Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
Landtag wandte, wurde dieser von Finanzminister Erwin Huber mit unwahren Angaben bedient. Noch kurz vorher war Fischer-Stabauer vom Finanzministerium wegen seiner sehr geschickten Verhandlungen im Prozess gegen Johannes Zwick gelobt worden – er hatte 30 Millionen Mark Steuern hereingeholt.
Verhielt es sich mit Edmund Stoiber anders? »Und schließlich bleibt die Grundlage meiner Politik das klare Bekenntnis zum christlichen Sittengesetz«, schreibt er in seinen Memoiren. Dass er sich dazu bekannte, trifft zu. Doch die Praxis zeigte das genaue Gegenteil. Man braucht nur an das Strafverfahren wegen Bestechlichkeit gegen Erich Riedl, CSU -Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, zu denken, das sechs Jahre lang offengehalten wurde, obwohl die Staatsanwaltschaft Augsburg es einstellen wollte, oder daran dass Stoiber wider besseres Wissen den Justizminister Alfred Sauter zum Sündenbock für die hundertfachen Millionenverluste der Landeswohnungs- und Städtebaugesellschaft Bayern machte, obwohl er selbst der Hauptverantwortliche war. Die Beispiele für die »christlichen« Praktiken des Edmund Stoiber ließen sich beliebig vermehren.
Auf einem eigens hierfür anberaumten Treffen der »Veteranen« der CSU im November 2010 in Wildbad Kreuth wurde über das künftige Werbeetikett der Partei beraten. Es war offenbar dringend zu klären, wie man sich den Wählern fürderhin darstellen sollte. Aufgrund der vielen Affären war das recht schwierig geworden! Zunächst herrschte, wie die Presse berichtete, ziemliche Ratlosigkeit. Schließlich kam man überein, sich zumindest auf den Begriff »konservativ« zu einigen. Doch dann stellte Seehofer als vorderster Bannerträger klar, nicht das Konservative, sondern das »Christlich-Bayerische« sei das Leitbild. Da hatte er wahr gesprochen. Wenn man hinter die Kulissen schaute, konnte man immer wieder diese von Strauß und Stoiber überkommene angeblich »bayerische« Ausprägung des Christlichen wahrnehmen.
Die christliche Sittsamkeit als politische Waffe und Werbeinstrument
Als Angela Merkel Bundeskanzlerin geworden und Edmund Stoiber als Superminister auf sich zu nehmen bereit war, sagte dieser im letzten Moment ab. Er erklärte plötzlich, er wolle in München bleiben. Da der SPD -Vorsitzende Franz Müntefering zurückgetreten sei, müsse er als CSU -Vorsitzender auch nicht mehr in Berlin sein. Das war eine nicht nachvollziehbare Logik. Und tatsächlich: Stoiber hatte den Bürgern die Unwahrheit aufgetischt. In der CSU -Spitze sprach sich bald herum, dass Karin Stoiber gegen die Übersiedlung ihres Gatten nach Berlin ein harsches Veto eingelegt hatte. Edmund Stoiber musste schließlich kläglich zugeben, dass doch nicht Franz Müntefering die Ursache für seinen Rückzug aus Berlin gewesen sei, sondern eine drohende eheliche Krise: »Meine Ehe war in Gefahr, meine Frau wäre nicht mitgegangen« – so zitierte ihn Rudolf Erhard in seinem Buch Edmund Stoiber. Aufstieg und Fall . Und schrieb weiter, sogar bayerische Kabinettsmitglieder hätten verschiedentlich Journalisten darauf angesprochen, warum sie denn nichts über die »angebliche« Affäre Stoibers, so war offenbar Stoibers Bekenntnis (miss-) verstanden worden, berichten würden. Da Kabinettsmitglieder sich jedoch hüten würden, Gerüchte über ihren Chef zu verbreiten, versuchte der Journalist mit dieser Quellenangabe, das Adjektiv »angebliche« gleichzeitig zu neutralisieren. Offenbar ist dies gelungen, denn von einer Klage Stoibers gegen diese Buchpassage wurde nichts bekannt.
Auch über eine andere CSU -Größe gab es schon Spekulationen. In geselliger Runde, es war ein Kreis seriöser Herren, ging eine sehr bekannte Schauspielerin plötzlich aus sich heraus – ein, zwei Gläser Wein hatten ihre Zunge gelöst. Ja, sie habe einen unehelichen Sohn, gestand sie. Der Vater sei eine hochstehende Persönlichkeit. Der Sohn sei bestens versorgt, ein entsprechendes Übereinkommen garantiere dies. Vor dessen Unterzeichnung sei sie in die Staatskanzlei bestellt worden. Dort habe man sie bearbeitet, und sie habe sich schriftlich verpflichten müssen, über den Vater ihres Sohnes zu schweigen. Aber die Schauspielerin gab dann doch einen Fingerzeig: »Warum heißt er denn mit Vornamen …?« In zwei Fernsehsendungen erzählte sie nur von ihrem ehelichen Kind, den unehelichen Sohn ließ sie unerwähnt. Ein bisschen allerdings verplapperte sie sich, sodass doch aufschien, dass es da noch einen Sohn gab.
Der frühere
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