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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Laura, Tessie und Nan Melda. Und Elizabeth hat versucht, ihre neue ›Freundin‹ durch Zeichnen zu beseitigen.« Ich fuhr mir mit der Zungenspitze über die Lippen, die sehr trocken waren. »Das hat sie mit ihren Buntstiften getan - mit denen im Picknickkorb. Das war, kurz bevor Laura und Tessie ertrunken sind. Vielleicht in der Nacht davor. Weil ihr Ertrinken eine Strafe war, richtig? Genau wie Pams Ermordung durch Tom meine Strafe für mein Herumschnüffeln sein sollte. Ich meine, das seht ihr doch, oder?«
    »Großer Gott«, flüsterte Jack. Wireman war sehr blass.
    »Ich glaube nicht, dass Elizabeth schon vorher etwas verstanden hat.« Ich dachte darüber nach, dann zuckte ich mit den Schultern. »Teufel, ich weiß nicht mal mehr, wie viel ich verstanden habe, als ich vier war. Aber bis dahin hatte sie vermutlich nie etwas Schlimmeres erlebt - abgesehen von ihrem Sturz aus dem Ponywagen, und ich möchte wetten, dass sie sich an den nicht mal erinnern konnte -, als von Daddy übers Knie gelegt zu werden oder eines auf die Finger zu bekommen, wenn sie von Nan Meldas Marmeladentörtchen naschen wollte, bevor sie abgekühlt waren. Was wusste sie vom Wesen des Bösen? Sie wusste nur, dass Perse unartig war: Perse war keine brave, sondern eine böse Puppe; sie ließ sich nicht mehr bändigen und wurde immer unbändiger, deshalb musste sie weggeschickt werden. Also setzte sich Libbit mit Zeichenpapier und ihren Stiften hin und sagte sich: ›Ich schaffe das. Wenn ich ganz langsam mache und so gut ich nur kann, schaffe ich es vielleicht.‹« Ich machte eine Pause und fuhr mir mit der Hand über die Augen. »Ich glaube, dass das stimmt, aber ihr dürft es nicht ganz wörtlich nehmen. Es könnte mit Dingen vermischt sein, an die ich mich aus eigenem Erleben erinnere. Weil mein Verstand mir wieder irgendwelche Kunststücke vorführt. Irgendwelche dämlichen beschissenen Hundekunststücke.«
    »Immer mit der Ruhe , muchacho «, sagte Wireman. »Lass dir Zeit. Sie hat versucht, Perse durch Zeichnen zu beseitigen. Wie stellt man das an?«
    »Zeichnen und dann ausradieren.«
    »Und Perse hat sie nicht gelassen?«
    »Perse hat nichts davon gewusst, da bin ich mir ziemlich sicher. Weil Elizabeth es geschafft hat, ihre Absicht zu tarnen. Frag mich aber bitte nicht, wie. Und wenn ihr mich fragt, ob das ihre eigene Idee war - etwas, das sie sich im Alter von vier Jahren selbst ausgedacht hatte...«
    »Keineswegs unglaublich«, sagte Wireman. »Irgendwie entspricht das der Denkweise einer Vierjährigen.«
    »Ich verstehe nicht, wie sie das vor dieser Perse hätte geheim halten können«, sagte Jack. »Ich meine … ein kleines Mädchen?«
    »Ich weiß es auch nicht«, gestand ich ein.
    »Jedenfalls hat’s nicht geklappt«, sagte Wireman.
    »Nein, hat es nicht. Ich glaube, sie hat sie gezeichnet, und ich bin sicher, dass es eine Bleistiftzeichnung war, und ich glaube, dass sie die fertige Zeichnung ausradiert hat. Einen Menschen hätte sie damit vermutlich umgebracht, wie ich Candy Brown erledigt habe, aber Perse ist natürlich kein Mensch. Das Ganze hat sie nur wütend gemacht. Sie hat sich an Elizabeth gerächt, indem sie ihr die von ihr vergötterten Zwillinge geraubt hat. Tessie und Laura sind nicht etwa den Pfad zum Shade Beach hinuntergelaufen, um weitere Schätze zu suchen. Sie landeten im Wasser und wurden von der Strömung aufs Meer getrieben.«
    »Aber nicht für immer«, sagte Wireman, und ich wusste, dass er an bestimmte kleine Fußabdrücke dachte. Von dem Wesen, das in meiner Küche gewesen war, ganz zu schweigen.
    »Nein«, stimmte ich zu. »Nicht für immer.«
    Der Wind frischte erneut auf, diesmal so stark, dass etwas gegen die dem Golf zugewandte Seite des Hauses geworfen wurde. Wir fuhren alle zusammen.
    »Wie hat sie Emery Paulson erwischt?«, fragte Jack.
    »Weiß nicht«, antwortete ich.
    »Und Adriana«, sagte Wireman. »Hat Perse sie etwa auch erwischt?«
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Vielleicht.« Widerstrebend fügte ich hinzu: »Wahrscheinlich.«
    »Adriana haben wir nicht gesehen«, sagte Wireman. »Immerhin etwas.«
    »Noch nicht«, sagte ich.
    »Aber die kleinen Mädchen sind ertrunken«, bemerkte Jack. Als würde er versuchen, sich Klarheit zu verschaffen. »Dieses Perse-Ding hat sie ins Wasser gelockt. Oder irgendwas.«
    »Ja«, sagte ich. »Oder irgendwas.«
    »Aber dann gab’s eine Suche. Außenstehende.«
    »Notgedrungen, Jack«, sagte Wireman. »Die Leute haben gewusst, dass sie fort waren.

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