Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)
Finanzminister von Waldenfels zog es vor, in einer Fernsehsendung lediglich von seinen vier Kindern zu reden, ein uneheliches Kind mit einer PR-Lady in Nürnberg unterschlug er geflissentlich. Die Presse berichtete darüber in Schlagzeilen.
Horst Seehofer brachte es fertig, sich mit seiner Familie in der Bunten Illustrierten im Wohnzimmer unterm Kreuz zu präsentieren, sein harmonisches Familienleben bei den Wählern zur Werbung einsetzend – und das zu einer Zeit, als er schon eine Geliebte in Berlin hatte. Als Ministerpräsident bekannte er in einer Neujahrsansprache, er schöpfe seine »ganze Kraft aus einer intakten Familie«.
In einem anderen Fall gelang es dem Vernehmen nach einem CSU -Politiker, seinen Konkurrenten zu überreden, von einer Kandidatur für eine Spitzenposition Abstand zu nehmen – indem er ihn sanft auf dessen heimliche Geliebte in München und das uneheliche Kind hinwies. So konnte er selbst aufrücken.
Keinen Hehl machte der frühere stellvertretende CSU -Vorsitzende und stellvertretende Ministerpräsident Ludwig Huber, dem man mehrere Liebesverhältnisse nachsagte, aus seiner Beziehung zu Renate Thyssen. Er brachte sie sogar zu einem staatlichen Empfang mit, sehr zum Entsetzen von Alfons Goppel und anderen CSU -Spitzenpolitikern. Aber so viel Ungeniertheit war die Ausnahme.
Ein früherer CSU -Minister wurde von einem engen Mitarbeiter gewarnt, dass ihm seine außereheliche Affäre gefährlich werden könnte, sie sei nicht jedermann verborgen geblieben. Der Minister erwiderte: »Sie haben recht«, erhob sich und verließ den Raum. Einige Zeit später nahm er den Beamten auf die Seite: »Sie müssen das verstehen. In der Partei hat man nur Feinde. Da muss man sich an jemanden anlehnen können. Und meine Frau lässt es halt nicht mehr zu.« Aber anscheinend überforderte ihn die Doppelbelastung. Als ich einmal zu einer Besprechung in sein Ministerium kam, trat ein mit mir gut bekannter Beamter, der für die Festsetzung der staatlichen Beihilfe zuständig war, an mich heran: Der Minister habe Ausgaben für Stärkungsmittel bei ihm zur Beihilfe eingereicht. »Was soll ich nur machen?«, fragte er mich. »Wenn es Vitamintabletten wären oder ähnliche Mittel, aber so etwas …« Da war guter Rat teuer.
Ein Kabinettsmitglied war mit Begleitung im Münchner Fasching unterwegs. Auf dem Heimweg kam es zu einem Verkehrsunfall. Eine Frauengestalt sprang aus dem Wagen und flüchtete. Hätten die Ehefrau und die Presse davon erfahren, so wäre das für den Herrn sehr peinlich gewesen. Er rief seinen Fahrer an und bat ihn um Hilfe. Dieser beteuerte gegenüber der Polizei, er sei die vermeintliche Frau gewesen, habe sich als solche verkleidet. Merkwürdig daran ist, dass in diesem Fall der Herr den Chauffeur gefahren hätte. Und wer vergnügt sich im Fasching ausgerechnet mit seinem Fahrer? Gleichwohl präsentierte sich der CSU -Politiker werbewirksam mit Ehefrau und Kindern auf einer Broschüre, die er vielfach drucken und verteilen ließ.
Ein früherer, allgemein als rigoros und katholisch sittenstreng bekannter Spitzenpolitiker erklärte nach Jahren seiner Ehefrau, ungeachtet der gemeinsamen Kinder, er wolle sich von ihr trennen. Seitdem soll er, wie ein ehemaliges Kabinettsmitglied zu wissen glaubt, mit seinem Freund zusammenleben.
Ein Politiker mit viel Geltung in der CSU heiratete eine wohlhabende Frau. In einem Ehevertrag wurde, wie es hieß, vereinbart, dass ihm nach einer bestimmten Frist die Hälfte ihres Vermögens zufallen solle. Als die Frist um war, ließ er sich scheiden.
Anspruch und Wirklichkeit – in keiner Partei ist die Kluft so groß wie in der CSU , nicht an der Basis, sondern in der Spitze. Um es klar zu sagen: Die geschilderten Fälle sind lediglich Beispiele, die sich beachtlich vermehren ließen.
Die christlichen Wähler im Lande dürfen derlei jedoch um Himmels willen nicht erfahren. Sie könnten sonst das Vertrauen in die zur Schau gestellte christliche Moral und damit auch in die politische Integrität ihrer obersten Entscheidungsträger verlieren. Verfehlt wäre es allerdings, sämtliche Spitzenpolitiker der CSU unter Verdacht zu stellen. Max Streibl etwa konnte derlei nicht nachgesagt werden. Wohl deshalb wandte sich, wie kolportiert wird, die verzweifelte Ehefrau eines Ministers mit einer »Aufsichtsbeschwerde« an ihn, weil ihr Mann ein Verhältnis mit seiner Sekretärin habe. Das hatte für den Minister, wie es hieß, Konsequenzen.
Wie man das aufgezeigte
Weitere Kostenlose Bücher