Wahnsinn
brachte ihm das Fahrradfahren bei.
Die alltägliche harte Arbeit, einen kleinen Jungen großzuziehen, blieb dennoch zum großen Teil an ihr hängen. Sie legte die Regeln fest und sorgte dafür, dass sie auch eingehalten wurden. Dabei kam sie sich häufig vor wie die böse Hexe im Märchen, was ihr ein schlechtes Gewissen bereitete. Aber das lag wohl in der Natur der Sache. Aber verglichen mit vielen anderen Kids war Robert ein pflegeleichtes Kind.
Robert war nicht das Problem.
Arthur war das Problem.
Er schien sich mit der Zeit immer mehr zurückzuziehen. Sie redeten weniger miteinander, und es gab auch immer weniger, worüber sie miteinander reden konnten. Er wirkte launisch und abwesend. Außer im Schlafzimmer.
Aber auch das war ein Problem.
Er wollte immer häufiger Analsex.
Sie verabscheute diese Art von Sex. Hasste ihn regelrecht. Es war, als müsste man ganz dringend, konnte aber nicht. Stattdessen wurde alles nur noch weiter hineingedrückt. Es fiel ihr inzwischen leichter als am Anfang, seinem Willen zu entsprechen, aber das machte die Sache kein bisschen weniger abstoßend. Es kam so weit, dass sie sich vor dem Sex mit ihm fürchtete, da sie nie wusste, ob er es auch in dieser Nacht wieder von ihr wollte.
Ständige Anspannung und Sex waren eine schlechte Kombination.
Sie hatte so gut wie keine Orgasmen mehr.
Ihm schien das nichts auszumachen. Auch das verletzte sie.
Einmal verweigerte sie sich ihm einfach.
Es war einer von den Tagen, an denen alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht. Die Toilette war defekt und sie konnte nur mit Mühe einen Klempner organisieren. Die Warterei auf den Mann brachte den Nachmittag so durcheinander, dass sie Cindy, deren Tochter Gail in derselben Klasse wie Robert war, darum bitten musste, ihn von der Schule abzuholen und zu Hause abzusetzen. Dann hatte Robert auch noch einen seiner seltenen, aber wirklich üblen Wutanfälle, weil sein Gameboy nicht funktionierte und sie keine Reservebatterien im Haus hatten. Er tat, als wäre es ein Weltuntergang, so dass sie ihn regelrecht hinausdrängte und ihm befahl, fürs Erste draußen zu spielen. In der Hektik hatte sie dann um ein Haar die Lasagne anbrennen lassen.
Und an diesem Abend wollte Arthur sie auch noch in den Arsch ficken. Himmel.
»Nein«, sagte sie.
»Warum nicht?«
Sie war todmüde. »Nein, Arthur. Bitte nicht heute Abend.«
»Wieso?«
»Weil ich nicht will. «
»Aber ich will.«
»Ein andermal, Arthur. Okay?«
Es war nicht okay. Er stürmte aus dem Zimmer, schlug die Tür zu und weckte den fünfjährigen Robert, dem sie anschließend erklären musste, warum Daddy heute Nacht im Gästezimmer schlief.
Sie erzählte ihm etwas über eine Erkältung und Bazillen.
Arthur schmollte und grollte über eine Woche lang. Er sprach so gut wie kein Wort mit ihr, und das wenige, was er von sich gab, waren zum Großteil Gemeinheiten. Er ignorierte Robert fast vollständig. Der Junge merkte, dass etwas nicht stimmte, und machte einen ungewöhnlich großen Bogen um seinen Vater. Es war fast so, als würde Robert ihm nicht über den Weg trauen. Trotzdem konnte sie erkennen, dass der Junge verletzt war und sich zurückgewiesen fühlte. Es tat ihr in der Seele weh. Außerdem beunruhigte es sie, dass Arthur ihre Probleme auf ihren Sohn abwälzte, als wollte er Robert dafür in Sippenhaft nehmen.
Als würde sie mit einem boshaften kleinen Jungen zusammenleben, der die Macht besaß, ihr und Robert nach Lust und Laune das Leben zur Hölle zu machen. Und der eindeutig darauf aus war, genau das zu tun.
Schließlich trat er eine mehrtägige Geschäftsreise an. Als er wiederkam, schien der Vorfall Schnee von gestern zu sein.
Doch sie verweigerte sich ihm nie wieder.
Das war es nicht wert.
Sie musste schließlich auch an Robert denken.
Sie widersetzte sich ihm auch an dem Abend nicht, als er aus Concorde nach Hause kam und seine kleine schwarze Tasche voller Spielsachen dabeihatte.
Grinsend leerte er die Tasche neben ihr auf dem Bett aus.
»Es geht um Fantasie«, sagte er. »Um Fantasie und um Vertrauen, verstehst du? Ist mal was anderes. Das wird lustig.«
Lustig für wen?, dachte sie.
Es war allerdings mal was anderes.
Vier schwarze Lederfesseln mit Silberringen, zwei für die Handgelenke und zwei schwerere, breitere für die Fußknöchel.
Vier lange, dünne Silberketten.
Acht doppelseitige Karabinerhaken, um die Ketten miteinander zu verbinden.
Und eine kurze, geflochtene schwarze Lederpeitsche.
»Das ist
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