen könne. Ich unterdrückte den irrationalen und sehr starken Drang, ihr zu erklären: Es geht um meinen Arm! Der ist nie anständig beigesetzt worden!, und aufzulegen. Stattdessen klemmte ich den Hörer zwischen Kinn und Schulter ein und rieb mir eine Stelle über der rechten Augenbraue, während ich fragte, ob Jerome Wireman dort sei.
    »Darf ich fragen, welche Verstorbene, welchen Verstorbenen er vertritt?«
    Vor mir erschien ein albtraumhaftes Bild: ein Gerichtssaal voll stummer Toter, in dem Wireman Einspruch, Euer Ehren sagte.
    »Elizabeth Eastlake«, sagte ich.
    »Ah, natürlich.« Die Stimme klang wärmer, vorübergehend menschlich. »Sein junger Freund und er sind zeitweilig fort - sie wollten an Ms. Eastlakes Nachruf arbeiten, glaube ich. Ich denke, ich habe eine Nachricht für Sie. Bleiben Sie einen Augenblick dran?«
    Ich blieb dran. »Abide With Me« dudelte weiter. Nach einiger Zeit meldete sich Digger the Undertaker wieder. »Mr. Wireman lässt Sie bitten, sich heute um vierzehn Uhr mit Mr. … äh … Candoori und ihm in Ihrem Haus auf Duma Key zu treffen. Hier steht:

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