Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
Mai 2011 bestätigt der Bundesgerichtshof diese Entscheidung. Die Presse stellt heraus, dass Prof. Möller nunmehr möglicherweise finanziell ruiniert sei, denn Herrmann bezifferte seinen Schaden auf acht Millionen Mark. Vogel aber blieb ungeschoren.
Prof. Möller sollte auch noch anderweitig in Erscheinung treten. Als der erste Prozess gegen Max Strauß vor dem Landgericht Augsburg begann, attestierte er in einem zur Vorlage bei Gericht bestimmten Gutachten, im Falle einer Verurteilung sei Max Strauß selbstmordgefährdet.
Angesichts all dessen, was ihm widerfuhr, ist es nachvollziehbar, dass Herrmann sich mit dem skandalös rechtswidrigen Verhalten der Staatsanwaltschaften München und Augsburg und den schrägen Gerichtsurteilen nicht abfinden wollte und abfinden will.
Sein Fall war wegen der geltend gemachten Verstrickung des früheren CSU -Politikers Vogel ein politischer Fall. Damit bestand für die Staatanwaltschaft automatisch kraft Dienstvorschrift die Pflicht, nach oben zu berichten. Das begründet den Verdacht, dass die Nichtverfolgung der Strafanzeigen Herrmanns auf eine »Weisung von oben« zurückging und dass die merkwürdigen Gerichtsurteile durch eine Anregung »von oben« geprägt wurden. Die Parallelen zum Fall Mollath sind erkennbar.
Ein Rücktritt der Justizministerin Merk könnte Herrmann neue Perspektiven eröffnen.
Die paranoide Wahnsymptomatik des Ingenieurs Gustl Mollath
»Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.« So beginnt Franz Kafkas berühmter Roman Der Prozess . Er endet damit, dass Josef K. nach einem abstrusen Verfahren vor den Toren der Stadt exekutiert wird.
Ein Bittbrief
Einige Wochen, nachdem mein Buch Macht und Missbrauch erschienen war, befand sich unter den zahlreichen Zuschriften, die ich erhielt, ein seltsamer Brief. Absender war ein Insasse des Bezirkskrankenhauses Bayreuth namens Gustl Mollath. Ein Bezirkskrankenhaus ist in Bayern das, was man früher eine Irrenanstalt nannte. »Seit vier Jahren gehe ich durch die Hölle«, schrieb Mollath, denn er werde zu Unrecht seit Jahren zwangsweise in der Psychiatrie festgehalten. Ich war äußerst skeptisch. In die Irrenanstalt kommt man nicht ohne Weiteres.
Was der Häftling da ausbreitete, war eine bizarre Story. Er behauptete, er habe Jahre zuvor riesige Schwarzgeldverschiebungen in die Schweiz, durch die HypoVereinsbank Nürnberg, bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Seine Ehefrau sei bei dieser Bank beschäftigt gewesen und habe dort Schwarzgeldkunden betreut, sie habe sogar selbst als Kurier das Schwarzgeld in die Schweiz gebracht. Weil er befürchtete, dass sie bei Entdeckung jahrelang ins Gefängnis kommen würde, habe er versucht, die HypoVereinsbank und seine Ehefrau von diesen Steuerhinterziehungen abzubringen, jedoch ohne Erfolg. Daraufhin sei es zu ehelichen Spannungen gekommen, und seine Frau habe ihn schließlich verlassen.
Nach der Trennung habe sie gegen ihn Strafantrag gestellt mit der falschen Anschuldigung, von ihm schwer misshandelt worden zu sein. Zugleich habe sie bei Gericht beantragt, ihn auf seinen Geisteszustand hin untersuchen zu lassen. Er sei jedoch völlig unschuldig gewesen. Dennoch habe ihn das Gericht als gemeingefährlich in die Psychiatrie eingewiesen mit der Begründung, die von ihm behaupteten Schwarzgeldverschiebungen seien Wahnvorstellungen und er leide unter schwerer Paranoia. Er, Mollath, bitte mich, ihm zu helfen.
Dieser Räuberpistole sollte ich Glauben schenken? Andererseits wartete Mollath in seinem Brief mit so vielen Einzelheiten und mit so vielen Namen von Verantwortlichen und Schwarzgeldkunden auf, dass ich mir sagen musste, das könne nicht alles erfunden sein. Also rief ich Mollath im Bezirkskrankenhaus Bayreuth an.
Zu meinem Erstaunen schilderte mir Mollath seinen Fall ganz ruhig und geordnet. Verzweiflung klang nur auf, als er beklagte, er sei all seiner Habe beraubt, er habe nicht einmal mehr ein Bild seiner Mutter. Ich sagte ihm zu, alles zu prüfen. Dazu würde ich unbedingt das Urteil des Landgerichts und das medizinische Einweisungsgutachten benötigen. An diese Unterlagen zu gelangen erwies sich indessen als schwierig. Ich erhielt sie erst Ende Februar 2011 von Mollaths Rechtsanwalt Hans-Berndt Ziegler in Marburg.
Am 21 . Februar 2011 besuchte ich Mollath im Bezirkskrankenhaus Bayreuth, begleitet von drei seiner Freunde, die von seiner Unschuld überzeugt waren. Ein Flugzeugbauer,
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