Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
anderer Delikte zu Gefängnisstrafen verurteilten Dieter Holzer in Golfe Juan. Ex-Bundespräsident Wulff, dies nur am Rande, konnte immer vorrechnen, wie viel er für seine Ferienaufenthalte bei reichen Freunden bezahlt hat, musste trotzdem zurücktreten und sieht sich nun einer Anklage wegen einer nicht ganz geklärten Hotelübernachtung im Wert von wenigen hundert Euro ausgesetzt.
Als die Argirov-Klinik in Kempfenhausen zur Regierungszeit Stoibers ein Hyperthermiegerät, Kosten circa 1 , 5 Millionen Mark, von der Regierung von Oberbayern finanziert bekommen wollte, lehnte diese ab, weil das Behandlungsverfahren damals noch nicht wissenschaftlich anerkannt war und nur ein schmaler Topf an Fördermitteln zur Verfügung stand. Daraufhin soll die Sozialministerin Christa Stewens persönlich angerufen und gemeint haben, die Regierung möge doch über ihren Schatten springen. Eine schriftliche Weisung blieb jedoch aus. Deshalb gewährte die Regierung von Oberbayern keine Fördermittel.
Dass ein Anliegen von Argirov Chefsache war, ist schon von Anbeginn so gewesen. Ein Ministerialrat aus dem Innenministerium erzählte mir, er sei eines Tages wegen Argirov zu seinem Staatssekretär gerufen worden, da Argirov, der in Bulgarien ausgebildet worden war, nur eine Teilapprobation gehabt habe, aber eine volle Approbation beantragt hatte. Die Voraussetzungen hierfür hätten nach der einschlägigen Verordnung indes nicht vorgelegen. Der Staatssekretär gab zu erkennen, dass er unter Druck von Strauß stehe. Er erteilte Weisung, die beantragte Approbation zuzuerkennen. Als die SPD -Landtagsabgeordnete Carmen König darauf den Verdacht rechtswidriger Einfluss nahme von oben äußerte, wies das Innenministerium dies harsch zurück: Es sei bezeichnend für sie, »wie rücksichtslos sie Verdächtigungen auf Kosten anderer in den Raum stelle«.
Der Blumenhof
Anscheinend war Strauß schon früher an einem Projekt sehr interessiert gewesen, das ebenfalls im Dienste der Gesundheit stand. Bei einer Lesung im Alten Rathaus zu Regensburg kam ein Herr R. auf mich zu, der sich als früherer, langjähriger regionaler CSU -Schatzmeister vorstellte. Er beklagte sich bei mir bitter über Strauß. Er erzählte: Als junger Mann sei er im Kurhotel Blumenhof in Bad Aibling beschäftigt gewesen. Der Eigentümer habe damals überraschenderweise in der Umgebung saure Wiesen erworben, weil er »hintenherum« erfahren habe, dass die Staatsregierung ein Programm zur Entwässerung solcher Wiesen auflegen werde – damit wären die Wiesen ungleich mehr wert gewesen. Er, R., habe damals auch gehört, Strauß sei an dem Kurhotel wirtschaftlich beteiligt. Tatsächlich sei Strauß, in jenen Tagen noch Bundesverteidigungsminister, einige Male auf dem Blumenhof erschienen. Später habe der Unternehmer, weil er sich mit einem anderen Projekt übernommen hatte, mit circa 80 Millionen Mark bankrott gemacht. Er, R., habe eine Banklehre absolviert und sei schließlich zum Bankvorstand aufgestiegen. In dieser Funktion sei es ihm gelungen, in großem Umfang für die CSU Parteispenden zu werben.
Aufgrund seiner Verdienste sei er bei der Feier zum 40 -jährigen Bestehen der CSU in München Strauß vorgestellt worden. Strauß, von Tochter Monika begleitet, habe zu ihm gesagt, er freue sich, ihn kennenzulernen. Er habe erwidert: »Herr Ministerpräsident, wir sind uns schon einmal begegnet.« Strauß: »Wo?« Er habe geantwortet: »Im Kurhotel Blumenhof.« Daraufhin habe sich Strauß abrupt, ohne ein weiteres Wort zu sagen, von ihm abgewendet – ihn vor allen umstehenden Fotografen und anderen Begleitern brüskierend. R. zeigte mir Fotos dieser Szene. Weiter erzählte er, dass ihn Monika Hohlmeier später gefragt habe, was denn damals los gewesen sei. Er habe es ihr geschildert. Daraufhin habe sie gesagt, der Papa habe damit klarstellen wollen, dass er »mit der Sache« nichts zu tun habe. Warum wohl? War hier denn etwas anrüchig?
Die Stiftung für kranke Kinder
Die Eigentümer des Baur-Versandunternehmens in Burgkunstadt, Friedrich und Kathi Baur, verfügten 1957 in einem gemeinsamen Testament, dass nach ihrem Tod mehrere Testamentsvollstrecker ihr Unternehmen und die von ihnen gegründete Stiftung betreuen sollten. Die Erträge der Stiftung sollten der Erforschung und Behandlung von Kinderkrankheiten, insbesondere neuromuskulärer Art wie Kinderlähmung, dienen. Einer der Testamentsvollstrecker sollte der jeweilige bayerische Ministerpräsident sein. 1984 übernahm
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