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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aus, vermutlich um The Bone zu suchen. Bevor er dazu kam, wurde Billy Ray schlagartig von ohrenbetäubenden Störgeräuschen übertönt.
    »Himmel, stell das ab!«, jaulte Wireman.
    Aber zuerst drehte ich den Knopf nach links. Die Verringerung der Lautstärke machte keinen Unterschied. Die Störungen schienen im Gegenteil noch lauter zu werden. Ich konnte spüren, wie sie meine Zahnfüllungen rattern ließen, und drückte rasch den Ausschaltknopf, bevor noch meine Trommelfelle anfingen zu bluten.
    »Was war das? «, fragte Jack. Er hatte am Straßenrand gehalten. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    »Nennen wir es einfach Umweltbelastung, okay?«, sagte ich. »Ein kleines Überbleibsel der vom Army Air Corps vor sechzig Jahren durchgeführten Tests.«
    »Sehr witzig«, sagte Wireman.
    Jack sah das Radio an. »Ich möchte es noch mal versuchen.«
    »Bitte sehr«, sagte ich und hielt mir mit meiner Hand das linke Ohr zu.
    Jack drückte den Einschaltknopf. Die diesmal aus den vier Lautsprechern des Mercedes kommenden Störungen hatten die Lautstärke eines Düsentriebwerks. Obwohl ich mir ein Ohr zuhielt, fegten sie durch meinen Kopf. Ich meinte Wireman etwas rufen zu hören, war mir meiner Sache aber nicht sicher.
    Jack stellte das Radio wieder ab, und der Höllenlärm verstummte. »Wir lassen die Musik heute mal lieber aus«, sagte er.
    »Wireman? Alles in Ordnung?« Meine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen und war mit einem leisen Dauerklingeln unterlegt.
    »Rockin’«, sagte er.
     
     
     
     
     
     
    IX Vielleicht kam Jack etwas weiter als bis zu der Stelle, an der es Ilse schlecht geworden war; vielleicht auch nicht. Das war schwer zu beurteilen, sobald die Vegetation einen umringte. Die Straße wurde zu einer schmalen Fahrspur, deren Oberfläche durch die unter ihr verlaufenden Wurzeln uneben und bucklig war. Ihr Laub bildete über uns ein Dach, das den größten Teil des Himmels verdeckte. Man kam sich vor wie in einem lebenden Tunnel. Auch bei geschlossenen Fenstern erfüllte üppig pflanzlicher Dschungelgeruch den Wagen.
    Jack testete die Federung des alten Mercedes an einem besonders tückischen Schlagloch, polterte über den jenseitigen Asphaltrand hinauf, bremste dann scharf und stellte den Automatikhebel auf P.
    »Entschuldigung«, sagte er. Seine Lippen zitterten, und seine Augen waren zu groß. »Mir ist...«
    Ich wusste genau, was ihm war.
    Jack fummelte die Tür auf, beugte sich hinaus und übergab sich. Ich hatte gedacht, dass der Geruch des Dschungels (in dem wir uns kaum eine Meile vom Palacio entfernt befanden) schon im Auto stark gewesen war, aber was durch die offene Tür hereinflutete, war zehnmal berauschender: dick und grün und bösartig lebendig.Trotzdem konnte ich in dieser Masse aus Dschungelgrün keine Vögel rufen hören. Das einzige Geräusch kam von Jack, der sein Frühstück von sich gab.
    Danach sein Mittagessen. Schließlich sank er matt in den Fahrersitz zurück. Er fand also, ich sähe wieder aus wie ein Schneehuhn? Das war irgendwie komisch, denn an diesem frühen Nachmittag Mitte April war Jack Cantori so blass wie der März in Minnesota. Statt wie einundzwanzig sah er wie ein kranker Mittvierziger aus. Muss der Thunfischsalat gewesen sein, hatte Ilse gesagt, aber der war es nicht gewesen. Etwas aus dem Meer, das stimmte, aber kein Thunfisch.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Der Geruch, glaub ich... dieser faulige Dschungelgeruch...« Seine Brust hob sich krampfartig, er machte irgendwo tief in der Kehle urk und beugte sich wieder hinaus. Diesmal verfehlte seine Hand das Lenkrad, und wenn ich ihn nicht am Kragen gepackt und zurückgerissen hätte, wäre er mit dem Gesicht voraus in seiner eigenen Bescherung gelandet.
    Er lehnte sich zurück: die Augen geschlossen, das Gesicht schweißnass, stoßweise hechelnd.
    »Am besten bringen wir ihn in den Palacio zurück«, sagte Wireman. »Tut mir leid um die Zeit - Teufel, mir tut’s um ihn leid -, aber dieser Scheiß ist nicht in Ordnung.«
    »Aus Perses Sicht ist er genau in Ordnung«, sagte ich. Mein schlimmes Bein juckte nun fast so stark wie mein Arm. Ich fühlte mich wie unter Strom. »Das ist ihr kleiner Giftgürtel. Wie steht’s mit dir, Wireman? Was macht dein Magen?«
    »Dem fehlt nichts, aber mein schlimmes Auge - das eine, das früher schlimm war - juckt wie Teufel, und mein Kopf summt irgendwie. Wahrscheinlich von dem verdammten Radio.«
    »Das Radio kann nichts dafür. Und

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