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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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alles genauestens gestimmt, was die Presse geschrieben habe.
    Bundeskanzler Adenauer konnte einen anderen Bundesminister der CSU , einen Klassenkameraden von Strauß, mit der Frage disziplinieren: »Weiß eigentlich Ihre Frau, dat Sie hier in Bonn eine Geliebte hab’n?« An Strauß brauchte er diese Frage nicht zu richten, seine Ehefrau Marianne konnte Einschlägiges ja in den Zeitungen lesen. Man hätte sich nicht gewundert, wenn sie ihn mit den Kindern, die damals noch recht klein waren, verlassen hätte. Indes, dazu kam es dann doch nicht. Marianne zog nicht aus.
    Als Strauß 1971 wieder in New York war, dieses Mal in Begleitung seines engen Vertrauten Walter Schöll, wurde er von zwei Prostituierten ausgeraubt, als er des Nachts nach der Rückkehr ins Hotel nochmals allein zu einem Streifzug aufgebrochen war. Etwa ein Jahr vorher war seine Affäre mit einer 17 -jährigen Gymnasiastin aus Köln zu Ende gegangen. Er, damals Bundesfinanzminister, hatte sie hingebungsvoll betreut und ihr aus Dankbarkeit einen gebrauchten VW geschenkt.
    In einem Fernsehgespräch mit Golo Mann im Jahr 1980 , dem Jahr seiner Kanzlerkandidatur, empfahl sich Strauß mit dem Ausspruch: »Ich stehe auf der Grundlage des christlichen Sittengesetzes in der weitesten Auslegung seines Textes« (Bernd Engelmann, S. 148 ). Indessen war im Leben und Wirken des F. J. Strauß durchgängig das Gegenteil der Fall, egal, ob es sich um Macht, Geld oder Frauen handelte.
    Eduard Zwick, der Bäderkönig, erzählte 1994 gegenüber dem Spiegel , er, Strauß, Dannecker und Schöll hätten sich einmal in Wien in einem verschwiegenen Etablissement vergnügt. Die Puffmutter habe ihnen schließlich angeboten, sich am Umbau einer Edelabsteige finanziell zu beteiligen. Sie habe ihnen ein Zimmer gezeigt, in dem einst ein österreichischer Adeliger beim Liebesspiel sein Leben ausgehaucht habe. Sie hätten sich die Pläne zuschicken lassen, sich fantastische Gewinne ausgerechnet. Dennoch hätten sie schließlich von einer finanziellen Beteiligung Abstand genommen, weil sie erkannt hätten, dass sie sich die Beteiligung an einem Bordell doch nicht erlauben könnten.
    Wie schon erwähnt, berichtete Zwick, er habe zu den Geburtstagsfeiern von Strauß in Südfrankreich jeweils leichte Damen einfliegen lassen. Zweimal versuchten einzelne Damen, Zwick mit Hinweis auf Strauß zu erpressen, eine wurde, wie Zwick preisgab, mit 60 000 Mark Schweigegeld abgefunden – so Wolfram Bickerich in seiner Strauß-Biografie.
    Die Kabarettistin Lisa Fitz erzählte in ihrer vor Kurzem erschienenen Autobiografie, Strauß habe sie, als sie Anfang 20 (und Strauß demnach etwa 56 ) war, einmal angerufen, zum Abendessen in sein Stammlokal eingeladen und sie anschließend in eine private Absteige abgeschleppt. Sie habe dann aber gegen Mitternacht einen Rückzieher gemacht, weil er so hässlich gewesen sei. Der Journalist Rudolf Lamprecht berichtet, es hätte dem früheren Bundesinnenminister Hermann Höcherl und dem CSU -Bundestagsabgeordnete Hans Drachsler besonderes Vergnügen bereitet, ihm bei einem Treffen die Frauenaffären von Strauß in Bonn aufzulisten.
    Strauß-Biograf Bickerich wusste auch ansonsten von den »vielen Frauen daneben und dazwischen« zu berichten, »die der Kurzweil dienten«.
    Dass der Vorsitzende der Christlich-Sozialen Union sich nahm, was er nur kriegen konnte, plauderte schon früher Hendlkönig Friedrich Jahn aus. Gegenüber Landesbankpräsident Ludwig Huber bekannte er, er habe Strauß Kellnerinnen zur Verfügung gestellt. Und Franz Dannecker habe Strauß Prostituierte aus der Verdistraße in München besorgt. Ludwig Huber hielt das in einer eidesstattlichen Versicherung vom 18 . Dezember 1987 fest. Von zwei anderen Unternehmern heißt es ebenfalls, dass sie Strauß Liebesdienerinnen bereitgestellt hätten.
    Auf seine Ehefrau Marianne nahm Strauß keine Rücksicht. Von einem der von Jahn bezahlten Besuche von Strauß und seiner Ehefrau auf dem Wiener Opernball berichtet eine zuverlässige Quelle, in der Loge hätten auch zwei junge, hübsche Damen gesessen. Strauß habe sie trotz der Gegenwart seiner Frau Marianne auf seine Weise »bewundert«. Diese sei außer sich gewesen. Man habe sie nur mit größter Mühe wieder beruhigen können.
    Marianne Strauß dürfte oft traurig über all die Gerüchte gewesen sein, wird erzählt. Kein Wunder. Am 22 . Juni 1984 fährt sie in ihren Heimatort Rott am Inn, besucht dort unter anderem alte Freunde. Als sie abends von dort

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