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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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dass Geld fließt, das nicht in der Partei landet. Ich wusste nur, was über die offiziellen Konten der Partei lief.« Und der Spiegel berichtete 1996 unwidersprochen, aus zufällig gefundenen Akten des CSU -Schatzmeisters Pohle erschließe sich, dass der Bundesverteidigungsminister Strauß seit 1962 über seinen Strohmann Friedrich Zimmermann an einer Baugesellschaft namens Bauunion beteiligt war, und zwar mit »Spendengeldern, die der Partei zugedacht waren und eigentlich in die Parteikasse gehört hätten«. Unter Berufung auf einen der CSU -Schatzmeister berichtete der Spiegel , dass Strauß von CSU -Sonderkonten Geld entweder gar nicht oder höchst ungern an die Schatzmeister weitergegeben habe. Selbst dann nicht, wenn das Geld dringend gebraucht wurde.
    Später bekräftigte der frühere Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann in einem Interview vom 16 . November 2010 mit dem Journalisten Egmont Koch, dass die Partei von dem Geld auf den Sonderkonten nichts gesehen habe. Von anderer Seite war zu erfahren, dass es bei der Deutschen Bank ein Konto gab, über das Strauß allein verfügungsberechtigt war. Wie vereinbarte sich das mit den Aufgaben des Schatzmeisters? Dem CSU -Landesverband gegenüber soll sich Strauß darüber hinaus hartnäckig geweigert haben, über die Verwendung der auf diesem Konto eingegangenen Gelder Auskunft zu geben. Was waren denn dann die Prüfungsberichte wert, die die Wirtschaftsprüfer zu erstellen hatten?
    Zum Zeitpunkt des Todes von Strauß war die CSU sogar faktisch pleite, weil sie keinen Zugriff auf das Geld hatte, wie Ministerpräsident Streibl später preisgab. Schon als CSU -Generalsekretär habe er damit Probleme gehabt. Wenn er Strauß damit konfrontiert habe, dass kein Geld mehr da sei, sei Strauß in die Schweiz gefahren und habe Geld geholt. Daraus resultiert die Frage: Wie viel von dem von Strauß vereinnahmten Geld floss zu Lebzeiten der Partei zu? Wie viel davon war nach seinem Tod noch da? Auf den Konten in der Schweiz offenkundig nichts. Denn die Geschwister Strauß haben erklärt, es habe sich um Konten gehandelt, auf denen ihre Eltern eigenes Geld angelegt hätten, demnach war das privates Geld.
    Wer nun geglaubt haben sollte, dass sich die Parteispitze, zumal der CSU -Vorsitzende Seehofer, umgehend zu dem bereits in meinem Buch Macht und Missbrauch hart belegten Verdacht, der große Vorsitzende habe seine eigene Partei betrogen, erklären würde, sah sich getäuscht. Obwohl der Vorwurf gegen den verklärten Patron ungeheuerlich war. Schließlich ging es um die Veruntreuung von vielen Millionen, um schwere Straftaten der Untreue und der Unterschlagung. Aufklärung war Seehofer schon den Parteimitgliedern schuldig. Doch was geschah? Er und die Parteispitze hüllten sich in Schweigen. Man sah sich nicht gewillt, vielleicht ja auch außerstande zu dementieren. Was soll man dazu noch sagen?
    Die AVIA-Ölgesellschaft
    Die Verdienste von F. J. Strauß um eine gesicherte Versorgung der Bevölkerung mit Erdöl spiegeln sich in den Ergebnissen intensiver Recherchen wider, welche die Journalisten Rudolf Lambrecht und Michael Mueller in ihren 2010 erschienenen Buch Die Elefantenmacher dargelegt haben. Sie spürten folgende, hier gedrängt wiedergegebene Vorgänge auf:
    Als Strauß 1980 als Kanzler kandidierte, war dies ganz im Sinne des saudi-arabischen Königshauses. Die Saudis erhofften sich von ihm eine Lockerung der deutschen Beschränkungen für Rüstungsexporte, vor allem wollten sie den Kampfpanzer Leopard 2 kaufen. Karlheinz Schreiber zufolge sagte der saudi-arabische Botschafter zu, dass die Saudis die CSU und Strauß im bevorstehenden Wahlkampf finanziell unterstützen wollten. »Strauß sollte«, so Schreiber, »einen Dollar pro Barrel Öl bekommen und ich auch.«
    Diese Angaben decken sich mit einer eidesstattlichen Versicherung, die ein Mitstreiter Schreibers abgegeben hat. Unter Bezug auf ein Gespräch vom 30 . Januar 1980 in der saudischen Botschaft in Bonn heißt es darin, der bevollmächtigte Minister Youssuf Mottabakani habe erklärt, »dass Saudi-Arabien bereit sei, über Ölverträge und damit zu machende Kommissionen der CSU und Strauß finanziell zu helfen, um die Wahl für Strauß zu gewinnen«.
    Tatsächlich wurde in Riad ein Vertrag zwischen der saudischen Ölgesellschaft Petromin und der deutschen Ölhandelsorganisation AVIA mit Sitz in München unterschrieben. Schreiber war daran allerdings nicht beteiligt. Der Vertrag war sensationell, weil die

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